L’impresario delle Canarie (Metastasio)

Libretto zu einem Opern-Intermezzo von Pietro Metastasio

L’impresario delle Canarie ist ein Libretto zu einem Opern-Intermezzo in zwei Teilen, das Pietro Metastasio zugeschrieben wird. Erstmals aufgeführt wurde es am 1. Februar 1724 in der Vertonung von Domenico Sarro im Teatro San Bartolomeo in Neapel zwischen den Akten seiner Oper Didone abbandonata. Es wurde auch unter dem Titel Dorina e Nibbio vertont.[1]

Werkdaten
Titel: L’impresario delle Canarie

Bild aus dem Libretto von 1728
(Musik von Tomaso Albinoni)

Form: Intermezzo
Originalsprache: Italienisch
Musik: Erste Vertonung von Domenico Sarro
Libretto: Pietro Metastasio
Uraufführung: 1. Februar 1724
Ort der Uraufführung: Teatro San Bartolomeo, Neapel
Personen

Das Werk wurde nicht in die 2002 von Anna Laura Bellini herausgegebene Neuausgabe der Werke Metastasios aufgenommen, da Bellini die Authentizität für nicht gesichert hält.[2]

Eine deutsche Fassung des Librettos mit dem Titel Der Opern-Meister auf den Canarischen Inseln erschien 1733 in Sankt Petersburg.[Digitalisat 1]

Handlung

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In diesem kurzen Intermezzo geht es um den Operndirektor Nibbio von den Kanarischen Inseln, der die Primadonna Dorina engagieren möchte. Nachdem sie ihm eine Szene als gefesselte Kleopatra vorgespielt hat, bietet er ihr einen Blankovertrag an.

Die folgende Inhaltsangabe basiert auf dem 1748 von Leonardo Leo verwendete Libretto.[Digitalisat 2]

Erster Teil

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Dorina drängt ihre Bediensteten, alles für die Ankunft des erwarteten Operndirektors Nibbio vorzubereiten. Dieser kommt von den Kanarischen Inseln, um Darsteller für sein dort neu eröffnetes Opernhaus zu werben. Geld spielt für ihn dabei keine Rolle. Er fordert Dorina auf, ihm etwas vorzusingen. Sie ziert sich zunächst, singt aber dann doch ihre Arie. Nibbio ist begeistert und prahlt nun mit seinen eigenen Musikkenntnissen. So habe er in weniger als einem Monat fünfzehn Singspiele komponiert. Er trägt nun ebenfalls ein Lied vor. Seine Darbietung wird jedoch von Dorinas Kammermädchen unterbrochen, da sie noch zu einem Gastmahl geladen ist. Nibbio will seine Arie trotzdem zu Ende bringen und erklärt, etwas spazierenzugehen und nachher wiederkommen zu wollen.

Zweiter Teil

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Dorina hat das Theaterkostüm für ihren heutigen Auftritt angezogen und lässt es sich von ihren Schneidern anpassen. Nibbio kommt zurück. Da Dorina sich nicht unterbrechen lassen will, jagt Nibbio die Schneider davon. Er verspricht ihr, dass der Bühnenapplaus jede Mühe wert sei. Dorina dagegen beklagt sich über die Launenhaftigkeit des Publikums. Am meisten fürchtet sie die Szene, in der sie heute die gefesselte Kleopatra darstellen soll. Nibbio überredet sie, ihm diese Szene vorzuspielen und wundert sich, dass sie keine der üblichen Arien enthält. Er trägt jetzt eine seiner eigenen Arien vor. Als Dorina nun auf den Anstellungsvertrag zu sprechen kommt, überreicht Nibbio ihr einen Blankovertrag, in den sie das Honorar selbst einsetzen kann. Das nutzt sie schamlos aus, in dem sie einträgt, dass sie ausschließlich Hauptrollen bekommt, immer die längsten Arien zu singen hat, die Texte nur von befreundeten Dichtern stammen, und dass sie neben ihrem Gehalt alle erdenklichen Luxuswaren und wöchentlich wenigstens zwei Geschenke erhält. Nibbio ist mit allem einverstanden. Beide stellen sich nun die Begeisterung und Großzügigkeit des zukünftigen Publikums vor.

In der ursprünglichen von Dominico Sarro vertonten Fassung endet der zweite Teil damit, dass Dorina sich von Nibbio bedrängt fühlt. Der Vertrag kommt vorerst nicht zustande.

