Krumpenwinn
Krumpenwinn, heute eine Wüstung, war ein Ortsteil der Gemeinde Geroldsee im Oberpfälzer Landkreis Parsberg. Der Weiler wurde mit der Gemeinde 1951 wegen des zu errichtenden amerikanischen Truppenübungsplatzes Hohenfels abgesiedelt.
Krumpenwinn Gemeinde Geroldsee
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Koordinaten: | 49° 14′ N, 11° 43′ O |
Höhe: | 520 m |
Einwohner: | 63 (1950) |
Geographische Lage
BearbeitenDie Wüstung liegt auf 520 m über NHN etwa 1,5 km östlich der Begrenzung des Truppenübungsplatzes in der Flur „Breitenwinner Tal“ zwischen dem Kolben (557 m über NHN) im Südosten, dem Bruderberg (607 m über NHN) im Süden, dem Schöllenberg (611 m über NHN) im Südwesten, dem Latschenberg (600 m über NHN) im Westen, dem Sandberg (597 m über NHN) im Nordwesten und dem Lohberg (597 m über NHN) im Nordosten. Nach Krumpenwinn führte historisch eine Straße von Südwesten her, die in nordöstlicher Richtung weiter nach Breitenwinn ging.
Ortsnamendeutung
BearbeitenDer Ortsname kann gedeutet werden als Ansiedelung an den gekrümmten Weideflächen.[1]
Geschichte
BearbeitenDer Weiler ist erstmals um 1231/37 in einem Wittelsbacher Urbar als „Cvontenwinden“ mit einer Hube verzeichnet. Im Urbar von circa 1285 ist von zwei Höfen die Rede; auf einem saß ein „Leutzmannus“.[2] 1336 wird vom Kaiser Ludwig bestätigt, dass das Kloster Pielenhofen eine bayerische Hube in „Kunttenwinden“ als Lehen besitzt.[3] Der Weiler gehörte zur herzoglich-bayerischen Herrschaft Lutzmannstein, die an Adelige verliehen wurde. Als die Erben von Friedrich Kemnather die Herrschaft 1428 an Herzog Johann von Pfalz-Neumarkt verkauften, bestand „Chvntenwinden“ aus dem Maierhof und drei Gütern.[4] Am Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand der Weiler aus 9 Anwesen der Herrschaft Lutzmannstein, die zu diesem Zeitpunkt im Besitz des Philipp Wilhelm von Gi(e)se war, der auch die Patrimonialgerichtsbarkeit besaß.[5] Nach Gieses Tod unterstanden die Lutzmannsteinschen Untertanen ab 1817 provisorisch einem Gerichtsverwalter des Landgerichtes Parsberg. 1830 genehmigte das Königreich Bayern die Errichtung eines Patrimonialgerichts II. Klasse für Lutzmannstein und Allersburg, das Friedrich August von Gise innehatte, bis die adelige Gerichtsbarkeit in Bayern 1848 eingezogen wurde.[6] Die Kinder besuchten die Schule am Pfarrort Lutzmannstein.
Durch das Königreich Bayern (1806) war um 1810 der Steuerdistrikt Geroldsee im Landgericht Parsberg gebildet worden. Diesem gehörten Geroldsee, Dantersdorf, Krumpenwinn und (Ober- und Unter-)Schmidheim an. Mit dem zweiten bayerischen Gemeindeedikt von 1818 wurde der Steuerdistrikt unverändert zur Ruralgemeinde,[7] der 1867 noch die Einöden Hölle und Gstetterthal angeschlossen wurden.[8]
Im Zuge der Bildung eines Truppenübungsplatzes für US- und NATO-Truppen wurde die Gemeinde Geroldsee mit Ausnahme des außerhalb des Truppenübungsplatzes liegenden Gemeindeteils Dantersdorf bis zum 1. Oktober 1951 geräumt und ihre Bewohner umgesiedelt; am 25. Januar 1952 beschloss die Regierung von Oberpfalz, Dantersdorf zum 25. März 1952 zur Gemeinde Velburg zu legen. Am 6. Oktober 1958 wies das Bayerische Staatsministerium des Innern an, die restlich verbliebene Gemeinde Geroldsee aufzulösen.[9] Damit hörte die Existenz von Krumpenwinn endgültig auf.
Im Weiler Krumpenwinn wohnten
- 1836 64 Einwohner (10 Häuser),[10]
- 1871 62 Einwohner (26 Gebäude; Großviehbestand 1873: 6 Pferde, 53 Stück Rindvieh),[11]
- 1900 52 Einwohner (9 Wohngebäude),[12]
- 1925 63 Einwohner (9 Wohngebäude),[13]
- 1938 64 Einwohner (nur Katholiken),[14]
- 1950 63 Einwohner (8 Wohngebäude).[15]
Bei der Wüstung Krumpenwinn gibt es im Süden des Lohberges die sogenannte Geißberghöhle, in der hallstattzeitliche Funde gemacht wurden.[16]
Kirchliche Verhältnisse
BearbeitenKrumpenwinn gehörte zur 1542 errichteten katholischen Pfarrei Lutzmannstein im Bistum Eichstätt.[17] Vor dem östlichen Dorfeingang stand ein Flurkreuz; nach Krumpenwinn, an der Velburger Straße, stand ein Franz-Xaverius-Kreuz.[18]
Bodendenkmäler
BearbeitenAls solche gelten untertägige mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde in der Wüstung Krempenwinn (Denkmal-Nr. D-3-6736-0072).[19]
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Hans Eichenseer, katholischer Geistlicher des Bistums Eichstätt, Organisator der „Lutzmannsteiner Heimattreffen“, * 8. Juni 1932 in Krumpenwinn, † 14. Juli 2012.[20]
Literatur
Bearbeiten- Manfred Jehle: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51: Parsberg, München 1981
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 38 (1923), S. 49
- ↑ Jehle, S. 235
- ↑ Jehle, S. 280
- ↑ Jehle, S. 277
- ↑ Jehle, S. 487
- ↑ Jehle, S. 526
- ↑ Jehle, S. 532, 545
- ↑ Jehle, S. 449
- ↑ Jehle, S. 519, 549
- ↑ Popp, Th. D. (Hrsg.): Matrikel des Bissthumes Eichstätt, Eichstätt: Ph. Brönner, 1836, S. 107
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 978, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 900 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 908 (Digitalisat).
- ↑ Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. II. Band, Eichstätt: Brönner & Däntler, 1938, S. 110
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 779 (Digitalisat).
- ↑ Cordula Nagler-Zanier: Ringschmuck der Hallstattzeit aus Bayern. Stuttgart: Franz Seiner Verlag 2005, S. 111
- ↑ Popp, S. 107; Buchner II, S. 107, 110
- ↑ Buchner II, S. 111
- ↑ Bayer. Landesamt für Denkmalpflege: Regierungsbezirk Oberpfalz, Landkreis Neumarkt i. d. Opf., Stadt Velburg, [Liste der] Bodendenkmäler, Stand 25.04.2020, S. 22
- ↑ Hans Eichenseer ist tot. In: Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt vom 29. Juli 2012