Krauss Typ XLV c

Dampflokomotiven von Krauss

Der Typ XLV c waren normalspurige Dampflokomotiven von Krauss, die von 1883 bis 1890 entwickelt und gebaut wurden. Beliefert wurden unter anderem die privaten Lokalbahnen Schaftlach–Gmund und Gotteszell–Viechtach mit je zwei Lokomotiven mit den Fabriknummern 1202 und 1203 bzw. 2263 und 2264, die die Namen Schmiedbalthes und Fromund bzw. Marie und Anna trugen. Die Anna ist erhalten und befindet sich im Localbahnmuseum Bayerisch Eisenstein.

Krauss Typ XLV c
Anna der LGV im Localbahnmuseum Bayrisch Eisenstein
Anna der LGV im Localbahnmuseum Bayrisch Eisenstein
Anna der LGV im Localbahnmuseum Bayrisch Eisenstein
Nummerierung: EAG: Schmiedbalthes und Fromund
TAG: 1 und 2
LGV: Marie und Anna
RAG: 01
und andere
Anzahl: 10
Hersteller: Krauss
Fabriknummern 1202–1207, 1267–1268, 2263–2264
Baujahr(e): 1883 bis 1890
Ausmusterung: bis 1966
Bauart: C n2t
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 7100 mm
Dienstmasse: 23 t
Reibungsmasse: 23 t
Radsatzfahrmasse: 7,7 t
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Indizierte Leistung: 147 kW/200 PS
Anfahrzugkraft: 43,8 kN
Treibraddurchmesser: 900 mm
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 320 mm
Kolbenhub: 500 mm
Kesselüberdruck: 12 bar
Rostfläche: 0,83 m²
Verdampfungsheizfläche: 50,7 m²
Wasservorrat: 3,1 m³
Brennstoffvorrat: 0,9 t
Bremse: Druckluftbremse

Geschichte

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Die Lokomotiven wurden ab 1883 als Nassdampflokomotive hergestellt. Folgende Maschinen wurden geliefert:

Schmiedbalthes und Fromund

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Lokomotive Schmiedbalthes 1895 im Bahnhof Gmund

Als erste Lokomotiven für die Bahnstrecke Schaftlach-Gmund bestellte die Eisenbahn-Actiengesellschaft Schaftlach–Gmund bei Krauss zwei einfache dreiachsige 150-pferdige Lokomotiven.[4]

Für die Steigung am Bahnhof Gmund waren bei trockenen Schienen 75 t, bei nassen Schienen 70 t und bei Nebel, Glatteis und starkem Sturm 55 t zugelassen.[4] Diese Steigungsstrecke war der Grund, weshalb die Lokomotiven immer mit dem Schornstein in Richtung Schaftlach stehen mussten, damit die Feuerbüchsdecke stets mit Wasser bedeckt war. Die zuerst eingebauten stählernen Feuerbüchsen bewährten sich nicht und wurden 1887 durch kupferne ersetzt.

Im ersten Betriebsjahr 1884 legten beide Lokomotiven zusammen 31.000 km zurück, geschätzt davon 7 % der Leistungen auf der Steigungsstrecke.[4] In den Jahren 1891 und 1892, nach einer Laufleistung von ca. 135.000 km, erhielten beide Lokomotiven eine Hauptuntersuchung beim Hersteller. Dabei wurde ein Dampfdom eingebaut und ein Neuanstrich durchgeführt. 1904 und 1905 erhielten die Lokomotiven neue Kessel.[4]

Nach Ablieferung der Lokomotiven TAG 4 und TAG 5 und besonders durch die Einschränkungen im Ersten Weltkrieg wurden beide Lokomotiven nur noch für untergeordnete Dienste verwendet. Ausgemustert wurden sie bis 1926. In ihrer etwa 40-jährigen Dienstzeit sind beide Lokomotiven rund 500.000 Kilometer gefahren.[4]

Marie und Anna

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1890 beschaffte auch die Lokalbahn Gotteszell–Viechtach (LGV) zwei Lokomotiven dieses Typs, die in der Zwischenzeit einige maßliche Unterschiede aufwiesen, für den Erstbetrieb auf ihrer Strecke und bezeichnete sie mit den Namen Marie sowie Anna.

