Pokrowsk (Ukraine)

Stadt in der Ukraine
(Weitergeleitet von Krasnoarmijsk)

Pokrowsk (ukrainisch Покровськ; russisch Покровск) ist eine Industrie- und Bergbaustadt in der Oblast Donezk im Osten der Ukraine mit 53.000 Einwohnern (2024). Pokrowsk war bis Juli 2020 eine Stadt unter Oblastverwaltung und bis dahin das administrative Zentrum des nach ihr benannten Rajons Pokrowsk.

Pokrowsk
Покровськ
Wappen von Pokrowsk
Pokrowsk (Ukraine)
Pokrowsk (Ukraine)
Pokrowsk
Basisdaten
Oblast: Oblast Donezk
Rajon: Rajon Pokrowsk
Höhe: 181 m
Fläche: 39,3 km²
Einwohner: 60.127 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 1.530 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 85300
Vorwahl: +380 6239
Geographische Lage: 48° 17′ N, 37° 11′ OKoordinaten: 48° 16′ 55″ N, 37° 10′ 50″ O
KATOTTH: UA14160210010099403
KOATUU: 1413200000
Verwaltungsgliederung: 2 Städte, 1 Siedlung städtischen Typs, 31 Dörfer, 7 Ansiedlungen
Verwaltung
Bürgermeister: Andrij Ljaschenko
Adresse: пл. Шибанкова 11
85300 м. Покровськ
Website: http://pokrovsk-rada.gov.ua/
Statistische Informationen
Pokrowsk (Oblast Donezk)
Pokrowsk (Oblast Donezk)
Pokrowsk
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Geographie

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Zentrum von Pokrowsk

Pokrowsk liegt am Ufer des Flüsschens Hryschynka, das über den Byk in die Samara abfließt. Die Stadt befindet sich an der Fernstraße M 04, einer Teilstrecke der Europastraße 50 57 km nordwestlich vom Oblastzentrum Donezk und 7 km westlich von Myrnohrad.

Geschichte

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Gründung und erste Jahrzehnte

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Im Jahr 1875 als Grischino (Гришино) gegründet, wurde die Siedlung zu Ehren des Politikers Pawel Postyschew 1934 in Postyschewo (Постышево) umbenannt. 1938, der bisherige Namensgeber Postyschew war zwischenzeitlich in Ungnade gefallen und verhaftet, erfolgte die Umbenennung in Красноармейское Krasnoarmejskoje (ukrainisch Красноармійськ Krasnoarmijsk – „Stadt der Roten Armee“) und gleichzeitig wurden der Ortschaft die Stadtrechte verliehen.

Deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg

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Die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg am 19. Oktober 1941 von italienischen Truppen der Pasubio Division besetzt.[1] Im Februar 1943 kam es zu einer zwölf Tage dauernden Schlacht um die Stadt. In der Nacht vom 10. auf den 11. Februar 1943 wurde Krasnoarmijsk durch das sowjetische 4. Garde-Mechanisierte-Korps besetzt. Nach der Rückeroberung durch die SS-Panzergrenadier-Division „Wiking“ mit Unterstützung der 333. Infanterie- und der 7. Panzer-Division wurden am 18. Februar 1943 zahlreiche Tote entdeckt, die Verstümmelungen und Spuren von Misshandlungen aufwiesen (→ Fall Grischino). Am 20. Februar 1943 war die Stadt dann wieder, bis zur endgültigen Befreiung durch die Rote Armee am 8. September 1943, vollständig unter deutscher Kontrolle.

Weitere Ereignisse

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Seit Januar 1963 steht die Stadt unter Oblastverwaltung[2].

Am 12. Mai 2016 erfolgte im Rahmen der Dekommunisierung in der Ukraine die Umbenennung in Pokrowsk.[3][4]

