Knuckle Huck

Disziplin im Snowboard und Freeskiing

Knuckle Huck ist eine Disziplin im Snowboard und Freeskiing, die im Rahmen der X-Games bekannt wurde. Anders als im olympischen Big Air nutzen die Athleten dabei keinen Kicker, sondern eine Geländewelle und führen darüber (Sprung-)Tricks bei geringerer Anfahrtsgeschwindigkeit und vergleichsweise niedrigem Luftstand aus.

Snowboarder in Thunder Ridge beim Sprung über einen Knuckle

Knuckle ist das englische Wort für Höcker und bezeichnet im anatomischen Sinn die menschlichen Fingergelenke. Beim Knuckle Huck ist damit eine Geländewelle auf der Skipiste oder im Funpark gemeint, die den Athleten als Spielfläche für ihre Tricks dient. Unter dem Kunstwort huck versteht man im Ski-Jargon den kontrollierten Fall über eine Klippe oder eine andere Geländekante ohne große Absprungbewegung. Der Begriff hat seinen Ursprung in der Big-Mountain- und Freeride-Szene der 1990er Jahre, als Extremsportler wie Chuck Patterson alias „Huck Splatterson“ sich mit der Fallhöhe ihrer Manöver gegenseitig zu übertreffen versuchten.[1][2]

Geschichte

Bearbeiten

Knuckle Huck entstand als sportlicher Trend um das Jahr 2018. Der norwegische Snowboard-Profi Marcus Kleveland veröffentlichte in den sozialen Medien mehrere Videos von sich, die Tricks ohne große Anstrengung und Sprunghöhe zeigen. Der virale Erfolg dieser Clips erregte die Aufmerksamkeit des X-Games-Veranstalters ESPN, der Knuckle Huck im Januar 2019 erstmals ins Programm aufnahm. Eingeladen wurden Athleten, die vor allem in den Disziplinen Big Air, Halfpipe und Slopestyle erfolgreich sind. Fridtjof „Fridge“ Tischendorf gewann die erste Ausgabe mit einem Backflip Hand drag und einem Frontside 720. Tischendorfs Landsmann Kleveland hatte aufgrund einer gebrochenen Kniescheibe auf die Teilnahme verzichten müssen.[3][4] Der unter anderem von Wendy’s und Chipotle gesponserte Wettbewerb war auf Anhieb ein Publikumsliebling und blieb im Programm.[5]

2020 sicherte sich Zeb Powell den Knuckle-Huck-Sieg mit einem Coffinslide Backflip[6] und sorgte damit für die erste Goldmedaille eines Afroamerikaners in der Geschichte der Winter-X-Games.[7] Auch fand in diesem Jahr erstmals ein Wettkampf für Skifahrer statt, den Colby Stevenson für sich entschied.[8] Marcus Kleveland konnte die neue Disziplin 2022 und 2023 als erster zweimal in Folge gewinnen. 2024 fanden in beiden Sportarten erstmals Wettbewerbe für Frauen statt, aus denen Kokomo Murase und Olivia Asselin als Siegerinnen hervorgingen. Aus den D-A-CH-Ländern konnten bisher Matěj Švancer (Ski-Silber 2023), Annika Morgan (Snowboard-Silber 2024) und Sarah Höfflin (Ski-Bronze 2024) Medaillen gewinnen.

Beschreibung

Bearbeiten

Im Rahmen der X-Games nutzten die Athleten beim Knuckle Huck das Snowboard-Deck bzw. ihre Ski, den Knuckle (englisch auch Roller oder Rollover genannt) und die Landezone des Big-Air-Kickers. Die Snowboarder verlagern den Druck dabei oft auf Nose oder Tail, um ihre kurzen, aber technischen Tricks durchführen zu können.[9] Laut Antonio Olivero von Summit Daily bietet die Disziplin eine Möglichkeit, „atypische Kreativität, Style und Fähigkeiten“ zur Schau zu stellen. Die Tricks seien nicht so wuchtig und kraftvoll wie im Big Air, trotz geringerer Amplitude aber in vielerlei Hinsicht sowohl für Gelegenheitszuseher als auch für begeisterte Snowboarder „ästhetisch ansprechender“.[3] Aufgrund geringer Anforderungen an Terrain und Pistenbeschaffenheit sowie relativ einfacher Reproduzierbarkeit erfreut sich Knuckle Huck großer Beliebtheit auf Plattformen wie Instagram und TikTok.