Da die Leistung in der Zwischenzeit etwas größer geworden war und auch konstruktiv einige Änderungen durchgeführt wurden, verfügte bei der technischen Zulassung der Lokomotiven der Dampfkesselüberwachungsverein wegen des bestehenden Risikos eine Reduzierung des Kessldrucks auf 8 bar. Da damit die Lokomotive nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben war, wurde durch einen Jurist der königl. Bayr. Bezirksregierung in Landshut eine Aufhebung der Kesseldruckreduktion im Vertrauen auf die Arbeit der Firma Krauss erstellt.

Die Lokomotive Marie wurde 1920 nach der Beschaffung der ersten Lokomotiven mit Heißdampf an die Papierfabrik in Teisnach abgegeben, wo sie 1958 verschrottet wurde. Die Anna, die von der Regentalbahn als RAG 01 bezeichnet und auch auf der Lokalbahn Deggendorf–Metten eingesetzt wurde, wurde 1966 nach 76 Jahren Betrieb abgestellt. 1980 wurde die Lok, die als Exponat die einzige aus der Gründerzeit der Regentalbahn darstellt, im Localbahnmuseum Bayerisch Eisenstein ausgestellt.

Die Lokomotiven, die zur Zeit der bayerischen D VII entstanden, wiesen im Laufe ihrer Bauzeit einige Verbesserungen auf; so betrug die Leistung bei den Lokomotiven für die Bahnstrecke Schaftlach–Gmund noch 150 PS, bei denen der Localbahn Gotteszell-Viechtach schon 200 PS. Grund war u. a. die Erhöhung des Zylinderdurchmessers von 300 mm auf 320 mm. Außerdem wurden sie im Laufe ihrer Bauzeit etwas länger (von 6965 mm auf 7100 mm Länge über Puffer). Das bewirkte auch eine Erhöhung des Dienstgewichtes von 21,8 auf 23 Tonnen bei ungefähr gleichen Betriebsvorräten. Gegenüber den Staatsbahnlokomotiven hatten sie eine größere Verdampfungsheizfläche, einen kleineren Treibraddurchmesser, bedingt durch den Einsatz auf Steigungsstrecken, und eine geringere Höchstgeschwindigkeit. Die Achsanordnung war symmetrisch. Die Lokomotiven der Bahnstrecke Schaftlach–Gmund hatten einen Krempenschornstein, die von Gotteszell-Viechtach waren mit einem zylindrischen ausgerüstet.

Literatur

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  • Bayrischer Localbahnverein: Unser Lokschuppen Bayrischer Localbahnverein e. V., Tegernsee.
  • Bernhard Schmeiser: Krauss-Lokomotiven mit vollständiger Lieferliste. Wien 1977, Verlag Slezak, ISBN 3-900134-36-7.
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 7: Bayern. EK-Verlag, Freinburg 2002, ISBN 3-88255-666-8.
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Einzelnachweise

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  1. Auflistung der Lokomotiven der Tegernseebahn mit Erwähnung der Lokomotiven 1202 und 1203
  2. a b c d Bernhard Schmeiser: Krauss-Lokomotiven mit vollständiger Lieferliste. Verlag Slezak, Wien 1977, ISBN 3-900134-36-7, S. 14.
  3. Bernhard Schmeiser: Krauss-Lokomotiven mit vollständiger Lieferliste. Verlag Slezak, Wien 1977, ISBN 3-900134-36-7, S. 20.
  4. a b c d e Siegfried Bufe, Hannes Geier, Helge Hufschneider: Tegernsee-Bahn. Bufe-Fachbuch-Verlag Egglham, 2001, ISBN 3-922138-73-X, S. 54.