Ein Koprolith (von altgriechisch κόπρος kópros, deutsch ‚Kot‘ und λίθος líthos ‚Stein‘) oder Kotstein besteht aus fossilen Exkrementen (Kot) von Tieren (bei Menschen sh. Paläofäkalien) in meist phosphatischer Erhaltung. Sie gehören zu den Spurenfossilien und werden darum auch als Kotspuren bezeichnet.

Koprolith von Anthracotherium
Koprolithen der Ur-Hyäne (Hyaenodon), Naturkundemuseum Graz

Die ältesten bekannten Koprolithe stammen aus dem Ordovizium. Eingeführt wurde der Begriff durch den britischen Paläontologen William Buckland im Jahr 1824. Er berief sich dabei auf Bemerkungen der Fossilienjägerin Mary Anning, dass vermeintliche Magensteine im Bauchbereich von Ichthyosaurier-Skeletten, wenn sie aufgebrochen würden, oft versteinerte Fischknochen und Schuppen, sowie manchmal sogar Knochen von kleineren Ichthyosauriern enthielten.[1]

Aufgrund ihrer instabilen Natur vor und nach der Fossilierung sind Koprolithe aus dem frühen bis mittleren Kambrium eher selten. Die weltweit bedeutendsten Sammlungen befinden sich an den Naturwissenschaftlichen Museen von Washington (Smithsonian Institution, D. C.), New Mexico und Oxford (Buckland Collection, UK).[2]

Kotspuren lassen sich nur in wenigen Fällen eindeutig ihren Erzeugern zuordnen. Koprolithe spielen als Quelle von Mikrofossilien eine bedeutende Rolle, da sie die Nahrungszusammensetzung von Pflanzen-, Fleisch- und Fischfressern aufgrund der in ihnen enthaltenen unverdauten biologischen Hartteile wie Pflanzenfasern, Schalen und Schalenteile, aber auch von Knochenresten, aufzeigen können. Anhand von Koprolithen, welche wahrscheinlich von pflanzenfressenden Titanosauriern stammen, konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass sich Gräser bereits im Mesozoikum entwickelten.[3]

1842 in Suffolk begründete der Theologe und Naturforscher John Stevens Henslow[4] in Falkenham und Kirton[5] den Bergbau auf Koprolithe und deren Verwendung als Düngemittel. Er patentierte ein Extraktionsverfahren mit Schwefelsäure und bald darauf wurden Koprolithe bis ins frühe 20. Jahrhundert in ganz Ost-England im industriellen Maßstab abgebaut.[6] Menschliche Koprolithe geben neben Knochenfunden und Pflanzenresten auch wichtige Hinweise auf die frühe Siedlungsgeschichte.

Literatur

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  • Stichwort „Koprolith“ in: Herder-Lexikon der Biologie. Spektrum Akademischer Verlag GmbH, Heidelberg 2003. ISBN 3-8274-0354-5
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Commons: Coprolites – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Koprolith – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Torrens, H.: "Mary Anning (1799–1847) of Lyme;'the greatest fossilist the world ever knew'". Hrsg.: British Journal for the History of Science. Band 28, Nr. 3, 1995, S. 257–284.
  2. Hunt, A. P. & Spielmanns, S. L. A.: The Bromalite Collection at the National Museum of Natural History (Smithsonian Institution), With Descriptions of New Ichnotaxa and Notes on Other Significant Coprolite Collections. In: Vertebrate Coprolites (Hrsg.): Bulletin. Band 57, Nr. 105, 2012.
  3. Ghosh, P., Bhattacharya, S. K., Sahni, A., Kar, R. K., Mohabey, D. M., & Ambwani, K.: Dinosaur coprolites from the Late Cretaceous (Maastrichtian) Lameta Formation of India: isotopic and other markers suggesting a C3 plant diet. Hrsg.: Cretaceous Research. Band 24, Nr. 6, 2003, S. 743–750.
  4. Eve Berridge: Analysis and interpretation of the evidence for coprolite mining in and around Trimley St Martin. (PDF; 903 KiB) In: trimley-st-martin.org.uk. Trimley St Martin and the Coprolite Mining Rush, Februar 2004, archiviert vom Original am 5. März 2012; abgerufen am 31. Mai 2012 (englisch).
  5. Bernard O’Connor: (Coprolites in) Kirton, Suffolk. In: bernardoconnor.org.uk. 2009, abgerufen am 31. Mai 2012 (englisch).
  6. Berridge, E.: "Trimley St Martin and the Coprolite Mining Rush": Analysis and interpretation of the evidence for coprolite mining in and around Trimley St Martin. 2004.