Kirch Mulsow
Kirch Mulsow ist ein Ortsteil der Gemeinde Carinerland im Westen des Landkreises Rostock in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland).
Kirch Mulsow Gemeinde Carinerland
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Koordinaten: | 53° 58′ N, 11° 42′ O | |
Höhe: | 66 m ü. NHN | |
Fläche: | 14,51 km² | |
Einwohner: | 298 (31. Dez. 2017)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 21 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 26. Mai 2019 | |
Postleitzahl: | 18233 | |
Vorwahl: | 038297 | |
Lage in Mecklenburg-Vorpommern
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Geografie
BearbeitenDas Dorf Kirch Mulsow liegt in einem Grundmoränengebiet zwischen Wismar und Bad Doberan, etwa 13 km südöstlich vom Salzhaff. Das Gelände erreicht im Passberg an der Kreisgrenze zum Landkreis Nordwestmecklenburg eine Höhe von 110 m ü. NHN.[2] Sehenswert ist die namensgebende schlichte Dorfkirche, ein gotischer Feld- und Backsteinbau mit Holzturm.
Zu Kirch Mulsow gehören Clausdorf, Garvensdorf und Steinhagen.
Geschichte
Bearbeiten1845 bestand die Ortschaft aus Dorf, Hof und Pfarrkirche, 33 Höfe und 266 Einwohnern.[3] Mitte des 19. Jahrhunderts wurde bei einer Volkszählung unterschieden in Hof Kirch Mulsow mit gesamt 75 Einwohnern und Dorf Kirch Mulsow mit 183 Einwohnern.[4] 1896 gehörten nach dem damaligen Güter-Adressbuch Mecklenburg zur Gemarkung Kirch Mulsow vom Hufenstand 1182 bonitierte Scheffel 1/16. Dies entspricht 237 ha Fläche,[5] Grundherr war die Landesherrschaft, Dominial-Amt Bukow zu Neubukow.
Am 1. Juli 1950 wurde die bisher eigenständige Gemeinde Steinhagen nach Kirch Mulsow eingegliedert. Mit Wirkung zum 26. Mai 2019 wurde Kirch Mulsow in die nordöstlich benachbarte Gemeinde Carinerland eingemeindet.[6] Letzter Bürgermeister war Thomas Jenjahn.
Ortsteile
Bearbeiten- Clausdorf
- Prägend für die Ortschaft war das Rittergut Clausdorf. Dieses gehörte in der Mitte[7] des 18. Jahrhunderts der Familie von Oertzen. Ab 1811 befand sich das Allodialgut im Besitz der Schriftstellerin Maria Sophie Christiane von Plessen, geborene von Fick (1783–1851), und ihres Gatten, Kammerherrn Friedrich Ludwig Carl Ulrich von Plessen (1781–1853). Nach 1822 ließ sich die Kammerherrin im Oertzen’schen Herrenhaus in Bützow[8] nieder und übertrug die Bewirtschaftung des Gutes bis zum Jahr 1840.[9][10] Ab 1841 ging das Rittergut in den Besitz von Christian Johann Friedrich Reichhoff über.[11] Vor 1900 ist Karl Reichhoff als Clausdorfer Grundbesitzer nachgewiesen.[12] Zuletzt war es allodialer Besitz der Familie von Zeppelin, vertreten durch Friedrich von Zeppelin (1855–1932), verheiratet mit der Domänenratstochter Frieda Mierendorff.[13] Zeppelin war des Weiteren Gutspächter von Tressow bei Schwinckendorf und Rechtsritter im Johanniterorden. Letzte Gutsherrin auf Clausdorf wurde 1932 die Tochter Emma, vermählt mit dem späteren Major Rudolf von Stojentin, der auch das örtliche Gut leitete. Im Ort bestanden Ende der 1920er Jahre der 44 ha Hof der Marion von Bülow sowie der 23 ha Betrieb des Joachim Pahren.
- Garvensdorf
- Im Mittelpunkt der Ortshistorie steht das ehemalige Gut der Familie Reichhoff. Die Tochter von Christian Reichhoff und Henriette Rössner, Christiane (1846–1878),[14] heiratete 1867 den nachmaligen Oberst a. D. Hubert von Platen-Zubzow (1838–1915).[15] Dadurch gelangte der bürgerliche Besitz in die Hände der alten pommerschen Adelsfamilie von Platen. Im Minorat übernahm der jüngste Sohn der Familie, Rittmeister Henning von Platen (1877–1960) Gut Garvensdorf. Er[16] war zuvor auf dem Gymnasium Friderico-Francisceum zu Doberan und trat dann in Tradition des alten Landadels ebenso der alten Kongregation des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem bei und wurde zum Vorsitzenden des Platen`schen Familienverbandes gewählt und lebte nach der Bodenreform zuletzt in Hamburg.[17] Gut Garvensdorf war freies Eigentum der Familie und nicht fideikommissarisch gebunden. Die Besitzgröße vor der großen Wirtschaftskrise umfasste 330 ha Land.
