Konfix ist ein Begriff aus der Sprachwissenschaft, genauer gesagt aus der linguistischen Morphologie und bezeichnet ein Morphem, das gleichzeitig den Status eines lexikalischen Morphems und die Eigenschaft eines gebundenen Morphems aufweist. Beispiele dafür finden sich besonders in Fremdwörtern, etwa die Wortbestandteile therm-, omni- oder -nom. Konfixe bilden Komposita (Thermometer) und Ableitungen (thermisch).

Konfixe im Deutschen

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Im Deutschen nehmen Konfixe aufgrund ihrer lexikalischen Bedeutung die gleiche Stellung ein wie heimische Adjektiv- oder Substantiv­stämme. Im Unterschied zu diesen handelt es sich bei Konfixen jedoch stets um gebundene Morpheme. (Auch Verbstämme gelten im Deutschen als gebunden.) Die im Deutschen verwendeten Konfixe stammen in vielen Fällen aus dem Griechischen (bio-) und Lateinischen (omni-), aber auch z. B. aus dem Englischen (Cyber-, -minator).[1] Es handelt sich dabei in den meisten Fällen um Konstituenten (Bestandteile) komplexer Fremd- oder Lehnwörter. So geht z. B. das Konfix bio- auf das Wort „biologisch“ zurück. Es gibt darüber hinaus auch Beispiele für Konfixe im einheimischen Wortschatz: „Stief-“ („Stiefmutter“), „zimper-“ („zimperlich“). Wenn wie in „Bibliothek“ mindestens zwei Konfixe an einem Wort beteiligt sind, spricht man von einem Konfixkompositum.[2]

Das Konfix bio-

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Das Konfix bio-, das in Konstruktionen wie Biologie oder Biorhythmus vorkommt, kann tatsächlich nicht alleine stehen. Daneben gibt es aber noch Bildungen wie Bio-Kaffee oder Biolandbau. Letzterer Fall leitet sich vom Wort biologisch ab und wurde zu Beginn ebenfalls als Konfix gebraucht. Durch die weite Verbreitung und häufige Benutzung des Begriffs verlor bio, mit der Bedeutung ‚unbelastet, naturbelassen‘, jedoch seinen reinen Konfixstatus, so dass dieses bio heute auch als alleinstehendes Wort verwendet werden kann, wie in „Ich kaufe nur bio“ oder „Ist der Kaffee auch wirklich bio?“.[3] Daneben kommt es als Kurzwort vor (zu Biologieunterricht).[4]

Zum Begriff Konfix

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Der Begriff Konfix ist parallel zu Affix, Präfix, Suffix usw. gebildet; wichtig ist aber, dass es sich im Gegensatz zu letzteren bei Konfixen immer um lexikalische Morpheme handelt.

Während auf dem Gebiet der deutschen Sprachwissenschaft häufig mit dem Konfixbegriff gearbeitet wird, gebrauchen französische und englische Linguisten als Kategorie für Bestandteile von Fremd- oder Lehnwörtern den Begriff „combining form“. Beides meint jedoch nicht genau das gleiche. Im Gegensatz zum Konfix müssen combining forms keine Wurzeln sein. Weiterhin bilden sie keine Basis für Verben. Sie können außerdem allein stehen, sind also nicht gebunden (vgl. graph in telegraph). Viele sind englischen Ursprungs (vgl. speed, insect, film in speedometer, insecticide, filmography). Schließlich werden auch Einheiten, die eigentlich aus mehreren Morphemen bestehen, zu den combining forms gezählt wie die fremdsprachlichen -logy und -centric oder englisch haired in short-haired, long-haired, curly-haired. Somit sind es keine Morpheme mehr. In der englischsprachigen Literatur werden also andere Einheiten als combining form bezeichnet als in der deutschsprachigen mit Konfix.[5][6][7][8]

Eine Zeit lang galt der Konfixbegriff nicht als Kategorie, weil Bestandteile von Lehn- und Fremdwörtern in ihrem morphologischen Verhalten zu verschieden seien, als dass sie alle als Konfixe bezeichnet werden könnten. Als der Begriff in der deutschen Sprachwissenschaft Einzug hielt, setzte ein regelrechter „Konfixboom“ ein (Eisenberg 2011). Sämtliche nicht-native Einheiten wie Anglizismen zum Beispiel in deutschen Komposita wurden als Konfixe bezeichnet, sodass der Konfixbegriff als Vorschlag für eine morphologische Kategorie unbrauchbar wurde. Allerdings existieren zu viele fremde Bestandteile in der deutschen Morphologie, die nicht als Affixe gelten können. Sie sind keine Affixe und sie sind weder Wörter noch Kurzwörter. Allerdings sind sie produktiv. Für Elke Donalies (2009) sind es „Querlieger“. Mittlerweile bilden sie eine klar definierte Gruppe an sowohl gebundenen als auch basisfähigen Morphemen. Sie verhalten sich als Stämme, tragen eine stabile lexikalische Bedeutung, sind nicht platzfest, nicht wortartgebunden und sind in der Regel produktiv vgl. phil, geo, fanat, bibli, log, thek in Geologe, Philologe, bibliophil, Bibliothek, fanatisch, geologisch.[9][4]

