Kurztest für allgemeine Basisgrößen der Informationsverarbeitung
Der Kurztest für allgemeine Basisgrößen der Informationsverarbeitung (KAI), früher Kurztest für Allgemeine Intelligenz, ist ein psychometrischer Leistungstest zur Erfassung der menschlichen Kurzspeicherkapazität („Arbeitsspeicherkapazität“), welche die Qualität und Quantität der Informationsverarbeitung bestimmt. Diese Kurzspeicherkapazität bildet die Grundlage für fluide Intelligenzleistungen als Fähigkeit, logisch zu denken und vor allem neue bisher unbekannte Probleme zu lösen (induktives und deduktives Denken). Der Test wurde von Siegfried Lehrl entwickelt. Er basiert auf Konzepten zur Informationspsychologie (z. B. Helmar Frank) bzw. der sogenannten Erlanger Schule der Informationspsychologie.[1]
Die Messung der Kurzspeicherkapazität erfolgt in Bit. Für die erwachsene Normalbevölkerung wurde die Verteilung 80 ± 29 Bit ermittelt. Anders als bei mittels Intelligenzquotienten (IQ) beschriebenem Intelligenzniveau verwendet der KAI prozentuale Änderungen der Arbeitsspeicherkapazität (Bit) zur Beschreibung der individuellen Leistungen.
Bestimmung der Arbeitsspeicherkapazität
Bearbeiten- Die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit S, gemessen in Bit/s, wird bestimmt durch die Messung der Lesezeit von stochastisch unabhängigen Buchstaben. Der subjektive Informationsgehalt der präsentierten Buchstaben ist bekannt.
- Die Merkspanne, die Gegenwartsdauer bzw. die Gedächtnisspanne D, gemessen in Sekunden, wird wie folgt ermittelt: Möglichst lange Reihen von Ziffern wie „5 9 1 3 ...“ und Buchstaben wie „u n r z ...“ nachsagen. Die Zeichen werden im Abstand von je einer Sekunde in immer längeren Zeilen präsentiert: erst drei Zeichen, wenn sie richtig wiederholt werden, dann 4, danach 5 usw.
- Die Arbeitsspeicherkapazität C, gemessen in Bit, wird bestimmt durch das Produkt aus obiger Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und Merkspanne:
Anwendung
BearbeitenDer KAI ist für Personen ab 18 Jahren normiert. Er wird zur schnellen Erfassung der individuellen Arbeitsspeicherkapazität eingesetzt. Dem Ergebnis lässt sich anhand einer Tabelle der fluide IQ zuordnen. Es werden mit ihm auch Verlaufsuntersuchungen durchgeführt, beispielsweise zur Kontrolle von Einflüssen, wie Ernährung, Medikation, Veränderung der Sinnestüchtigkeit etc., auf die geistige Leistungsfähigkeit. Die Tests dauern beim ersten Mal etwa acht Minuten, bei Wiederholungen meist zwei bis vier Minuten. Für Wiederholung der Anwendung stehen Parallelformen des Tests (gleichwertige Form mit anderen Aufgaben) zur Verfügung.
Literatur
Bearbeiten- Helmar G. Frank: Bildungskybernetik. Eine Kurzeinführung in die kybernetisch-pädagogischen Modellgrundlagen der Bildungstechnologie. 2. Auflage. Akademia Libroservo, München 1999, ISBN 3-929061-80-5 (deutsch, Esperanto, uni-paderborn.de).
- Paul Kline: The Handbook of Psychological Testing. The BIP. 2. Auflage. Routledge, London 2000, ISBN 0-415-21157-3, S. 639 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Siegfried Lehrl, Bernd Fischer: The basic parameters of human information processing: Their role in the determination of intelligence. In: Personality and Individual Differences. Vol. 9, Nr. 5. ScienceDirect, 1988, S. 883–889 (sciencedirect.com).
- Siegfried Lehrl, Bernd Fischer: A basic information psychological parameter (BIP) for the reconstruction of concepts of intelligence. In: European Journal of Personality. Vol. 4, Nr. 4. Wiley Online Library, 2006, S. 259–286, doi:10.1002/per.2410040402.
- Siegfried Lehrl, Adolf Gallwitz, Lothar Blaha, Bernd Fischer: Theorie und Messung der geistigen Leistungsfähigkeit mit dem Kurztest KAI. Die allgemeinen Basisgrössen der Informationsverarbeitung. Vless, 1991, ISBN 3-88562-041-3.
- Label für Tests (PDF; 62 kB) und Arbeitsmittel für den Anwendungsbereich der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung in der Schweiz: Kurztest für allgemeine Basisgrössen der Informationsverarbeitung (2005).
- Aljoscha Neubauer: Intelligenz und Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung. Springer, Wien 1995, ISBN 3-211-82735-8.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Lehrl, S., Gallwitz, A., Blaha, L., Fischer, B (1991): Theorie und Messung der geistigen Leistungsfähigkeit mit dem Kurztest KAI, Vless Verlag Ebersberg