Kurachowe (ukrainisch Курахове; russisch Курахово Kurachowo) ist eine Stadt in der Ukraine mit 18.220 Einwohnern (1. Januar 2022), kriegsbedingt mit etwa 3.000 Bewohnern (2024).[1]

Kurachowe
Курахове
Wappen von Kurachowe
Kurachowe (Ukraine)
Kurachowe (Ukraine)
Kurachowe
Basisdaten
Oblast: Oblast Donezk
Rajon: Rajon Pokrowsk
Höhe: 122 m
Fläche: 24 km²
Einwohner: 18.220 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 759 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 85612
Vorwahl: +380 6278
Geographische Lage: 47° 59′ N, 37° 16′ OKoordinaten: 47° 59′ 11″ N, 37° 16′ 11″ O
KATOTTH: UA14160110010020758
KOATUU: 1423310600
Verwaltungsgliederung: 2 Stadt, 3 Siedlungen städtischen Typs, 21 Dorf, 2 Siedlungen
Verwaltung
Bürgermeister: Serhij Saschko
Adresse: пр-т. К. Маркса 4
85612 м. Курахове
Statistische Informationen
Kurachowe (Oblast Donezk)
Kurachowe (Oblast Donezk)
Kurachowe
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Blick auf das Großkraftwerk der Stadt
Orthodoxe Kirche in Kurachowe

Geographie

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Kurachowe liegt im Westen der Oblast Donezk auf dem linken Ufer des Kurachower Stausees, einem Stau des Wowtscha-Flusses. Die Stadt liegt rund 50 km westlich von Donezk an der Fernstraße N 15.

Geschichte, Wirtschaft und Infrastruktur

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Kurachowe entstand 1936 aus einer Arbeitersiedlung, die für Arbeiter des nahegelegenen Kraftwerks errichtet wurde, und trug bis 1943 den Namen Kurachowgrjesstroj (Кураховгрэсстрой), danach bis 1956 Kurachowgrjes (Кураховгрэс)[2].

Im Ortsteil Roja befand sich bis 1950 ein Kriegsgefangenenlager. 1956 war das Dorf so weit angewachsen, dass es zur Stadt erklärt wurde.

Seit 1964 führt eine Hochspannungsfreileitung vom Kraftwerk Kurachowe nach Saporischschja. Die örtliche Bahnstation befindet sich im östlichen Ortsteil Roja.

Wichtigste Arbeitgeber in der Gegenwart sind ein großes Kohlekraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung und ein Stahlwerk.

Die Stadt gilt als von großer Bedeutung für den russischen Rohstoffkrieg und damit verbundene Kriegsziele, da in der Shevchenko-Lagerstätte Lithium im Wert von hunderten Milliarden US-Dollar liegt. Im Dezember 2021 erteilte die ukrainische Regierung dem australischen Unternehmen European Lithium die Abbaurechte für diese Lagerstätte. Im Sommer 2023 erklärte das Unternehmen, dass es keinen Anspruch mehr auf das Lithium-Feld erheben werde – es liege zu nahe an der Frontlinie. Im Januar 2024 erteilte die russische Besatzerverwaltung in der Oblast Donezk dem russischen Ministerium für Ökologie und natürliche Ressourcen die „Genehmigung“ zum Abbau des Lithiums.[3][4][5]

Seit Mai 2022 ist Kurachowe Kriegsschauplatz im russischen Überfall auf die Ukraine.[6] So fanden im Juni desselben Jahres Bombardierungen seitens der russischen Luftwaffe statt, von denen auch Zivilisten betroffen waren.[7] Im November 2024 spitzten sich die Kämpfe um Kurachowe zu. Am 11. November, als die noch unter ukrainischer Kontrolle befindliche Stadt bereits vor einer Einkreisung durch russische Truppen aus nördlicher, südlicher und östlicher Richtung stand, wurde der Damm des Kurachower Stausees zerstört. Beide Kriegsparteien machten sich gegenseitig für die Zerstörung des Staudamms verantwortlich.[8][9] Stand November 2024 hat Kurachowe noch 700 bis 1000 Einwohner.[10]

Verwaltungsgliederung

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Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Kurachowe (Курахівська міська громада / Kurachiwska miska hromada). Zu dieser zählen auch die Stadt Hirnyk, die Siedlungen städtischen Typs Hostre, Illinka und Kurachiwka, die 21 in der untenstehenden Tabelle aufgelisteten Dörfer sowie die 2 Ansiedlungen Ostriwske und Stari Terny[11], bis dahin bildete der Ort zusammen mit der Siedlung städtischen Typs Illinka, dem Dorf Stepaniwka sowie den Ansiedlungen Ostriwske und Stari Terny die gleichnamige Stadtratsgemeinde Kurachowe (Курахівська міська рада / Kurachiwska miska rada) im Norden des Rajons Marjinka.

Am 17. Juli 2020 wurde der Ort selbst ein Teil des Rajons Pokrowsk[12].