- Steinhagen
- Das Gut Steinhagen gehörte in jüngerer Zeit der briefadeligen Familie von Liebeherr. Die Familie erhielt einst den rittermäßigen Reichsadelsstand 1731 für die Anerkennung von Leistungen mehrerer Generationen in Alten-Stettin und als Gutsherren in Pommern. Karl Albrecht von Liebeherr wurde gar Generallandschaftsrat, faktisch die höchste Instanz der pommerschen Ritterschaftbanken als Kreditgeber für die Güter und andere land- und forstwirtschaftliche Betriebe unabhängig von Status und Herkunft. Sein Sohn Wilhelm von Liebeherr (1769–1842), großherzoglich mecklenburgischer Distriktoberst[18] war schon Gutsbesitzer auf Steinhagen. Nach genealogischen Quellen des Gothaischen Hofkalenders stiftete die Familie für Steinhagen einen Familienfideikommiss. Liebeherr-Steinhagen war mit Johanne Charlotte Haag verheiratet. Ihr Sohn Theodor von Liebeherr-Steinhagen (1810–1869) hatte als Titulatur inne die Funktionen eines Klosterhauptmanns zu Dobbertin und die eines mecklenburgischen Drostes. Er war standesgemäß mit Ulrike von Levetzow liiert.[19] Als Erbe wurde der Sohn Ulrich von Liebeherr (1856–1938)[20] bestimmt. Damals beinhaltete Gut Steinhagen 392 ha. Der Gutsbesitzer von Liebeherr war vormals aktiver Offizier und verpachtete vor 1928 das Gut an Otto Bugisch. Steinhagen beinhaltete 391 ha. Davon waren 50 ha Waldbesitz.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenDas ehemalige Gutshaus Garvensdorf[21] ist kulturelles Zentrum mit einem kleinen Kino, Musik- und Bildungsveranstaltungen. Es ist aktives Mitglied und Vertretung im Verbund der kulturellen Kinos, Filmkommunikation Landesverband Mecklenburg-Vorpommern. Überregional bekannt ist es auch als Bildungsort und praktische Forschungsstelle für Lehmbautechniken. Jährlich wird ein Filmfest und ein Lehmfest veranstaltet.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Rudolf von Liebeherr, preußischer Generalmajor; in Steinhagen geboren
- Maximilian von Liebeherr, Kurator der Universität Rostock; in Steinhagen geboren; Bruder des Vorherigen
- Dr. phil. Heinrich Peters, geboren 1860 in Garvensdorf, Oberlehrer, Diss. 1884 De recensendis Herodoti historiarum libris; sowie lit. Beiträge zur Heilung der Überlieferung in Quintilians Institutio oratoria[22]
Sport
BearbeitenDie Herrenmannschaft des Fußballvereins Mulsower SV spielt derzeit in der Landesklasse-Staffel III.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2017 (XLS-Datei) (Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011)
- ↑ Richard Lehmann. Centralkommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland (Hrsg.): Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde. 1886. Band 1, I. Geschiebestreifen. Der mecklenburgische Höhenrücken etc. Geinitz. J. Engelhorn, Stuttgart 1886, S. 224 (google.de [abgerufen am 28. März 2022]).
- ↑ Johann Friedrich Kratzsch: Neuestes und gründlichstes Alphabetisches Lexicon der sämmtlichen Ortschaften der Deutschen Bundesstaaten. 1845. Zweite Abtheilung erster Band. Eduard Zimmermann, Naumburg 1845, S. 749 (google.de [abgerufen am 28. März 2022]).
- ↑ Beiträge zur Statistik Mecklenburgs. 1863. In: Großherzoglich Statistisches Bureau (Hrsg.): Öffentliche Bekanntmachungen. 3. Erstes Heft. Verteilung der Volkszahl im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin, Nr. 1860, 1861, 1862. Bärensprung. In Commssion der Stillerschen Hofbuchhandlung (C. Bolhoevener), Schwerin 1863, S. 2 (google.de [abgerufen am 28. März 2022]).
- ↑ Güter-Adreßbuch Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. 1896. Verzeichnis sämmtlicher Güter der Ritterschaft und des Großherzoglichen Domaniums, sowie der Erbpachthöfe, die einen Hufenstand von mehr als 350 bonitirten Scheffeln haben. Nach amtlichen Quellen und aufgrund direkter Angaben bearbeitet. In: GAB Handbuch. Dom. - Amt Bukow zu Neubukow. C. Brünslow`schen Hofbuchhandlung. (E. Brückner), Neubrandenburg 1896, S. 4 (google.de [abgerufen am 28. März 2022]).
