Klaus Vollmer (Theologe)

deutscher Theologe und Autor zahlreicher Bücher

Klaus Vollmer (* 30. Dezember 1930 in Berlin; † 4. Juni 2011 in Uelzen) war ein deutscher Autor und evangelisch-lutherischer Theologe. Er arbeitete als Pastor und Evangelist in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hannovers.

Vollmer war gelernter Maschinenschlosser und wollte ursprünglich Ingenieur werden. Auf einer Veranstaltung des CVJM hörte er 1948 einen Vortrag von Johannes Busch. Er entschloss sich danach, Evangelist zu werden. 1952 bis 1955 erhielte er seine theologische Ausbildung an der Evangelistenschule Johanneum in Wuppertal. Von Olav Hanssen, dem damaligen theologischen Leiter des Johanneums, wurde sein Denken nachhaltig geprägt. Auf dessen Empfehlung hin kam er ab 1955 als Mitarbeiter an die Evangelische Akademie Loccum. 1958 wurde er Mitarbeiter des Amtes für Missionarische Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und wirkte danach als Evangelist im Reisedienst in Veranstaltungen der Kirchengemeinden und der landeskirchlichen Zeltmission. Durch seine Ordination am 1. Juli 1962 wurde er Pastor der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hannovers.

Landesbischof Hanns Lilje vertrat die Auffassung, dass Volksmission und Kirchenmission unlösbar zusammengehören, und versetzte ihn 1968 zur Hermannsburger Mission. Anschließend war sein Arbeitsgebiet nicht nur auf die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers beschränkt. Sein Reisedienst brachte ihn auch ins Ausland.[1] Er arbeitete vom 1. September 1972 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 30. Dezember 1995 in der Volksmission, den späteren Missionarischen Diensten im Amt für Gemeindedienst der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers (heute Haus kirchlicher Dienste). Nach der Wende von 1989 war er auch in den neuen Bundesländern und in Russland tätig.

Als Evangelist beteiligte er sich an Evangelisationen und Glaubenskonferenzen in Deutschland und in den Jahren 1974 bis 2004 in Südafrika. Neben der evangelistischen Arbeit hatte Vollmer das Ziel, ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende für die Kirche zu gewinnen. Ab 1972 wirkte er in der Gruppe 153 – Ev.-luth. Missiondienst e.V. mit, die sich als Impulsbewegung für Mitarbeitende in den Gemeinden verstand. Aus Anfängen in der Studentenarbeit im Jahr 1968 gründete er 1977 die evangelische Bruderschaft Kleine Brüder vom Kreuz (heute: Evangelische Geschwisterschaft) mit Sitz in Hermannsburg und einem seit 1978 betriebenen Zentrum auf Hof Beutzen, wo Vollmer auch langjährig wohnte.

Vollmer unternahm Vortragsreisen nach Asien, Osteuropa, Südamerika und Südafrika. Einige Ansprachen wurden auf Schallplatten veröffentlicht. Seine Bücher behandeln Themen der Glaubensvermittlung.

Er war 51 Jahre lang mit Kristin Vollmer verheiratet und hatte drei Kinder und fünf Enkel.[2]

Zeitgenössische Beurteilung

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Der Theologe Burghard Krause beurteilte Vollmer 2011 folgendermaßen: „Klaus Vollmer hatte ein selten gewordenes Charisma: das Charisma des Evangelisten. Nachweislich haben viele Menschen durch seine Verkündigung zum Glauben gefunden. Er war ein leidenschaftlicher Prediger und hatte die beeindruckende Fähigkeit, biblische Erzählungen narrativ so zu vergegenwärtigen, dass die Hörer sich in den Geschichten unmittelbar wiederfanden. Als Referent bei Mitarbeiterschulungen im In- und Ausland verstand er es, vom Glauben an Jesus Christus her eine tragfähige Lebens- und Weltdeutung anzubieten. Als Mensch war er sehr versöhnend.“[3]

Der Theologe Hans Christian Brandy sagte 2011: „Pastor Klaus Vollmer verband klare lutherische Frömmigkeit mit einer großen Weite des Denkens. In der Mitte seiner Verkündigung standen das Geheimnis der Person Jesu Christi und eine an Martin Luther orientierte Theologie des Kreuzes. Er hatte eine besondere Gabe, junge Menschen zu gewinnen, sie intellektuell herauszufordern und im Glauben voranzubringen. Viele, die ihn gehört haben, entschieden sich für einen Dienst in der Kirche. Für wichtige Impulse sind ihm viele Menschen in der Kirche dankbar. Ich persönlich bin es auch.“[3]

