Der Kulnighof (slowenisch/windisch: Kollnig(g) = Radmacher, Wagner[1]) ist ein Bauernhof am Christofberg in der Gemeinde Brückl im Kärntner Bezirk Sankt Veit an der Glan. Der Hof besteht aus dem Haupthaus und dem Stadel mit Tenne.

Kulnighof, Ansicht von Nordosten
Kulnighof von oben

Architektur

Bearbeiten

Während das ehemalige Wohnhaus den Typus eines Unterkärntner „Längslaubenhauses“ bzw. Winkelhauses[2] repräsentiert, zeugt der große gemauerte Pfeilerstadel mit Ziegelgitterfenstern vom produktionstechnischen Wandel in der Landwirtschaft während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.[3] Der Kulnighof ist einer der letzten Beispiele für die Kombination aus Längslaubenhaus und Winkelhaus, diese herrschaftliche Baustruktur basiert auf der Bauweise des Ausläufers der Saualpe.

Die Besonderheit des Haupthauses liegt darin, dass es die längste Laube Kärntens beherbergt, welche im Landesmuseum Kärnten verzeichnet ist.

Der untere Teil des Pfeilerstadels entspricht dem Typus eines großen Durchfahrtsstalls, welcher durch eine lange Säulenhalle mit 3 Rundbogenelementen geziert wird.[4] Dieser hatte wie es Ende des 19. Jahrhunderts üblich war eine Hocheinfahrt, welche im Laufe der Zeit abgekommen ist. Die Ziegelgitterfenster sind in Spitzbogenform konzipiert, welche als Zeichen des Glaubens der Form einer Kirche nachempfunden sind.[5]

Als Bekenntnis des katholischen Glaubens ist das Haupthaus wie auch der Pfeilerstadel der Christofbergkirche zugerichtet.

Geschichte

Bearbeiten

Als Erbauer des Haupthauses gilt der St. Veiter Großindustrielle Johann Mathias Freiherr von Koller.[Anm 1] 1881 erwarb Otto Clementz, Gutsbesitzer von Schloss Freudenberg den Kulnighof und wohnte dort auch mehrere Jahre.[6] Durch wirtschaftliche Fehlentscheidungen wurde der Kulnighof 1907 an die Familie Frick veräußert. Die vier Brüder, Josef, Jakob, Johann und Karl Frick entstammten einer Holzindustriellenfamilie aus Vorarlberg. Durch den Kauf eines holzverarbeitenden Industriebetriebes in Pischeldorf übersiedelten sie nach Kärnten.[7] Die Gebrüder Frick verkauften den Kulnighof 1909 an Familie Schütz und diese wiederum im April 1910 an Anton Rabitsch.[8] Der Kulnighof wurde kurz darauf im November 1910 von Franz Rainer erworben und in die Rainerschen Forstbetriebe integriert. 1931 übernahm sein Sohn Simon Rainer den Betrieb, welcher als Kalkindustrieller in Gösseling bei Launsdorf tätig war. 1973 wurde der Hof an seine Tochter Margarethe übergeben, welche in die Familie Kurath einheiratete.[8] Das Haupthaus wird heute touristisch genutzt[9] und wurde im Laufe der Jahre mehrmals renoviert und modernisiert; zuletzt wurde nach einem Hagelunwetter 2015 das Dach erneuert. 2020 wurde das Haus kernsaniert. Der Hof liegt heute im Besitz der Familie Karl Kurath. Ein bis ins 21. Jahrhundert hinein westlich des Hofs befindlicher hölzerner Getreidekasten mit Mostpresse ist mittlerweile abgekommen.

 
Kulnighof, Ansicht von Westen

Der Hof wird land- und forstwirtschaftlich genutzt, die Jagdwirtschaft wird in der eingeschlossenen Eigenjagd ausgeübt. Die Viehwirtschaft wurde eingestellt.[10] Der Betrieb ist umschlossen von Nadelmischwäldern, Grünlandflächen und Obstgärten. In unmittelbarer Nähe des Hofes befindet sich eine alte Mühle aus dem 19. Jahrhundert.

 
Kulnighof, Ansicht von Südwesten

Kulnig-Bildstock

Bearbeiten

Der Kulnig-Bildstock an der Wegkreuzung nördlich des Hofs wurde in seiner heutigen Form als Ersatz für einen alten Bildstock errichtet. Es handelt sich um einen vierseitigen Nischenbildstock mit einem mit Eternitschindeln gedeckten Pyramidendach. Den oberen Abschluss bildet ein Kugelknauf mit Spitz.[11] Der Stil des Bildstock ist einer barocken Bauweise nachempfunden. Im Jahre 2018 wurde dieser renoviert.

Anmerkungen

Bearbeiten
  1. Quelle liegt in den Urbaren des damaligen Bezirksgerichts Eberstein

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Heinz Dieter Pohl: Familiennamen slowenischer Herkunft in Kärnten (mit Ausblicken auf die Familiennamen Kärntens und Österreichs im Allgemeinen, S. 10). 2005, abgerufen am 10. November 2019.
  2. Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. Anton Schroll, Wien 2001, ISBN 3-7031-0712-X, S. 66
  3. Eine kulturgeschichtliche Wanderung auf den Christophberg: Auf den Spuren von Wallfahrern und historischer bäuerlicher Kulturlandschaft. (PDF) Abgerufen am 12. Dezember 2018.
  4. Roland Bäck: Soziale und wirtschaftliche Aspekte zum Wandel der bäuerlichen Architektur im ländlichen Raum im 19. Jahrhundert. Hrsg.: Landesmuseum Kärnten. ISBN 978-3-900575-68-7.
  5. Spitzbogenfenster. Abgerufen am 14. November 2019 (englisch).
  6. Marktgemeinde Magdalensberg: Schloss Freudenberg – Anfang und Werdegang bis heute. In: Magdalensberger Kulturquadrat: Ausgabe 6 / Frühling Sommer 2018. Marktgemeinde Magdalensberg, 2018, S. 6, abgerufen am 28. Juli 2024.
  7. Wilhelm Wadl: MAGDALENSBERG Natur – Geschichte – Gegenwart. Gemeindechronik. Hrsg.: Marktgemeinde Magdalensberg. 2. Auflage. Heyn, Klagenfurt 2024, ISBN 978-3-7084-0691-6, S. 283.
  8. a b Grundbuch Bezirksgericht Eberstein, KG St.Filippen EZ 59
  9. Willkommen am Kulnighof. Abgerufen am 12. Februar 2022 (österreichisches Deutsch).
  10. Nur ein bewirtschafteter Wald ist klimafit und sichert Einkommen | Landwirtschaftskammer – Reportagen und Allgemeines. Abgerufen am 12. Dezember 2018.
  11. Kleindenkmaeler.at – Juwelen unserer Kulturlandschaft – Kulnig Bildstock. Abgerufen am 12. Dezember 2018.

Koordinaten: 46° 42′ 21″ N, 14° 28′ 38,9″ O