Kwitt ist ein mobiles Bezahlverfahren, bei dem mit einer SEPA-Überweisung (zum Teil durch Instant Payment) Geld zwischen Konten transferiert wird. Dieses Verfahren wird von den Sparkassen, Genossenschaftsbanken und teilnehmenden Privatbanken angeboten. Ab 2021 wird das Bezahlverfahren unter der Marke giropay zusammengeführt, und dann als „giropay Geld senden“ bezeichnet.[1]

Funktionsweise

Bearbeiten

In der ursprünglichen Variante war Kwitt ein ausschließlich smartphonebasiertes Bezahlverfahren von Person zu Person. Dabei können sich zwei registrierte Nutzer auf Basis einer Überweisung Beträge zusenden bzw. anfordern. Innerhalb der App können die im Kontaktverzeichnis hinterlegten Einträge mit den bei Kwitt registrierten Nutzern synchronisiert werden, was eine Vereinfachung des Überweisungsprozesses ermöglicht. Zudem kann Geld von persönlich erstellten Gruppen in variabler Höhe angefordert werden. Mit Integration in giropay werden auch Online-Zahlungen ermöglicht.

Kwitt wird zwar gemeinsam beworben, aber Teilnehmer der Sparkassen sind gegenüber anderen teilnehmenden Banken im Vorteil:

Sie können als registrierte Teilnehmer an jedes deutsche Girokonto Geld schicken. Der Empfänger muss hierfür nicht bei Kwitt angemeldet sein. Registrierte Teilnehmer einer VR-Bank dagegen können nur Geld an ebenfalls angemeldete Kunden teilnehmender Banken oder Sparkassen senden, was den Teilnehmerkreis einschränkt. Bei Geldforderungen ist grundsätzlich eine Registrierung beider Teilnehmer Voraussetzung.

Kwitt ist eine Zusatzfunktion des Girokontos und die Zahlungen werden direkt über dieses abgewickelt. Getätigte Zahlungen werden in der App, im Onlinebanking und auf dem klassischen Kontoauszug ausgewiesen. Das System wird ausschließlich in Deutschland angeboten. Daher gilt für das Verfahren der deutsche Datenschutz und das deutsche Bankgeheimnis.

Geschichte

Bearbeiten

Kwitt geht auf eine Studie unter dem Arbeitstitel „WhatsCash“[2] der Fiducia & GAD IT aus dem Jahre 2014/15 zurück. Am 28. November 2016 schalteten die Sparkassen[3] mit dem Namen „Kwitt“ und die Volks- und Raiffeisenbanken[4] unter dem Namen „Geld senden & anfordern“ die Funktionalität in ihren Banking-Apps frei. Seit Juni 2018 bieten die Volksbanken und Raiffeisenbanken das Bezahlverfahren unter dem gemeinsamen Markennamen „Kwitt“ an.[5][6] Seit dem 10. Juli 2018 sind mit Kwitt Überweisungen innerhalb des SEPA-Raums zum Teil in Echtzeit möglich.[7]

Verbreitung

Bearbeiten

Im August 2018 verzeichnete Kwitt über eine Million registrierte Nutzer.[8]

Die schnelle Verbreitung der Funktion, Geld via Smartphone auf Basis einer Überweisung zu senden bzw. anzufordern (z. B. im Vergleich zu Paydirekt), beruht auf einer Marketing-Strategie, die auf die Zielgruppe jugendlicher Bankkunden ausgerichtet ist: Ein Bot(e) treibt das Geld ein – die Sparkasse geht neue Wege im Marketing für Kwitt. Sie wirbt mit einem martialischen Geldeintreiber[9] für die Bezahl-App. Die Kampagne baut auf einem Facebook-Bot auf, der dabei hilft, individuelle „Drohvideos“ zu erstellen.

In einem Werbefilm[10] wird ein junger Mann von dem rabiaten Eintreiber verfolgt – und daran „erinnert“, an seinen „Kumpel Patrick“ ganze 2,60 Euro zu zahlen. Doch der Muskelmann will das Geld nicht in bar, sondern erinnert den Schuldner daran, dafür die Funktion „Kwitt“ zu nutzen. Am 15. Mai meldete sich der Geldeintreiber mit seinem Account „@derbote_official“[11] auf Instagram an und bedient sich der gängigen Influencer-Klischees.

Am 13. Februar 2019 zeichnet das Deutsche Institut für Servicequalität „Kwitt“ als besten Smart-Payment Anbieter aus: „Testsieger ist Kwitt mit dem Qualitätsurteil „sehr gut“. Der Anbieter positioniert sich sowohl im Gesamtergebnis als auch in der Kategorie „Zahlung unter Freunden“ auf Platz eins.“[12] Am 10. Mai 2021 begann die Verschmelzung von Paydirekt, Giropay und Kwitt unter der Marke Giropay.

Teilnehmende Banken

Bearbeiten

Im Mai 2023 boten folgende Banken Kwitt als smartphonebasiertes Bezahlverfahren in ihren Apps an:

  • Sparkassen
  • Volks- und Raiffeisenbanken
  • Commerzbank AG
  • ING-DiBa AG
  • Sparda-Bank Berlin eG
  • BBBank eG
  • PSD-Bankengruppe
  • BW-Bank
  • FLESSABANK – Bankhaus Max Flessa KG
  • MLP Banking AG
  • Evangelische Bank eG
  • Bank im Bistum Essen eG
  • Wüstenrot Bank AG
  • Bank Schilling & Co AG
  • Fürstlich Castell’sche Bank
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Pressemitteilung der Deutschen Kreditwirtschaft (DK), 12. März 2021 - abgerufen am 2. November 2021
  2. Geschäftsbericht der Fiducia (S. 17), abgerufen am 4. Oktober 2018
  3. Kwitt: Sparkasse startet Geldtransfer von Handy zu Handy, Oiger 26. November 2016 - abgerufen am 6. September 2018
  4. Handy zu Handy: Geldtransfer einfach per App - VR-BankingApp bietet Kunden von Volksbanken und Raiffeisenbanken ab sofort noch mehr mobilen Komfort, Pressemeldung der Fiducia und GAD IT AG 28.11.2016 - abgerufen am 6. September 2018
  5. Mit dem Smartphone Geld senden: Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen bieten Zahllösung ab Juni 2018 unter gemeinsamen Markennamen Kwitt an, Pressemitteilung des Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) vom 22.05.2018 - abgerufen am 6. September 2018
  6. Volksbanken machen mit beim Handy-zu-Handy-Zahlsystem der Sparkassen - Volksbanken und Sparkassen haben keine Angst mehr vor dem Kartellamt – und bieten das Überweisen per Smartphone unter einer gemeinsamen Marke an., Handelsblatt 22.05.2018 - - abgerufen am 6. September 2018
  7. Überweisung in Echtzeit, Sparkasse.de 06.2018 - abgerufen am 6. September 2018
  8. Apple Pay in Schach halten: Mobiles Bezahlen mit Kwitt hat jetzt eine Million Nutzer, itopnews.de 16.08.2018 - abgerufen am 6. September 2018
  9. Ein Bot(e) treibt das Geld ein, handelsblatt.com 7.2.2017 - abgerufen am 21. September 2018
  10. Werbefilm: Ruckzuck ist einfach: Kwitt, youtube.com 7.2.2017 - abgerufen am 21. September 2018
  11. Instagram Account @derbote_official, instagram.com vom 7. Februar 2017, abgerufen am 21. September 2018
  12. Smart-Payment Studie des deutschen Institut für Servicequalität, disq.de abgerufen am 17. Februar 2019