Komando Resor Militer 164/Wira Dharma (kurz Korem 164/Wira Dharma) war ein indonesischer Militärbezirk, der dem Regionalkommando des Kodam IX/Udayana mit Sitz in Denpassar (Bali) unterstellt war. Korem 164/Wira Dharma entsprach der Provinz Timor Timur, dem seit 1975 besetzten und von 1976 bis 1999 annektierten Osttimor.

Der Name „Wira Dharma“ bedeutet „Held des Dharma“.

Geschichte

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Der Korem 164/Wira Dharm wurde am 26. März 1979 mit dem offiziellen Ende der Operation Seroja zur Eroberung von Osttimor etabliert. Erster Kommandeur wurde Adolf Sahala Rajagukguk.[1]

Nach dem Unabhängigkeitsreferendum in Osttimor am 30. August 1999 und dem Beginn der folgenden Gewalt wurde am 7. September das Kriegsrecht ausgerufen und Osttimor unter die Administration von Generalleutnant Kiki Syahnakri gestellt. Am 27. September 1999 musste er die Verantwortung für Osttimor an die Internationale Streitkräfte Osttimor (INTERFET) abgeben.[2] Am 19. Oktober 1999 erkannte die Beratende Volksversammlung Indonesiens das Ergebnis des Referendums an und entließ Osttimor aus dem indonesischen Staat.[3] Am 30. März 2000 wurde Korem 164/Wira Dharma aufgelöst.[4] Letzter Kommandeur war Oberst Noer Muis.[5]

Auf dem Monument zum Gedenken der indonesischen Gefallenen der Operation Seroja stehen die Namen von über 3600 indonesischen Soldaten.[6] Die meisten Verluste hatte die indonesische Armee in den ersten Jahren der Besatzung zu beklagen.[6] In Osttimor gibt es zwölf indonesische Militärfriedhöfe mit 1124 Gräbern, den größten Friedhof in Dili.[7]

Zwischen 1975 und 1999 starben schätzungsweise 183.000 osttimoresische Zivilisten infolge der Besatzung. Neben Kampfhandlungen gab es Tote durch Morde, Krankheiten und Hunger. Hunger wurde als Waffe eingesetztund auch die Zwangsumsiedlungen führten zu Opfern. Alleine in der letzten Gewaltwelle, an der neben pro-indonesische Milizen auch Soldaten der Streitkräfte mitwirkten starben 1999 1400 bis 1500 Menschen. Der Armee werden für die Besatzungszeit zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.[8] Die meisten Verstöße wurden den Korem in den Jahren 1980–1984 zugeschrieben, als 77 % aller gemeldeten Verstöße (367/475) stattfanden, wobei die höchste Zahl im Jahr 1982 (179/475) auftrat. 80 % aller den Korem zugeschriebenen Verstöße ereigneten sich den Berichten zufolge im Distrikt Dili (375/475), aber es gab auch einzelne Jahre, in denen Verstöße auch in anderen Distrikten gemeldet wurden: Distrikt Baucau im Jahr 1983 (16/475), Manatuto im Jahr 1995 (22/475) und Oe-Cusse Ambeno im Jahr 1999 (16/475).[5]

Struktur

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Entsprechend der territorialen Struktur der Streitkräfte Indonesiens wurden analog zu den 13 Distrikten Osttimors 13 Kodim geschaffen. In Osttimor wurden zudem zwei Infanteriebataillone aufgestellt, das Infanteriebataillon 744 und das Infanteriebataillon 745.[9]

  • Kodim 1627/Dili
  • Kodim 1628/Baucau
  • Kodim 1629/Los Palos
  • Kodim 1630/Viqueque
  • Kodim 1631/Manatuto
  • Kodim 1632/Aileu
  • Kodim 1633/Ainaro
  • Kodim 1634/Manufahi
  • Kodim 1635/Covalima
  • Kodim 1636/Maliana
  • Kodim 1637/Ermera
  • Kodim 1638/Liquiça
  • Kodim 1639/Ambeno

Kommandeure

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Kommandeure der Korem 164/Wira Dharma[5]
Nr. Name Dienstzeit
1 Oberst Adolf Sahala Rajagukguk 26. März 1979 – 1982
2 Oberst Purwanto 1983 – August 1983
3 Oberst Rudjito (Rudito) August 1983 – 1984
4 Oberst Rahardjo 1984 – 1984/5?
5 Oberst Mohammad Yunus Yosfiah 1984/5 – 1987
6 Oberst Mohammed Ma’ruf 1987 – 29. April 1989
7 Oberst Rudolf Warouw 29. April 1989 – 13. Mai 1990
8 Oberst J. P. Sepang 13. Mai 1991 – 7. Januar 1992
9 Oberst Dunidja 7. Januar 1992 – 15. März 1993
10 Oberst Suntoro 15. März 1993 – 20. Juli 1993
11 Brigadegeneral Johny Lumintang 20. Juli 1993 – 5. September 1994
12 Oberst Kiki Syahnakri 5. September 1994 – 27. Mai 1995
13 Oberst George Toisutta August 1995 – 1996
14 Oberst Mahidin Simbolon Juli 1995 – 31. Mai 1997
15 Oberst Salamat Sidabutar 31. Mai 1997 – 4. Juni 1998
16 Oberst Soekotjo Hadi 1996 – Juni 1997
17 Oberst Suryo Prabowo Juni 1997 – 13. Juni 1998
18 Oberst Mudjiono 13. Juni 1998 – Mai 1999
19 Oberst Mohammed Noer Muis 13. August 1999 – 30. Mai 2000

Einzelnachweise

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  1. Ben Anderson: Indonesia. Volume 40 (1985), 131–164. Abgerufen am 8. Oktober 2013.
  2. John Braithwaite, Hilary Charlesworth, Adérito Soares: Networked Governance of Freedom and Tyranny: Peace in Timor-Leste, S. 103, ANU press 2012.
  3. Tirto.id: 19 Oktober 1999 Merdeka dari Pendudukan Indonesia, 19. Oktober 2017, abgerufen am 1. August 2019.
  4. Indonews: TNI Watch!---AKHIR KEJAYAAN KOREM 164/WIRA DHARMA, 31. März 2000, abgerufen am 24. November 2024.
  5. a b c Chega! – Abschlussbericht der Empfangs-, Wahrheits- und Versöhnungskommission von Osttimor (CAVR) (vollständiger Bericht, englisch), S. 2388–2390.
  6. a b Peter Carey: East Timor under Indonesian Occupation, 1975-99, S. 14ff., abgerufen am 6. Dezember 2018.
  7. Ernest Chamberlain: The Struggle in Iliomar: Resistance in rural East Timor Iliomar Sub-District, S. 119 ff., 2017, abgerufen am 6. November 2018.
  8. „Chapter 7.2 Unlawful Killings and Enforced Disappearances“ (PDF; 2,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  9. CAVR, S. 2390 ff.