Kondeszendenz
Kondeszendenz (von mittellateinisch condescendentia „Herabsteigen, Herablassung, Selbsterniedrigung“) ist ein vor allem in der christlichen Theologie seit den Kirchenvätern gebrauchtes Wort. Es ist hier ein ergänzender, komplementärer Begriff zu Transzendenz und bezeichnet das Herabsteigen des ewigen Gottessohns aus der Herrlichkeit des Himmels in die Gestalt eines wirklichen Menschen bis zum Tod am Kreuz, wie es im Philipperhymnus (Phil 2,5-11 EU) grundlegend ausgesagt ist.
Nach christlichem Verständnis ist die Kondeszendenz Gottes nicht nur ein vergangenes Geschehen, sondern der Grundzug seines dreifaltigen Wesens als sich verschenkende Liebe, die sich in der Barmherzigkeit Jesu irdisch abgebildet hat. An Gottes Herrlichkeit teilhaben ist danach identisch mit: sich in seine Kondeszendenz hineinnehmen lassen.
Das Wort wird besonders häufig gebraucht, um die Theologie Martin Luthers zu charakterisieren, für den sich Gottes Kondeszendenz fortsetzt in der armseligen Gestalt des gepredigten Worts und in den Gestalten des Abendmahls.
Literatur
Bearbeiten- Christoph Henschen: Erniedrigung Gottes und des Menschen Erhöhung. Eine systematisch-theologische Studie zu Luthers Abendmahlslehre nach der Schrift Daß diese Wort Christi „Das ist mein leib“ noch fest stehen (1527) (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 23 Theologie, Band 900), Lang, Frankfurt am Main u. a. 2010, ISBN 978-3-631-59888-7 (Dissertation Universität Göttingen 2008/2009, 423 Seiten).
- Markus Piennisch: Kommunikation und Gottesdienst: Grundlinien göttlicher Zuwendung in Bibel und Verkündigung, Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1995, ISBN 3-7751-2356-3 (Dissertation Katholieke Universiteit Leuven 1994, 234 Seiten unter dem Titel: Kommunikation der Kondeszendenz – die Entwicklung schöpfungstheologischer und heilsgeschichtlicher Grundstrukturen mit Anwendung auf den Dienst am Wort).
- Christina Reuter: Autorschaft als Kondeszendenz. Johann Georg Hamanns erlesene Dialogizität (= Theologische Bibliothek Töpelmann, Band 132). De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 978-3-11-018380-1 (Dissertation Universität Zürich 2004, 311 Seiten).