Kirschenrummel ist eine verharmlosende Bezeichnung für eine Hungerrevolte am 7. Juni 1920 in Graz.
Mit dem Anwachsen der materiellen Not nach Ende des Ersten Weltkrieges eskalierten die Ereignisse in Graz. Ausschlaggebend für den Aufstand am 7. Juni 1920 waren erhöhte Marktpreise, insbesondere die Kirschenpreise, weshalb sich Frauen am Wochenmarkt auf dem Kaiser-Josef-Platz zusammenschlossen, um gegen die Preise zu protestieren.[1] Dabei gingen die Frauen von Stand zu Stand, forderten leistbare Preise und hinterließen einen zertrümmerten Marktplatz. Danach zogen sie weiter auf den Jakominiplatz, wo sich laufend weitere Menschen der Protestbewegung anschlossen. Die eintreffende Exekutive wurde mit Steinen beworfen, was zum Einsatz von Säbeln und Bajonetten der Exekutive führte und erste Verletzte forderte. Zeitungsberichten zufolge zogen sich in der Zwischenzeit die Frauen, die den Protest begonnen hatten, zurück, und die Gruppe ging mit antisemitischen Parolen und Übergriffen weiter in Richtung Annenstraße. Durch das gewaltsame Einschreiten der Exekutive starben insgesamt zwölf Menschen, 18 wurden schwer verletzt, von denen weitere vier starben.[2][3]
Eine durch die Frauen eingeforderte Preissenkung wurde daraufhin durch eine Kommission zur Preisregelung gewährleistet: Ab dem 12. Juni 1920 wurden die Marktpreise festgelegt und Zuwiderhandelnde mussten mit einer Strafe rechnen.[2]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Norbert Mayer: Graz vom Krieg bis zum Anschluss. In: DiePresse.com. 2. November 2018, abgerufen am 3. April 2019.
- ↑ a b Robert Engele: Nicht nur die Kirschen waren blutrot. In: Austria-Forum. 2012, abgerufen am 3. April 2019.
- ↑ Ludmilla Reisinger: Künstlerin Eva Ursprung über Feminismus im Annenviertel. In: annenpost.at. 14. November 2017, abgerufen am 3. April 2019.