Kingstonit

Mineral aus der Gruppe der Sulfide

Kingstonit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der idealisierten, chemischen Zusammensetzung Rh3S4[1], ist also chemisch gesehen ein Rhodiumsulfid. Da Kingstonit in der Natur allerdings neben dem Rhodium immer auch geringe Anteile an Iridium und/oder Platin enthält, wird die Formel meist mit (Rh,Ir,Pt)3S4[3] angegeben. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente können sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.

Kingstonit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1993-046[1]

IMA-Symbol

Kgs[2]

Chemische Formel Rh3S4[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/D.02
II/D.02-060

2.DA.25
02.10.02.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12[3]
Gitterparameter a = 10,4616(5) Å; b = 10,7527(5) Å; c = 6,2648(3) Å
β = 109,000(5)°[3]
Formeleinheiten Z = 6[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6[4]
Dichte (g/cm3) berechnet: 7,52[3]
Spaltbarkeit gut nach [001][3]
Bruch; Tenazität schwach muschelig; spröde[3]
Farbe bräunlichgrau
Strichfarbe schwarz
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Kingstonit konnte bisher nur in Form hypidiomorpher bis xenomorpher Einschlüsse von etwa 15 bis 40 µm Größe[4] in einem Platin-Eisen-Nugget gefunden werden. Das Mineral ist undurchsichtig, von bräunlichgrauer Farbe bei schwarzer Strichfarbe und zeigt einen metallischen Glanz.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde Kingstonit 1993 am Bir Bir River bei Yubdo (Joubdo; Youbdo; Joubda) nahe Gimbi in der äthiopischen Region Oromia und beschrieben durch C. J. Stanley, A. J. Criddle, J. Spratt, A. C. Roberts, J. T. Szymański und M. D. Welch, die das Mineral nach Gordon Kingston (ehemals von der Cardiff University), um seine Beiträge zur Mineralogie der Platingruppen-Elemente sowie der Geologie der Erzlagerstätten zu würdigen.[3]

Klassifikation

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Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Kingstonit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur < 1 : 1“, wo er zusammen mit Cuproiridsit, Cuprorhodsit, Ferrorhodsit, Malanit und Xingzhongit die eigenständige Gruppe II/D.02 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kingstonit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die neu definierte Abteilung der „Metallsulfide mit dem Stoffmengenverhältnis M : S = 3 : 4 und 2 : 3“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhältnis, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : S = 3 : 4“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.DA.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kingstonit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Wilkmanit, Brezinait und Heideit in der „Wilkmanitgruppe“ mit der System-Nr. 02.10.02 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m + n) : p = 3 : 4“ zu finden.

Kristallstruktur

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Kingstonit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 10,4616(5) Å; b = 10,7527(5) Å; c = 6,2648(3) Å und β = 109,000(5)° sowie 6 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

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Über die genauen Bildungsbedingungen ist bisher nichts bekannt, da Kingstonit bisher nur in einer Probe gefunden wurde, einem 1,5 cm großen Nugget und Typmaterial des Minerals Prassoit.[4] Die Lagerstätte, aus der die Probe stammt, besteht aus den Gesteinen Dunit und Pyroxenit. An weiteren Mineralvergesellschaftungen konnten noch Bowieit, Cuprorhodsit, Ferrorhodsit, Isoferroplatin, Laurit, Osmium und Tetraferroplatin nachgewiesen werden.

Außer seiner Typlokalität Bir Bir River in Äthiopien konnte das Mineral bisher (Stand: 2011) an keinem weiteren Ort nachgewiesen werden.[5]

Siehe auch

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Literatur

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  • Kingstonite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 318 kB; abgerufen am 20. Juni 2019]).
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Einzelnachweise

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  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f g h C. J. Stanley, A. J. Criddle, J. Spratt, A. C. Roberts, J. T. Szymański, M. D. Welch: Kingstonite, (Rh,Ir,Pt)3S4, a new mineral species from Yubdo, Ethiopia. In: Mineralogical Magazine. Band 69, August 2005, S. 447–453 (englisch, rruff.info [PDF]).
  4. a b c Andrew J. Locock, Paula C. Piilonen, T. Scott Ercit, Ralph Rowe, Uwe Kolitsch: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 91, 2006, S. 710–715 (englisch, minsocam.org [PDF; 157 kB; abgerufen am 20. Juni 2019]).
  5. Kingstonite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 20. Juni 2019 (englisch).