Kreativquartier (auch: Kunst- und Kreativquartier; engl. Creative Quarter) ist eine Methode der Stadterneuerung und des Strukturwandels. Konzepte für die Entwicklung von Kreativquartieren gehen u. a. zurück auf die Arbeit The Creative City des britischen Stadtforschers Charles Landry (2000).[1] Kreativquartier ist aber kein geschützter Begriff. Es gibt auch keine Definition von Größe und Zusammensetzung, jedoch werden in Medienbeiträgen immer wieder eine Vielfalt von Akteuren (auch: Konglomerat) und teilweise auch widerstrebende Interessen genannt.[2] Häufig beinhalten auch die europäischen und inländischen Förderprogramme Definitionen und Ziele.[3]

Logo Kreativ-Quartiere-Ruhr
Logo Oberhafen Hamburg

Entstehung

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Das Muster für die Entstehung von Kreativquartieren ist die Nach- und Zwischennutzung (auch: Aneignung) industriell geprägter Stadtquartiere und von Industriearealen mit einem hohen Anteil brach gefallener Gewerbeflächen durch stadtaffine Kulturschaffende („Kreative“). Auch aufgegebene Militär-, Hafen-, Bahn- und Großmarktgelände sowie Krankenhäuser kommen als Standorte vor. Kreativquartiere werden darum auch als Phänomen einer post- oder nachindustriellen Gesellschaft gesehen. Das Spektrum der Kreativquartiere reicht dabei – als Bottom-up – von bürgerschaftlichen Projekten (Beispiel: Kreativkreis Ruhrort)[4] und spezifisch auf Selbstverwaltung (auch: Autonomie) angelegten Projekten (Beispiel: Gängeviertel), bis zu – als Top-down – gewerblichen Baugruppen (Beispiel: Kunst- und Kreativquartier an der Blumenhalle/Südliche Friedrichstadt, Berlin)[5] und kommunalen Handlungsansätzen im Themenbereich Soziale Stadt.[6]

Hauptsächlich werden Kreativquartiere als öffentlich organisierte und geförderte städtebauliche Instrumente mit verschiedenen Zielen entwickelt.[7] Der Gebrauch des Begriffs erfolgt dabei sowohl in Verbindung mit klassischen Vokabeln der Stadterneuerung wie Revitalisierung und Empowerment als auch mit neueren Begriffen wie Kultur- und Kreativwirtschaft und kreative urbane Milieus. Dem gegenüber wird von „Kreativen“ ein Interesse artikuliert, nicht als „städtebaulicher Reparaturbetrieb“ oder für ein Stadtmarketing und unter Umständen sogar für einen Wettbewerbsdruck von Metropolen in einer fortschreitenden Globalisierung instrumentalisiert zu werden. Dabei weisen sie auf Risiken wie neues Prekariat oder Gentrifizierung hin.[8][9]

Die Frage, ob Kreativquartiere dauerhaft öffentlich subventioniert werden müssen oder einen nachhaltigen Beitrag zur Revitalisierung von Stadtteilen, die einem Strukturwandel unterliegen, leisten können, scheint davon abzuhängen, ob diese Städte ein negatives oder ein positives Bevölkerungssaldo haben. Nur in wachsenden Städten entsteht wohl der mit Chancen und Risiken behaftete Kreislauf aus Aneignung, Entwicklung und Verdrängung.[10][11]

Abgrenzung

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Unter Kreativquartier werden hier keine Kulturorte subsumiert, die deutlich vor der „Initialzündung“ bzw. der Begriffsbildung entstanden sind oder in diesem Kontext nicht in Erscheinung treten oder nicht treten wollen (Beispiel: Kunstraum Kreuzberg/Bethanien).[12] Andererseits gibt es unter diesem Begriff aber auch Erneuerungsbestrebungen für traditionsreiche Kulturorte (Beispiel: Künstlersiedlung Halfmannshof, Gelsenkirchen).[13]

Kreativquartiere in Deutschland (Auswahl)

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Janet Merkel (Hrsg.): Kreativquartiere: Urbane Milieus zwischen Inspiration und Prekarität. edition sigma, Berlin 2008, ISBN 978-3-89404-252-3, S. 178 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 2. Januar 2017]).
  2. Modell für ein zukunftsfähiges Berlin. In: die tageszeitung, 23. Oktober 2010, abgerufen am 20. Juli 2014.
  3. CURE – Ein Netzwerk europäischer Kreativquartiere. Bei: Creative City Berlin News, 2. April 2012, abgerufen am 20. Juli 2014.
  4. „Kreativkreis Ruhrort“ (Memento vom 17. Juli 2014 im Internet Archive). Abgerufen am 4. April 2024.
  5. Kunstquartier an der Blumenhalle. In: Immobilienzeitung, 8. Mai 2014, abgerufen am 18. Juli 2014
  6. Redaktion Soziale Stadt retten: Erfolgreiche Impulsgeber für Stadtentwicklung: Kreativquartiere. (Memento des Originals vom 15. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/soziale-stadt-retten.de 10. April 2012, abgerufen am 18. Juli 2014
  7. Markus Lanz, Kreativquartiere – Städte entdecken neue Impulse für ihre Entwicklung, Goethe-Institut, Januar 2012, abgerufen am 18. Juli 2014
  8. Streitpapier zur Argumentation für ein selbstverwaltetes Kreativquartier. Bei: triptown, 28. Februar 2014, abgerufen am 18. Juli 2014
  9. Frank Eckardt: Creative Quarters – Die Paradoxie von Stadtpanung, ohne Datum und Ort. Fachverband Kulturmanagement, abgerufen am 18. Juli 2014
  10. Stefan Laurin, Kreativquartiere: Viel Lärm um nichts Ruhrbarone, 9. August 2010, abgerufen am 31. Januar 2015
  11. Neue Studie: Kreativwirtschaft macht im Ruhrgebiet weniger Umsatz. In: Ruhr Nachrichten, 11. März 2015, abgerufen am 15. März 2015.
  12. Kunstraum Kreuzberg/Bethanien
  13. Künstlersiedlung Halfmannshof, Gelsenkirchen (Memento vom 26. September 2017 im Internet Archive). Abgerufen am 4. April 2024.
  14. kreativquartier-ueckendorf.de, abgerufen am 18. Mai 2023.
  15. Kreativquartier München. Abgerufen am 4. Juli 2022.
  16. Philipp Crone: Freddie Mercury bekommt eine Straße in München. Abgerufen am 19. September 2020.
  17. Süddeutsche Zeitung: Im Werksviertel soll ein neuer Typ Stadt entstehen. Abgerufen am 27. Februar 2020.