Philipp Elhaus schrieb 2011 über Vollmer: „Er entwickelte neue Formate der evangelistischen Verkündigung wie die Lords Party in den 1970er Jahren und setzte frühzeitig Akzente im Bereich der missionarischen Gemeindeentwicklung. Ohne Berührungsängste suchte er das Gespräch mit Natur- und Geisteswissenschaften und stellte sich einem interreligiösen Dialog, der Raum für das wechselseitige Zeugnis der eigenen Wahrheitsgewissheit bot. Sein Vortragsstil war herausfordernd und konnte provozieren. Als Mensch wirkte er versöhnlich.“[4]

Missbrauchsvorwürfe

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Vorwürfe wegen möglichem sexualisierten Machtmissbrauch durch Vollmer wurden einer breiteren Öffentlichkeit im Jahr 2022 bekannt.[5] Er soll in einer Bruderschaft junge Männer sexuell bedrängt haben[6], was von der Anfangszeit der 1977 von Vollmer gegründeten Bruderschaft Kleine Brüder vom Kreuz bis zu Beginn der 1990er Jahre erfolgt sei.[7] Die Vereinigung Evangelische Geschwisterschaft als Nachfolgeorganisation der Bruderschaft hatte 2019 nach dem Bekanntwerden von früheren sexuellen Beziehungen und sexuellen Übergriffen eine Aufarbeitungskommission beauftragt.[8] In der 2022 vorgelegten Studie der Kommission äußert der als externer Gutachter beigezogene Hamburger Therapeut und Theologe Christian Braune: „Klaus Vollmer hat es in den Jahren seiner Tätigkeit in der Evangelisch-lutherischen Kirche verstanden, bewusst, zielgerichtet und konsequent Bedingungen zu schaffen, die es ihm erlaubten, missbräuchliche grenzverletzende sexuelle Beziehungen zu jungen Männern aufzunehmen.“[9] In der Studie kommt Braune zu der Einschätzung, die mangelnde Personalaufsicht der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers habe den Missbrauch mitermöglicht. Das Landeskirchenamt Hannover leitete in diesem Zusammenhang disziplinarische Vorermittlungen ein, weil die Landeskirche Informationen zu einem möglichen sexuellen Missbrauch an einem damals Minderjährigen durch den Pastor unvollständig und falsch an die 2019 eingesetzte interne Aufarbeitungskommission der Geschwisterschaft weitergegeben haben soll.[10]

Zur Aufklärung der Vorwürfe hält die Landeskirche einen ergänzenden Aufarbeitungsprozess für erforderlich, der durch externe Fachleute erfolgen soll.[11] Im Jahr 2022 setzte sie eine von der Landeskirche und Geschwisterschaft unabhängige Aufarbeitungskommission ein. Diese nahm Ende 2022 ihre Arbeit auf und wird voraussichtlich Ende 2024 einen Abschlussbericht vorlegen.[12]

Literatur

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  • Georg Gremels (Hg.): Alles beginnt einmal ganz klein. Klaus Vollmer im Spiegel seiner Weggefährten. Francke, Marburg 2012.
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Einzelnachweise

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  1. Jonny Pechstein: Interview mit Klaus Vollmer (Memento vom 15. Juni 2011 im Internet Archive) bei CVJM Bayern
  2. Georg Gremels: In Memoriam: „Unser Herr macht was draus“ (PDF), confessio-augustana.info, Nachruf in CA III/2011.
  3. a b Johannes Neukirch: Klaus Vollmer gestorben; Pressemitteilung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers vom 5. Juni 2011.
  4. Philipp Elhaus: Gott macht was draus. Zum Tod des Evangelisten Pastor Klaus Vollmer (Memento vom 3. September 2014 im Internet Archive; PDF; 41 kB); Nachruf der Missionarischen Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
  5. Missbrauchsvorwürfe gegen verstorbenen Pastor in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 19. Februar 2022
  6. Missbrauch in Bruderschaft? in Cellesche Zeitung vom 18. Februar 2022
  7. Unsere Geschichte bei Evangelische Geschwisterschaft
  8. Bericht der „Aufarbeitungskommission der Evangelischen Geschwisterschaft e.V“ vom Februar 2022
  9. Pastor schuf Abhängigkeitsverhältnisse bei evangelisch.de vom 18. Februar 2022
  10. Missbrauchs-Vorwürfe in Landeskirche nicht weitergegeben? bei ndr.de vom 18. Februar 2022
  11. Vorwurf der sexualisierten Gewalt gegen verstorbenen Pastor, Pressemitteilung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers vom 18. Februar 2022
  12. Vorwurf der sexualisierten Gewalt gegen verstorbenen Pastor: Aufarbeitungskommission startet mit ihrer Arbeit. 17. Oktober 2022, abgerufen am 29. August 2023.