Russische Invasion in der Ukraine

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Im Russisch-Ukrainischen Krieg hat Pokrowsk eine strategische Bedeutung inne. Sie ist zum einen als administratives Zentrum und Verkehrsknotenpunkt wesentlich für die Versorgung anderer ukrainisch kontrollierter Städte im Donbass und wird dementsprechend von der ukrainische Armee als logistisches Drehkreuz genutzt. Zum anderen ermöglicht ihre geografische Lage schnelle militärische Bewegungen.[5][6] Im August 2024 rief die Stadt ihre Zivilbevölkerung vor dem Hintergrund aus Ostsüdost (aus Richtung Otscheretyne/Awdijiwka) herannahender russischer Bodentruppen zum Verlassen der Stadt auf[7] und ordnete die Evakuierung am 19. August 2024 an.[8] Nicht alle Bewohner folgten der Evakuierung.[9] Im Oktober 2024 waren nach örtlichen Behördenangaben rund 80 % der kritischen Infrastruktur der Stadt zerstört. Zur selben Zeit, als die Frontlinie nur noch knapp sieben Kilometer entfernt war, wohnten noch etwa 12.000 Menschen in Pokrowsk.[10][11] Ende November warnte die internationale Hilfsorganisation CARE vor einer akuten Notlage bzw. Mangelversorgung in Pokrowsk und Umgebung, da die Wasser- und Wärmeversorgung zusammengebrochen, die Lieferung lebenswichtiger Hilfsgüter erheblich erschwert und die Ein- und Ausreise in und aus der Stadt massiv eingeschränkt sei. Evakuierungen seien nur noch vom 100 Kilometer entfernten Pawlohrad möglich.[12]

Verwaltungsgliederung

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Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neu gegründeten Stadtgemeinde Pokrowsk (Покровська міська громада/Pokrowska miska hromada). Zu dieser zählen auch die Stadt Rodynske, die Siedlung städtischen Typs Schewtschenko, die 31 in der untenstehenden Tabelle aufgelisteten Dörfer sowie die sieben Ansiedlungen Kotljariwka, Kotlyne, Nadeschdynka, Nowopustynka, Persche Trawnja, Puschkine und Tschunyschyne[13]. Bis dahin bildete sie zusammen mit der Stadt Rodynske und der Siedlung städtischen Typs Schewtschenko die gleichnamige Stadtratsgemeinde Pokrowsk (Покровська міська рада/Pokrowska miska rada), welche direkt der Oblastverwaltung unterstand und im Norden des sie umschließenden Rajons Pokrowsk lag.

Seit dem 17. Juli 2020 ist sie ein Teil des Rajons Pokrowsk[14].

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Pokrowsk Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiert ukrainisch russisch
Bohdaniwka Богданівка Богдановка (Bogdanowka)
Datschenske Даченське Даченское (Datschenskoje)
Hnatiwka Гнатівка Гнатовка (Gnatowka)
Horichowe Горіхове Орехово (Orechowo)
Jassenowe Ясенове Ясеновое (Jassenowoje)
Kotljariwka Котлярівка Котляровка (Kotljarowka)
Kotlyne Котлине Котлино (Kotlyno)
Lyssiwka Лисівка Лысовка (Lyssowka)
Nadeschdynka Надеждинка Надеждинка (Nadeschdinka)
Nowoandrijiwka Новоандріївка Новоандреевка (Nowoandrejewka)
Nowojelysawetiwka Новоєлизаветівка Новоелизаветовка (Nowojelisawetowka)
Nowooleksandriwka Новоолександрівка Новоалександровка (Nowoalexandrowka)
Nowooleniwka Новооленівка Новооленовка (Nowoolenowka)
Nowopawliwka Новопавлівка Новопавловка (Nowopawlowka)
Nowopustynka Новопустинка Новопустынка
Nowotrojizke Новотроїцьке Новотроицкое (Nowotroizkoje)
Nowoukrajinka Новоукраїнка Новоукраинка (Nowoukrainka)
Nowowassyliwka Нововасилівка Нововасилевка (Nowowassilewka)
Nowyj Trud Новий Труд Новый Труд (Nowy Trud)
Persche Trawnja Перше Травня Перше Травня
Pischtschane Піщане Песчаное (Pestschanoje)
Preobraschenka Преображенка Преображенка
Puschkine Пушкіне Пушкино (Puschkino)
Rih Ріг Рог (Rog)
Rodynske Родинське Родинское (Rodinskoje)
Saporischschja Запоріжжя Запорожье (Saporoschje)
Schewtschenko Шевченко Шевченко
Schowte Жовте Жёлтое (Schjoltoje)
Selene Зелене Зелёное (Seljonoje)
Solone Солоне Солёное (Soljonoje)
Sribne Срібне Срибное (Sribnoje)
Suchyj Jar Сухий Яр Сухой Яр (Suchoi Jar)
Swirowe Звірове Зверево (Swerewo)
Trojanda Троянда Троянда
Trojizke Троїцьке Троицкое (Troizkoje)
Tschunyschyne Чунишине Чунишино (Tschunischino)
Ukrajinka Українка Украинка (Ukrainka)
Uspeniwka Успенівка Успеновка (Uspenowka)
Wowkowe Вовкове Волково (Wolkowo)

