Klaus Funke (Physikochemiker)
Klaus Funke (* 16. Dezember 1944 in Schreiberhau, Niederschlesien; † 21. Oktober 2024[1]) war ein deutscher Physikochemiker. Er war zwischen 1979 und 1985 Professor an der Universität Hannover und von 1985 bis zu seiner Emeritierung 2010 Professor an der Universität Münster. Er forschte auf dem Gebiet der Festkörperionik.
Leben
BearbeitenFunke legte 1963 sein Abitur an der Tellkampfschule in Hannover ab. Er erwarb 1968 ein Physik-Diplom in Göttingen und wurde 1970 bei Wilhelm Jost in Göttingen promoviert. Als Post-Doktorand war er 1973 am Institut Laue-Langevin in Grenoble. Er habilitierte 1976 in Göttingen in Physikalischer Chemie. Ab 1979 war er Professor an der Leibniz-Universität Hannover und Leiter der Elektrochemie und von 1981 bis 1983 Dekan des Fachbereichs Chemie in Hannover. 1985 wurde er als Nachfolger von Ewald Wicke Professor und Leiter des Instituts für Physikalische Chemie in Münster. Dort richtete er 1998 die 97. Bunsentagung aus.
1979 war er Mitgründer der Zeitschrift Solid State Ionics. 1980 erhielt er den Walter-Schottky-Preis der DPG[2] und 1997 die Wilhelm-Jost-Gedächtnismedaille[3]. Ab 2000 war er im Beirat des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung in Stuttgart, 2003 und 2004 war er Erster Vorsitzender der Bunsengesellschaft[4] (und danach zwei Jahre stellvertretender Vorsitzender) sowie von 2007[5] bis 2009 Präsident der International Society for Solid State Ionics (ISSI).[6][7] Von 2001 bis 2003 war er Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Universitätsprofessoren und -professorinnen (ADUC) in der Gesellschaft Deutscher Chemiker.
Er erforschte die Bewegung von Ionen in Festkörpern (Festelektrolyte) und ungeordneten Strukturen, das heißt in kristallinen, geschmolzenen, glasförmigen oder polymeren Ionenleitern. Dazu entwickelte er mit seiner Arbeitsgruppe analytische Modelle wie das Sprungrelaxationsmodell (Jump Relaxation Model JRM[8]), das Concept of Mismatch and Relaxation (CMR) und die Mismatch Generated Relaxation for the Accommodation and Transport of IONs (MIGRATION) als Modellierung des elementaren Transportschritts eines einzelnen Ions im Festkörper. Die Modelle verglich er mit experimentell gewonnenen Leitfähigkeitsspektren der Ionen, die von 10−3 bis 1014 Hertz und damit über 17 Größenordnungen in der Frequenzskala reichen. Von 2000 bis 2009 und damit während der gesamten Laufzeit des Sonderforschungsbereichs 458 Ionenbewegung in Materialien mit ungeordneten Strukturen – vom Elementarschritt zum makroskopischen Transport war er dessen Sprecher.[4][9][10]
2010 wurde Funke emeritiert.[4] Mit Stand Oktober 2019 hatte Funke 123 in der Datenbank Scopus erfasste Arbeiten publiziert,[11] zuletzt zwei 2015 erschienene Arbeiten[12][13] zum Verhalten von Festelektrolyten, vor allem der elektrischen Leitfähigkeit. Er hatte laut Scopus bis zum Oktober 2019 einen h-Index von 32 erreicht.[11]
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Klaus Funke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage (Stand 2017) seiner Arbeitsgruppe in Münster ( vom 5. Februar 2017 im Internet Archive)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Traueranzeige in den Westfälischen Nachrichten vom 1. November 2024, abgerufen am 2. November 2024
- ↑ Preisträgerinnen und Preisträger. In: DPG > Auszeichnungen > DPG-Preise > Walter-Schottky-Preis > Preisträgerinnen und Preisträger > 1980. Deutsche Physikalische Gesellschaft DPG, abgerufen am 27. Oktober 2019.
- ↑ Preisträger: Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (AdW). In: Akademie der Wissenschaften zu Göttingen > Preise > Kategorien > Wilhelm-Jost-Gedächtnismedaille > Preisträger. Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, 11. Februar 2019, archiviert vom am 8. April 2019; abgerufen am 28. Oktober 2019.
- ↑ a b c upm/ch: Festkolloquium zur Emeritierung. Institut für Physikalische Chemie ehrt Prof. Dr. Klaus Funke. In: Kommunikation – WWU News. Westfälische Wilhelms-Universität Münster WWU, 26. Februar 2010, abgerufen am 27. Oktober 2019.
- ↑ Norbert Frie: Präsident kommt aus Münster. In: Informationsdienst Wissenschaft (idw) > Pressemitteilung: Präsident kommt aus Münster. Informationsdienst Wissenschaft (idw), 18. Juli 2007, abgerufen am 28. Oktober 2019.
- ↑ ISSI: About. In: International Society for Solid State Ionics – ISSI > About > ISSI Past Presidents. International Society for Solid State Ionics ISSI, abgerufen am 27. Oktober 2019 (englisch).
- ↑ upm/ch: Ionenleitende Materialien. Prof. Funke gab Vorsitz internationaler Gesellschaft ab. In: Kommunikation > WWU News. Westfälische Wilhelms-Universität Münster WWU, 7. August 2009, abgerufen am 27. Oktober 2019.
- ↑ Klaus Funke: Jump relaxation in solid electrolytes. In: Progress in Solid State Chemistry. Band 22, Nr. 2. Elsevier, Januar 1993, S. 111–195, doi:10.1016/0079-6786(93)90002-9.
- ↑ DFG – GEPRIS – SFB 458: Ionenbewegung in Materialien mit ungeordneten Strukturen - vom Elementarschritt zum makroskopischen Transport. In: GEPRIS (Geförderte Projekte Informationssystem). Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG, abgerufen am 28. Oktober 2019.
- ↑ Christina Heimken: Tanz der Ionen. In: Informationsdienst Wissenschaft (idw) > Pressemitteilung. Informationsdienst Wissenschaft (idw), 16. August 2007, abgerufen am 28. Oktober 2019.
- ↑ a b Scopus preview – Author details – Funke, Klaus. In: Scopus. Elsevier B.V., abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
- ↑ Klaus Funke, Radha D. Banhatti, Layla G. Badr, David M. Laughman, Himanshu Jain: Toward understanding the second universality—A journey inspired by Arthur Stanley Nowick. In: Journal of Electroceramics. Band 34, Nr. 1. Springer, Februar 2015, S. 4–14, doi:10.1007/s10832-014-9898-0.
- ↑ Klaus Funke, R.D. Banhatti, P. Grabowski, J. Nowinski, W. Wrobel: Low-temperature α-AgI confined in glass: Structure and dynamics. In: Solid State Ionics. Band 271. Elsevier B. V., März 2015, S. 2–9, doi:10.1016/j.ssi.2014.09.033.
Personendaten | |
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NAME | Funke, Klaus |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physikochemiker |
GEBURTSDATUM | 16. Dezember 1944 |
GEBURTSORT | Schreiberhau |
STERBEDATUM | 21. Oktober 2024 |