“It’s basically just a massive roller, especially here at X Games. You just regulate your speed and do whatever you want on the knuckle. Just try to be as creative as possible and blow everybody’s mind.”

„Es ist im Grunde genommen nur eine riesige Welle, insbesondere hier bei den X-Games. Du passt einfach deine Geschwindigkeit an und tust auf dem Knuckle, was immer du willst. Versuch einfach, so kreativ wie möglich zu sein und alle umzuhauen.“

Marcus Kleveland (2021)

Pro Wettkampf treten acht Athleten an, die während einer 20-minütigen „Jamsession“ hintereinander so viele Versuche wie möglich absolvieren. Bewertet wird der Gesamteindruck aus Ausführung, technischer Schwierigkeit, Originalität und Stil. Anders als bei allen anderen Disziplinen im Freestyle-Snowboarding und -Skiing (ausgenommen SBX und Skicross) werden beim Knuckle Huck jedoch keine Wertungspunkte vergeben. Auch gibt es keine für Sportübertragungen übliche Live-Rankings. Die Rangliste der Judges wird erst nach Abschluss des Wettkampfes veröffentlicht.[9] 2019 und 2021 wurden jeweils nur die Sieger bekanntgegeben, bei allen anderen Austragungen ein voller Medaillensatz vergeben.

Siegerliste

Bearbeiten
Snowboard
X-Games Sieger Siegerin
2019 Norwegen  Fridtjof Tischendorf
2020 Vereinigte Staaten  Zeb Powell
2020 N Norwegen  Marcus Kleveland
2021 Vereinigte Staaten  Dusty Henricksen
2022 Norwegen  Marcus Kleveland
2023 Norwegen  Marcus Kleveland
2024 Kanada  Liam Brearley Japan  Kokomo Murase
Skiing
X-Games Sieger Siegerin
2019
2020 Vereinigte Staaten  Colby Stevenson
2020 N Vereinigte Staaten  Alexander Hall
2021 Schweden  Henrik Harlaut
2022 Vereinigte Staaten  Quinn Wolferman
2023 Schweden  Jesper Tjäder
2024 Vereinigte Staaten  Colby Stevenson Kanada  Olivia Asselin
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Cody Townsend: Giving a Huck – Sending the Big One Is More Art Than Crazy. The Ski Journal, 2018, abgerufen am 31. Dezember 2024 (englisch).
  2. Shane McConkey: Back Talk. Mom’s Props, Chuck’s Huck. In: Skiing. Februar 1999, S. 12 (englisch).
  3. a b Antonio Olivero: X Games Day 3 notebook: Father of knuckle huck set to soar at X Games. The Aspen Times/Summit Daily, 26. Januar 2020, abgerufen am 31. Dezember 2024 (englisch).
  4. The Birth of Knuckle Huck – World of X Games. X Games/YouTube, 3. Dezember 2020, abgerufen am 31. Dezember 2024 (englisch).
  5. Alycin Bektesh: Rollin’ with the homies: Knuckle Huck fast rising fan favorite in X Games Aspen lineup. Aspen Daily News, 31. Januar 2021, abgerufen am 31. Dezember 2024 (englisch).
  6. Antonio Olivero: Young Zeb Powell blows X Games Aspen minds with crazy knuckle huck win. Summit Daily/The Aspen Times, 27. Januar 2020, abgerufen am 31. Dezember 2024 (englisch).
  7. Nothing is Farfetched Anymore – The Zeb Powell Interview. Slush Magazine, 9. Mai 2023, abgerufen am 31. Dezember 2024 (englisch).
  8. Alex Moreno: X Games Ski Knuckle Huck. The Ski Journal, Februar 2020, abgerufen am 31. Dezember 2024 (englisch).
  9. a b Chipotle Snowboard Knuckle Huck. X Games, Januar 2023, abgerufen am 31. Dezember 2024 (englisch).