Geschichte

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Dieses Intermezzo ist Metastasios einziger Beitrag zur Komischen Oper. Es steht in der Tradition von Benedetto Marcellos vier Jahre zuvor erschienener Satire Il teatro alla moda. Die darin beschriebenen Praktiken waren Metastasio gut vertraut. Er war sich der Schwächen der Opera seria bewusst und wollte sie von innen heraus reformieren. In seinen Briefen beklagte er sich immer wieder über die Behandlung seiner Libretti durch Komponisten, Sänger und Theaterdirektoren.[1]

Innerhalb von zwanzig Jahren wurde das Werk sechs Mal vertont, davon vier Mal für Venedig. Am beliebtesten war damals die Version von Leonardo Leo.[1] In neuerer Zeit werden die Fassungen von Domenico Sarro und Padre Martini gelegentlich aufgeführt, so von der Semperoper Dresden in der Spielzeit 2012/2013 (Sarro) und 2014 (Martini).[3][4]

Vertonungen

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Folgende Komponisten legten dieses Libretto einer Oper zugrunde:

Komponist Uraufführung Aufführungsort Anmerkungen
Domenico Sarro 1. Februar 1724, Teatro San Bartolomeo[5][6][7][Digitalisat 3] Neapel als Intermezzo Dorina e Nibbio für Didone abbandonata; überarbeitet 1730 im Teatro San Giovanni Crisostomo in Venedig und 1737 als L’Impresario – The Master of the Opera im King’s Theatre am Haymarket in London
Tomaso Albinoni 24. November 1725, Teatro San Cassiano[8][Digitalisat 4] Venedig auch am 26. Dezember 1728 im Teatro Regio Ducale in Mailand; am 11. Dezember 1731 und am 6. Februar 1732 im Teatro San Moisè in Venedig  
Pietro Vincenzo Chiocchetti Karneval 1726, Teatro Sant’Agostino[9] Genua auch im Januar 1742
Giuseppe Maria Orlandini 1729, Teatro San Cassiano[10] Venedig Aufführung unsicher
Leonardo Leo 1739, Real Sitio de Prado[11][12][13][Digitalisat 5][Digitalisat 2] Madrid am 26. Dezember 1741 im Teatro Sant’Angelo in Venedig; 1748 im Schlosstheater in Potsdam; 1749 im Teatro San Cassiano in Venedig  
Giovanni Battista Martini (Padre Martini) 1744, private Aufführung[14][15][16] Bologna auch 1958 in Como

Aufnahmen

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Commons: L’impresario delle Canarie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Digitalisate

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  1. Libretto (deutsch), Sankt Petersburg 1733 als Digitalisat beim Göttinger Digitalisierungszentrum.
  2. a b Libretto (italienisch/deutsch) der Oper von Leonardo Leo, Potsdam 1748 als Digitalisat bei der Staatsbibliothek zu Berlin.
  3. Libretto (italienisch) der Oper von Domenico Sarro, Neapel 1724 als Volltext (PDF; 494 kB) bei librettidopera.it.
  4. Libretto (italienisch) der Oper von Tomaso Albinoni, Mailand 1728. Digitalisat im Corago-Informationssystem der Universität Bologna.
  5. Libretto (italienisch) der Oper von Leonardo Leo, Venedig 1741. Digitalisat im Corago-Informationssystem der Universität Bologna.

Einzelnachweise

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  1. a b c Don Neville: Impresario delle Canarie, L’. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  2. Domenico Pietropaolo und Mary Ann Parker: The Baroque Libretto, University of Toronto Press Incorporated 2011, ISBN 978-1-4426-4163-1, S. 35 (online bei Google Books).
  3. DORINA E NIBBIO / CONTRASCENA – Dresden, Semperoper. Rezension der Aufführung von 2012 bei Operapoint, abgerufen am 14. November 2014.
  4. DRESDEN/ Semperoper: „L’impresario delle Canarie“ von G. B. Martini & Sub Plot von Luca Ronchetti. Rezension der Aufführung von 2014 im Online Merker, abgerufen am 24. November 2024.
  5. Don Neville: Metastasio [Trapassi], Pietro (Antonio Domenico Bonaventura). In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  6. L’impresario delle isole Canarie (Domenico Sarro) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 11. November 2014.
  7. Liste der Bühnenwerke von Domenico Natale Sarri auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 11. November 2014.
  8. Dorina e Nibbio (Tomaso Giovanni Albinoni) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 11. November 2014.
  9. L’impresario delle Canarie (Pietro Vincenzo Chiocchetti) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 11. November 2014.
  10. L’impresario dell’isole Canarie (Giuseppe Maria Orlandini) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 11. November 2014.
  11. LEO, Leonardo de im Dizionario Biografico bei Treccani.it (italienisch), abgerufen am 11. Oktober 2014.
  12. L’impresario delle Isole Canarie (Leonardo Leo) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 11. November 2014.
  13. Liste der Bühnenwerke von Leonardo Leo auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 11. Oktober 2014.
  14. L’impresario delle Canarie (Giovanni Battista Martini) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 11. November 2014.
  15. L’impresario delle Isole Canarie (Giovanni Battista Martini) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  16. Un libreto sobre Canarias para el Barroco italiano auf revistacanarii.com (spanisch), abgerufen am 11. November 2014.
  17. Datensatz zur Schallplatte der Vertonung von Padre Martini im Bibliothekskatalog sbn.it, abgerufen am 14. November 2014.
  18. Sarro: L’impressario delle Canarie; Sonata for flute & strings. CD-Informationen bei Allmusic, abgerufen am 14. November 2014.
  19. Scarlatti: La Dirindina; Cimarosa: Il Maestro di Cappella; Sarro: L’Impresario delle Canarie. DVD-Informationen bei Allmusic, abgerufen am 14. November 2014.