- ↑ Bekanntmachung des Ministeriums für Inneres und Europa vom 21. März 2019, AmtsBl. M-V S. 415
- ↑ Georg Christian Lisch, f. Ernst Saß: Urkundliche Geschichte des Geschlechts von Oertzen. In: Familien-Chronik. Als Manuskript gedruckt Auflage. Vierter Theil, Der mecklenburgischen Häuser und der älteren Zweige des Hauses Alt-Helpte. Fünfte Abtheilung. Neueste Geschichte. Seit 1700. In Commission der Stiller`schen Hofbuchhandlung, Schwerin 1886, S. XIII–104 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 27. März 2022]).
- ↑ Maria Sophie Christiane von Plessen, namentlich erwähnt. In: Stadt Bützow (Hrsg.): Historisches Archiv Bützow, Feldregister. 1835.
- ↑ Großherzogliches Statistisches Amt: Großherzoglich-Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender 1811–1841. Bärensprungsche Hofbuchdruckerei, Schwerin.
- ↑ Kammerherrin Maria Sophie Christiane von Plessen. In: Mecklenburg-Schwerin Volkszählung, 1819, Ritteramt Bukow, Clausdorf. S. 1.
- ↑ Großherzogliches Statistisches Amt: Großherzoglich-Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender. Bärensprungsche Hofbuchdruckerei, Schwerin 1841, S. 63.
- ↑ Programm der Großen Stadtschule zu Wismar – Gymnasium und Realschule – zu Wismar. Ostern 1892. 1892. Progr. No. 651 Auflage. Geschichte der Grossen Stadtschule zu Wismar. Verzeichnis der Schüler nach 1833, 93. Karl Reichhoff. Eberhardt`sche Hof-und Ratsbuchdruckerei (vormals D. C. Hinstorff), Wismar 1892, S. 56 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 27. März 2022]).
- ↑ Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Frhr. v. Lyncker u. Ehrenkrook, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel). 1960. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014; Nachfolger "des Gotha". Band V, Nr. 24. C. A. Starke, 1960, ISSN 0435-2408, S. 527–528 (d-nb.info [abgerufen am 27. März 2022]).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1905. 6. Auflage. Platen. Justus Perthes, Gotha 5. November 1904, S. 622 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 27. März 2022]).
- ↑ Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Jürgen v. Flotow, Detlev Frhr. v. Hammerstein-Retzow: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert). 1953. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, Vorgänger des Gothaischen Genealogischen Handbuch (ab 2015). Band I, Nr. 5. C. A. Starke, 1953, ISSN 0435-2408, S. 237–238 (d-nb.info [abgerufen am 27. März 2022]).
- ↑ W. Kühne: Programm des Groszherzoglichen Gymnasium Friderico-Francisceum zu Doberan. Ausgegeben Ostern 1895. Schulnachrichten. 1895. Progr. Nr. 674 Auflage. Ober-Tertia, Henning von Platen aus Garvensdorf. Hermann Rehse & Co, Doberan 1895, S. 19 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 27. März 2022]).
- ↑ Walter v. Hueck, Erik Amburger, Dick van Duijn, Friedrich Wilhelm Euler, Silve-Marie v. Hueck geb. v. Bentivegni: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel). 1975. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA. Band XIII, Nr. 60. C. A. Starke, 1975, ISSN 0435-2408, S. 416–417 (d-nb.info [abgerufen am 27. März 2022]).
- ↑ Gottlieb Matthaeus Karl Masch: Mecklenburgisches Wappenbuch. In: Johann Gottfried Tiedemann (Hrsg.): MWB. Subscribenten-Verzeichniss, 114. v. Liebeherr. Druck von J. M. Oeberg, Rostock 1837, S. 27–41 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 27. März 2022]).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1910. In: "Der Gotha" - Hofkalender. Vierter Jahrgang Auflage. Briefadelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. L, Liebeherr. Justus Perthes, Gotha 22. Oktober 1909, S. 471–473 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 27. März 2022]).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. B. 1935. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B. Adelige Häuser des seit Anfang des 15. Jahrhunderts bis zur Neuzeit nachgewiesenen deutschen Erbadels (späterer rittermäßiger Landadel, patrizischer Stadtadel, Reichsbriefadel, Landesbriefadel, Uradel und alter Adel nichtdeutschen Ursprungs, Offiziers- und Beamtenadel). 27. Auflage. Liebeherr. Justus Perthes, Gotha November 1934, S. 363–364 (d-nb.info [abgerufen am 28. März 2022]).
- ↑ http://guteshaus.de/
- ↑ Wilhelm Wittich: Realgymnasium zu Cassel. Rückschau auf die fünfundzwanzigjährige Geschichte des Casseler Realgymnasiums. In: Jahresbericht von Ostern 1893 bis dahin 1894. Beilage. Progr. - Nr. 403 Auflage. Verzeichnis der Lehrer von 1869–94, Nr. 86. Buchdruckerei Gebr. Schneider, Cassel 1894, S. 31 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 27. März 2022]).