Kryokonit
Mit Kryokonit bezeichnet man die windverfrachteten mineralischen und organischen Emissionen von Waldbränden und verschiedenen Abgasen wie beispielsweise aus Kohlekraftwerken, die sich auf Eisflächen (z. B. Gletschern oder Meereis) oder lang überdauernden Schneefeldern im Hochgebirge ansammeln. Die dunkle Staubauflage beschleunigt auf Grund der erhöhten Absorption von Sonnenlicht (siehe Albedo) das Abschmelzen des darunter befindlichen Eises oder Schnees. Dadurch können Hohlformen auf der Eisoberfläche entstehen, die als Kryokonitloch bezeichnet werden.
Da sich in den entstehenden Schmelzvertiefungen bevorzugt neuer Staub ablagert, kommt es zu einem sich selbst verstärkenden Effekt, und mit der Zeit entstehen auf diese Weise kilometerlange Rinnen und oft auch tiefe Röhren, die sich teilweise bis auf den Gletschergrund durchfressen. Nicht selten sind die Hohlformen während des Sommers auch mit Wasser verfüllt und stellen somit einen Lebensraum für kälteadaptierte Mikroorganismen dar.
Ein Hauptbestandteil des Kryokonits ist organischer Natur wie unter anderem (Cyano-)Bakterien, Algen und Pollen (Blütenstaub), der auch für die dunkle bis schwarze Färbung verantwortlich sein kann.[1]
Etymologie und Geschichte
BearbeitenDas Wort Kryokonit ist abgeleitet von griechisch κρύος krýos, deutsch ‚Frost, Eis‘ und κονία konía, deutsch ‚Staub, Asche‘.
Erstmals beschrieben wurde der Kryokonit und die Folgen seiner Ablagerungen 1870 durch Adolf Erik Nordenskiöld, der das Phänomen auf seinen Expeditionen im grönländischen Inlandeis entdeckt hatte.[2]
Literatur
Bearbeiten- Erna Aescht: Ciliaten (Protozoa: Ciliophora) im Eisstaub (Kryokonit) zweier Gletscher der Ötztaler Alpen (Tirol, Österreich). In: Berichte des Naturwissenschaftlich-Medizinischen Vereins in Innsbruck. Band 92, Dezember 2005, ISSN 0379-1416, S. 89–93 (zobodat.at [PDF; 655 kB; abgerufen am 29. November 2022]).
Weblinks
Bearbeiten- James Balog (Fotograf): Galerie: Grönland: Das große Tauen (Fotostrecke: Grönlands Eis schmilzt dahin). National Geographic Deutschland, 10. März 2022, abgerufen am 29. November 2022.
- Martin Kugler: Kryokonit: Ein Hotspot der Artenvielfalt. Die Presse online, 6. November 2021, abgerufen am 29. November 2022.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ T. R. Vonnahme, M. Devetter, J. D. Žárský, M. Šabacká, J. Elster: Controls on microalgal community structures in cryoconite holes upon high-Arctic glaciers, Svalbard. In: Biogeoscience. Band 13, 2016, S. 659–674, doi:10.5194/bg-13-659-2016 (englisch, biogeosciences.net [PDF; 658 kB; abgerufen am 29. November 2022]).
- ↑ Mark Jenkins: True Colors. There's a meltdown on the ice sheet—and optimism among Greenlanders. National Geographic, Juni 2010, abgerufen am 29. November 2022.