Literatur

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  • Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 4. Auflage. Verlag J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2010, ISBN 978-3-476-02335-3.
  • Hadumod Bußmann (Hrsg.) unter Mitarbeit von Hartmut Lauffer: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-45204-7.
  • Elke Donalies: Das Konfix. Zur Definition einer zentralen Einheit der deutschen Wortbildung. In: Deutsche Sprache. Band 28, 2000, 144-159. Auch in: Peter O. Müller (Hrsg.): Fremdwortbildung. Theorie und Praxis in Geschichte und Gegenwart. Peter Lang, Frankfurt u. a. 2005, ISBN 3-631-53222-9, S. 179–198.
  • Elke Donalies: Die Wortbildung des Deutschen. Ein Überblick. Narr, Tübingen 2002, ISBN 3-8233-5157-5, S. 21–23.
  • Elke Donalies: Stiefliches Geofaszintainment – Über Konfixtheorien. In: Peter O. Müller (Hrsg.): Studien zur Fremdwortbildung. (= Germanistische Linguistik. 197-198). Olms, Hildesheim 2009, ISBN 978-3-487-14285-2, S. 41–64.
  • Duden. Das Fremdwörterbuch. 8., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2005, ISBN 3-411-04058-0.
  • Hilke Elsen: Deutsche Konfixe. In: Deutsche Sprache. Band 33, 2005, S. 133–140.
  • H.-J. Grimm: Konfixe. Beobachtungen in Tageszeitungen und in Wörterbüchern. In: Irmhild Barz, Marianne Schröder: Nominationsforschung im Deutschen. Frankfurt am Main 1997, S. 277–284.
  • Gisela Harras: Fremdes in der deutschen Wortbildung. In: Rainer Wimmer, Franz-Josef Berens (Hrsg.): Wortbildung und Phraseologie. Institut für Deutsche Sprache. Narr, Tübingen 1997, S. 115–130.
  • Wieland Eins: Alter Wein in neuen Schläuchen? Zum Konfix. In: Peter O. Müller (Hrsg.): Studien zur Fremdwortbildung. Olms, Hildesheim u. a. 2009, ISBN 978-3-487-14285-2, 65-88.
  • Wolfgang Fleischer, Irmhild Barz, unter Mitarbeit von Marianne Schröder: Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. Niemeyer, Tübingen 1995, ISBN 3-484-10682-4.
  • Sascha Michel: Vom 'Terminator' zum 'TORminator'. Die Wortbildungseinheit '-minator': Strukturelle und sozio-pragmatische Analysen. In: Muttersprache. Band 116, 2006, S. 289–307.
  • Sascha Michel: Das Konfix zwischen Langue und Parole. Ansätze zu einer sprachgebrauchsbezogenen Definition und Typologie. In: Peter O. Müller (Hrsg.): Studien zur Fremdwortbildung. Olms, Hildesheim u. a. 2009, ISBN 978-3-487-14285-2, S. 91–140. (direkter Download als PDF (Memento vom 1. Februar 2014 im Internet Archive))
  • Dennis Scheller-Boltz: Präponeme und Präponemkonstrukte im Russischen, Polnischen und Deutschen. Zur Terminologie, Morphologie und Semantik einer Wortbildungseinheit und eines produktiven Kompositionstypus. Lang, Frankfurt am Main 2010.
  • Anja Seiffert: Inform-ieren, Informat-ion, Info-thek. In: Peter O. Müller (Hrsg.): Studien zur Fremdwortbildung. Olms, Hildesheim u. a. 2009, ISBN 978-3-487-14285-2, S. 41–60.
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Wiktionary: Konfix – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Vgl. hierzu Michel 2006
  2. Fleischer/Barz 1995, S. 67.
  3. Dennis Scheller-Boltz: "Bio, Burger oder Genfood - Streit ums Essen", bio(-) jetzt als selbstständiges Wort? In: Muttersprache. Band 118, Nr. 3, 2008, S. 243–258.
  4. a b Hilke Elsen: Grundzüge der Morphologie des Deutschen. 2. Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-035893-3, S. 39–43.
  5. Beatrice Warren: The importance of combining forms. In: Wolfgang U. Dressler et al. (Hrsg.): Contemporary Morphology. New York 1990, S. 111–132.
  6. Laurie Bauer: English Word Formation. Cambridge University Press, Cambridge 1983, ISBN 0-521-24167-7.
  7. Tvrtko Prćić: Suffixes vs final combining forms in English: A lexicographic perspective. In: International Journal of Lexicography. Band 21, Nr. 1, 2008, S. 1–22.
  8. Hilke Elsen: Zwischen Simplex und komplexem Wort - eine holistische Sichtweise. In: Joachim Born, Wolfgang Pöckl (Hrsg.): Wenn die Ränder ins Zentrum drängen. Außenseiter in der Wortbildung(sforschung). Berlin 2013, S. 25–42.
  9. Peter O. Müller: Studien zur Fremdwortbildung. Hildesheim 2009.