Kleinseelheim

Dorf und Stadtteil von Kirchhain im Landkreis Marburg-Biedenkopf, Hessen, Deutschland

Kleinseelheim ist ein Stadtteil von Kirchhain im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Kleinseelheim
Stadt Kirchhain
Koordinaten: 50° 48′ N, 8° 53′ OKoordinaten: 50° 48′ 20″ N, 8° 53′ 14″ O
Höhe: 197 (195–220) m
Fläche: 7,13 km²[1]
Einwohner: 629 (30. Juni 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 88 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Februar 1971
Postleitzahl: 35274
Vorwahl: 06422
Karte
Stadtgebiet von Kirchhain mit Lage der zwölf Ortsteile

Geographische Lage

Bearbeiten

Der Ort liegt südwestlich von Kirchhain am Rand des Amöneburger Beckens. In diesem fließt die Ohm, an der zum Schutz der am Fluss gelegenen Ortschaften nördlich des Dorfs das Hochwasserrückhaltebecken Kirchhain/Ohm liegt. Nördlich vorbei am Dorf führt die etwa in West-Ost-Richtung verlaufende Landesstraße 3088.

Geschichte

Bearbeiten

Ortsgeschichte

Bearbeiten

Kleinseelheim war bereits um 1000 v. Chr. besiedelt. Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des Ortes erfolgte zwischen den Jahren 750 und 779 als „Seleheim“ in einer Urkunde des Klosters Fulda.[1]

Früher gab es im Dorf ein Vogteigut des Deutschen Ordens.

Zum 1. Februar 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Kleinseelheim im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis als Stadtteil in die Stadt Kirchhain eingegliedert.[3][4] Für Kleinseelheim, wie für alle ehemals eigenständigen Stadtteile von Kirchhain, wurde ein Ortsbezirk gebildet.[5]

 
Von links nach rechts sind die Ortsteile Kleinseelheim, Bauerbach (zu Marburg), Großseelheim, Schönbach, Niederwald, Anzefahr, Betziesdorf (im Hintergrund), Stausebach und Kirchhain sowie Himmelsberg (links dahinter) zu erkennen

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Kleinseelheim angehört(e):[1][6]

Gerichte seit 1821

Bearbeiten

Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Kirchhain war für die Verwaltung und das Justizamt Kirchhain war als Gericht erster Instanz für Kleinseelheim zuständig.[11] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Kirchhain.[12][13] Auch mit dem Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.

Bevölkerung

Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011

Bearbeiten

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Kleinseelheim 651 Einwohner. Darunter waren 18 (2,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 123 Einwohner unter 18 Jahren, 285 zwischen 18 und 49, 144 zwischen 50 und 64 und 99 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 270 Haushalten. Davon waren 75 Singlehaushalte, 69 Paare ohne Kinder und 96 Paare mit Kindern sowie 21 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 45 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 192 Haushaltungen lebten keine Senioren.[14]

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1577: 48 Hausgesesse
• 1697: 32 Häuser
• 1747: 48 Hausgesesse (288 Einwohner)
• 1838: Familien: 40 nutzungsberechtigte, 14 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 10 Beisassen
Kleinseelheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr  Einwohner
1834
  
385
1840
  
410
1846
  
426
1852
  
415
1858
  
428
1864
  
446
1871
  
457
1875
  
441
1885
  
460
1895
  
492
1905
  
525
1910
  
511
1925
  
541
1939
  
536
1946
  
778
1950
  
757
1956
  
664
1961
  
662
1967
  
677
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
651
2015
  
673
2019
  
629
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Kirchheim:[15][2]; Zensus 2011[14]

Historische Religionszugehörigkeit

Bearbeiten
 
Die evangelische Kirche von 1665
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: 434 evangelisch-lutherische, 9 römisch-katholische Einwohner
• 1885: 452 evangelische (= 98,26 %), 7 katholische (= 1,52 %), ein anderer Christ (= 0,22 %)
• 1961: 623 evangelische (= 94,11 %), 32 katholische (= 4,83 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

Bearbeiten
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1767: Erwerbspersonen: 2 Schmiede, 4 Schneider, 5 Leineweber, 3 Wirte, 4 Tagelöhner(-innen).
• 1838: Familien: 30 Ackerbau, 5 Gewerbe, 20 Tagelöhner.
• 1961: Erwerbspersonen: 172 Land- und Forstwirtschaft, 133 Produzierendes Gewerbe, 26 Handel und Verkehr, 20 Dienstleistungen und Sonstiges.

Für den Stadtteil Kleinseelheim besteht ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Kleinseelheim.[5] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 60,88 %. Alle Kandidaten gehörten der „Gemeinschaftsliste Kleinseelheim“ an.[16] Der Ortsbeirat wählte Rainer Waldhardt zum Ortsvorsteher.[17]

Infrastruktur

Bearbeiten

In Kleinseelheim gibt es eine evangelische Kirche, ein Dorfgemeinschaftshaus und verschiedene Sportanlagen.

Söhne und Töchter des Ortes

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Kleinseelheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Trennung von Justiz (Justizamt Kirchhain) und Verwaltung.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Kleinseelheim, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 21. Oktober 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Haushaltsplan 2020. In: Webauftritt. Stadt Kirchhain, S. 3, abgerufen im November 2020.
  3. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Punkt 328, Abs. 54 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 402 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  5. a b Hauptsatzung. (PDF; 193 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Kirchhain, abgerufen im November 2020.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 416 (online bei HathiTrust’s digital library).
  8. Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 115 f. (online bei Google Books).
  10. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 74.
  11. Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  12. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  13. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)
  14. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 28 und 68, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  15. Einwohnerzahlen von 30. Juni 2015. In: Webauftritt Stadt Kirchhain. (Memento vom 23. Dezember 2015 im Internet Archive)
  16. Ergebnis der Ortsbeiratswahlen 2021 in Kleinseelheim. In: Votemanager. Stadt Kirchhain, abgerufen im September 2023.
  17. Ortsvorsteher der Stadt Kirchhain. In: Webauftritt. Stadt Kirschhain, abgerufen im September 2023.