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Kurachowe Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiert ukrainisch russisch
Berestky Берестки Берестки (Berestki)
Dalnje Дальнє Дальнее (Dalneje)
Datschne Дачне Дачное (Datschnoje)
Hanniwka Ганнівка Анновка (Annowka)
Hihant Гігант Гигант (Gigant)
Hirnyk Гірник Горняк (Gornjak)
Hostre Гостре Острое (Ostroje)
Illinka Іллінка Ильинка (Iljinka)
Ismajliwka Ізмайлівка Измайловка (Ismailowka)
Jantarne Янтарне Янтарное (Jantarnoje)
Kostjantynopolske Костянтинопольське Константинопольское (Konstantinopolskoje)
Kreminna Balka Кремінна Балка Кременная Балка (Kremennaja Balka)
Kurachiwka Курахівка Кураховка (Kurachowka)
Nowodymytriwka Новодмитрівка Новодмитровка (Nowodimitrowka)
Nowoselydiwka Новоселидівка Новоселидовка (Nowoselidowka)
Ostriwske Острівське Островское (Ostrowskoje)
Seleniwka Зеленівка Зеленовка (Selenowka)
Sonziwka Сонцівка Сонцовка (Sonzowka)
Sorja Зоря Заря (Sarja)
Stari Terny Старі Терни Старые Терны (Staryje Terny)
Stepaniwka Степанівка Степановка (Stepanowka)
Suchi Jaly Сухі Яли Сухие Ялы (Suchije Jaly)
Trudowe Трудове Трудовое (Trudowoje)
Uspeniwka Успенівка Успеновка (Uspenowka)
Wesselyj Haj Веселий Гай Весёлый Гай (Wessjoly Gai)
Wosnessenka Вознесенка Вознесенка
Wowtschenka Вовченка Волченка (Woltschenka)

Bevölkerung

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Bevölkerungsentwicklung
1979 1989 2001 2010 2016 2019 2022 2024
20.091 22.155 21.479 20.224 19.677 18.782 18.220 ≈ 3.000 (im Juli)[1], 700 bis 1000 (im November)[13]

Quellen:[14]

Literatur

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  • Wolfgang Bauer: Krieg in der Ukraine: Nur noch neun Kilometer. Kurachowe, eine Stadt in der Ukraine: Der Bürgermeister arbeitet im Keller. Ein Hobbyimker bewacht die letzte Wasserquelle. Eine Verkäuferin schaut Liebesfilme. Und die russischen Angreifer rücken näher. In: Die Zeit. Nr. 32. Hamburg 24. Juli 2024 (zeit.de – Artikelanfang frei abrufbar).
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Commons: Kurachowe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Сколько взрослых и детей остаются в Курахово в конце июня 2024-го и почему они не выезжают. 28. Juni 2024, abgerufen am 27. Juli 2024 (russisch): „3 Tausend Menschen leben noch in Kurachowo, unter ihnen sind auch Kinder. Journalisten zeigten, wie Zivilisten in der Stadt leben und warum sie nicht gehen.“
  2. Курахово. In: П. Т. Тронько / P. T. Tronʹko [u. a.] (Hrsg.): История городов и сел Украинской ССР: в двадцати шести томах / Istorija gorodov i sel Ukrainskoj SSR: v dvadcati šesti tomach. Band 3: Донецкая область. Институт истории Академии наук УССР, Главная ред. Украинской советской энциклопедии Академии наук УССР / Institut istorii Akademii nauk USSR, Glavnai︠a︡ red. Ukrainskoĭ sovetskoĭ ėnt︠s︡iklopedii Akademii nauk USSR, Kiew 1976, OCLC 29028327, S. 527–535 (russisch, ukrssr.ru (Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive) [abgerufen am 24. Juli 2024] Stadtgeschichte).
  3. Christoph Brumme: In der Ukraine kämpft Russland um Rohstoffe. In: n-tv.de. 23. Juni 2024, abgerufen am 13. November 2024.
  4. Sonja Margolina: Russlands Appetit auf die ukrainischen Rohstoffe für die E-Zukunft. In: Neue Zürcher Zeitung. 23. März 2024, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 13. November 2024]).
  5. Lithium: Was passiert mit den Lagerstätten in der Ukraine? In: technik-einkauf.de. 10. November 2021, abgerufen am 13. November 2024.
  6. Kassian Stroh, Nicolas Freund, Sebastian Gierke, Leopold Zaak, Dimitri Taube, Markus C. Schulte von Drach: Wo die Front verläuft. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 24. Juli 2024 (tagesaktuelle Darstellung).
  7. Noëlle Schnegg: Ukraine Krieg: Russen bombardieren Badegäste in Kurachowe. In: Nau.ch. 13. Juni 2022, abgerufen am 24. Juli 2024.
  8. Von drei Seiten umgeben, ist Kurachowe das "neue Bachmut" der Ukraine. In: de.euronews.com. 10. November 2024, abgerufen am 12. November 2024.
  9. Ukraine evakuiert weitere Orte bei Charkiw – Truppen in Kurachowe droht Kesselschlacht. In: Der Spiegel. 11. November 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 12. November 2024]).
  10. As Russian forces close in on Kurakhove, hundreds of residents remain in the front-line city. In: apnews.com. 10. November 2024, abgerufen am 13. November 2024 (englisch).
  11. Кабінет Міністрів України Розпорядження від 12 червня 2020 р. № 710-р „Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Донецької області“. In: zakon.rada.gov.ua, 12. Juni 2020, abgerufen am 24. Juli 2024 (ukrainisch; Ministerkabinett der Ukraine: Verordnung über die Bestimmung der administrativen Zentren und die Genehmigung der Territorien der Hromadas der Oblast Donezk).
  12. Верховна Рада України; Постанова від 17.07.2020 № 807-IX „Про утворення та ліквідацію районів“. In: zakon.rada.gov.ua, 23. August 2023, abgerufen am 24. Juli 2024 (ukrainisch; Entschließung der Werchowna Rada der Ukraine über die Bildung und Auflösung von Rayons).
  13. As Russian forces close in on Kurakhove, hundreds of residents remain in the front-line city. 10. November 2024, abgerufen am 13. November 2024 (englisch).
  14. Bevölkerungszahlen. In: pop-stat.mashke.org, abgerufen am 24. Juli 2024.