Bevölkerung

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Quellen: 1913 [15], 1923–1959 [16], 1970 [17], 1979–2014 [16]


Wirtschaftliche Bedeutung

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Pokrowsk ist laut Neue Zürcher Zeitung „seit 2014 die ukrainische Hauptstadt des Bergbaus“. Bei Pokrowsk liegt die größte Kohlemine der Ukraine.[18] Die dort vorkommende Koks-Kohle befeuert eine lokale Stahlerzeugung, die etwa die halbe noch verbliebene Kapazität der Ukraine ausmacht.[19][20]

Persönlichkeiten

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Commons: Pokrovsk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Massimiliano Afiero, Ralph Riccio: Snow, Ice and Sacrifice: The Italian Army in Russia, 1941-1943. 2024, ISBN 978-1-80451-303-3.
  2. Stadtgeschichte (Memento des Originals vom 9. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.krasn-rada.gov.ua auf krasn-rada.gov.ua (ukrainisch)
  3. Верховна Рада України; Постанова від 12.05.2016 № 1353-VIII Про перейменування деяких населених пунктів
  4. Gazeta.ua: На Донбасі з'явилися Мирноград, Покровськ і Бойківський район. 12. Mai 2016, abgerufen am 28. August 2024 (ukrainisch).
  5. Christian Kliver: Trotz Kursk-Vorstoß: Kämpfe in der Ukraine intensivieren sich. In: telepolis.de. 15. August 2024, abgerufen am 16. August 2024.
  6. deutschlandfunk.de: Ukraine-Krieg - "Die Situation ist beängstigend" - russische Truppen rücken im Osten vor. 4. August 2024, abgerufen am 16. August 2024.
  7. Ukraine-Ticker: Behörde will schnelle Evakuierung von Pokrowsk. In: Bayrischer Rundfunk. 16. August 2024, abgerufen am 16. August 2024.
  8. Ukrainische Behörden evakuieren Familien in der Region Donezk
  9. Christian Esch, Fedir Petrov: (S+) Russlands Offensive im Donbass: Eine Stadt packt ihre Sachen. In: Der Spiegel. 24. August 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. August 2024]).
  10. Russlands Krieg in der Ukraine: Putins Truppen rücken auf die Pokrowsk vor. In: Der Spiegel. 31. Oktober 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 31. Oktober 2024]).
  11. Ukraine: Großteil der Infrastruktur in Pokrowsk beschädigt. In: tagesschau.de. 4. Oktober 2024, abgerufen am 4. Oktober 2024.
  12. Ukraine-Liveblog: Hilfsorganisation warnt vor akuter Notlage in Pokrovsk. In: tagesschau.de. 26. November 2024, abgerufen am 26. November 2024.
  13. Кабінет Міністрів України Розпорядження від 12 червня 2020 р. № 710-р "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Донецької області"
  14. Верховна Рада України; Постанова від 17.07.2020 № 807-IX "Про утворення та ліквідацію районів"
  15. Stadtgeschichte auf krasn-rada.gov.ua (ukrainisch)
  16. a b Demographie ukrainischer Städte auf pop-stat.mashke.org
  17. Volkszählung der UdSSR 1970 auf webgeo.ru
  18. Ivo Mijnssen (Text), Dominic Nahr (Bilder): Ukraine-Krieg: Im Donbass stehen die Bergleute an zwei Fronten. In: Neue Zürcher Zeitung. 1. November 2023, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 17. August 2024]).
  19. https://www.reuters.com/markets/commodities/ukraines-steelmakers-fret-russians-advance-towards-key-coal-mine-2024-10-16/
  20. Loss of coal mine near Pokrovsk could halve Ukraine's steel production. 17. Oktober 2024, abgerufen am 31. Oktober 2024 (englisch).