Kreisgericht Zerbst (Anhalt)

Kreisgericht im Herzogtum Anhalt-Dessau bzw. Herzogtum Anhalt mit Sitz in Zerbst

Das Kreisgericht Zerbst war von 1850 bis 1879 ein Kreisgericht im Herzogtum Anhalt-Dessau bzw. Herzogtum Anhalt mit Sitz in Zerbst.

Geschichte

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Mit der Märzrevolution war eine umfassende Verwaltungs- und Justizreform verbunden. Die Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung wurde eingeführt und die Patrimonialgerichte abgeschafft. Die Verwaltungsaufgaben übernahmen die Kreisdirektionen und die Gerichtsfunktionen die Kreisgerichte und Kreisgerichtskommissionen.[1] Als Instanzengericht wurde das Oberlandesgericht Dessau gebildet. Dieses war nicht mit einem heutigen Oberlandesgericht vergleichbar, sondern hatte die Funktion eines Appellationsgerichtes. Darüber stand das Oberappellationsgericht Jena als letzte Instanz.

In Zerbst entstand so das Kreisgericht Zerbst. Sein Bezirk umfasste die Bezirke folgender früherer Gerichte:

Früheres Gericht Sprengel Einwohner 1851
Stadt- und Landgericht Zerbst Städte Zerbst und Ankuhn und die Dörfer Badetz, Bias, Bone, Dobritz, Eichholz, Gödnitz, Golmenglin, Grimme, Hagendorf, Hohenlepte, Jütrichau, Kermen, Krakau mit Rathsbruch, Luso, Leps, Nedlitz, Niederlepte, Nutha, Pakendorf, Polenzko, Bärenthoren, Reuden, Rietzmeck, Steckby und Steutz 13.640
Patrimonialgericht Garitz Garitz 121
Justizämter Lindau und Dornburg Flecken Lindau, die alte Sorge, die neue Sorge und die Dörfer Lietzo, Quast, Deetz, Badewitz, Kerchau, Strinum, Zernitz, Kuhberge, die neue Mühle, Buhlendorf und Dornburg 2362
Der kleinere Teil des Justizamtes Roßlau Dörfer Bornum, Trüben, Pulspforde, Bonitz, Straguth, Gollbogen, Mühro und Kleinleitzkau 1023
Der größere Teil des Justizamtes Roßlau Stadt Roßlau, die Schlangengrube, das Dorf und Vorwerk Meinsdorf und die Dörfer Mühlstedt, Streetz, Mühlsdorf, Mertlau, Rodleben, Brambach, die Försterei Spitzberg und die Vorwerke Berensdorf, Tornau und Schlepke 3623
Patrimonialgericht Neeken Neeken 177
Summe 20.946

Das Gericht bestand aus einem Direktor und weiteren Richtern. Für die genannten Gerichtsbezirke wurde eine Kreisgerichtskommission in Roßlau eingerichtet. Dort bestand jeweils die Stelle eines Einzelrichters, der Mitglied des Kreisgerichts war und geringere Fälle als Einzelrichter entschied. Wesentlichere Fälle wurden im Kreisgericht von einer Kammer entschieden.

1863 ging Anhalt-Bernburg in Anhalt-Dessau auf und ein gemeinsames Herzogtum Anhalt entstand. In diesem Kontext wurden die Sprengel der Kreisgerichte neu gefasst.

Der Bezirk des Kreisgerichtes Zerbst umfasste nun folgende Orte:

Bezirk Sprengel Einwohner 1867
Unmittelbarer Gerichtsbezirk Stadt Zerbst mit Ankuhn und Harzwinkel, Stadt Lindau und die Dörfer Badetz, Badewitz, Bias, Bone, Bonitz, Bornum, Buhlendorf, Deetz, Dobritz, Dornburg, Eichholz, Garitz, Gödnitz, Golmenglin, Grimme, Hagendorf, Hohenlepte, Jütrichau, Kerchau, Kermen, Krakau mit Rathsbruch, Kuhberge, Kleinleitzkau, Leps, Lietzo, Luso, Mühro, Redlitz, Niederlepte, Nutha, Pakendorf, Polenzko, Pulspforde, Quast, Reuden, Rietzmeck, Sorge, Steckby, Steutz, Straguth, Strinum, Trüben und Zernitz 18.685
Kreisgerichtskommission Roßlau Stadt Roßlau und die Dörfer Brambach, Meinsdorf, Mühlsdorf mit Spitzberg, Mühlstedt, Necken, Rodleben, Streetz, Tornau, Behrensdorf mit Schlepke und Mertlau 4.660
Kreisgerichtskommission Coswig Stadt Coswig und die Dörfer Bräsen, Buko, Buro, Düben, Göritz, Griebo, Grochewitz, Hundeluft, Jeber und Bergfrieden, Klieken, Kobbelsdorf, Köselitz, Luso, Möllensdorf, Natho, Pülzig, Ragösen, Senst, Serno, Stackelitz, Thießen, Wahlsdorf, Weiden, Wörpen und Zieko 3.768
Summe 33.113

[2]

Nach der Einführung der Reichsjustizgesetze 1879 entstand eine neue Gerichtsstruktur.[3] An der Spitze des Instanzenzugs stand nun das Reichsgericht, dem das gemeinsame Oberlandesgericht Naumburg nachgeordnet war. Das Herzogtum Anhalt bildete den Sprengel des Landgerichts Dessau. Darunter befanden sich unter anderem das Amtsgericht Zerbst. Das Kreisgericht Zerbst wurde aufgehoben.

Siehe auch

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  • Staats- und Adreß-Handbuch für die Herzogthümer Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen: 1851, S. 60 f. Digitalisat.

Einzelnachweise

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  1. Verordnung über die Aufhebung der Patrimonial-Gerichtsbarkeit und des eximirten Gerichtsstandes, so wie über die anderweitige Organisation der Gerichtsbehörden vom 28. August 1850; in: Gesetzessammlung für das Herzogtum Anhalt-Dessau, S. 1841 f., Digitalisat
  2. Staats- und Adreß-Handbuch für das Herzogtum Anhalt: 1867, S. 119 f. Digitalisat.
  3. Gesetz, die Organisation der Gerichtsbehörden betreffend vom 12. April 1879; in: Gesetzessammlung für das Herzogtum Anhalt-Dessau, S. 403 f., Digitalisat