LHW/BBC Bo Bo 60 t

elektrische Tagebaulokomotive

Die elektrische Tagebaulokomotive LHW/BBC Bo Bo 60 t wurde bei LHW und BBC in der Zeit von 1929 bis 1931 in 15 Exemplaren gefertigt.

Industrielokomotive für Tagebaue
LHW/BBC Bo Bo 60 t
Werkfoto BBC
Werkfoto BBC
Werkfoto BBC
Nummerierung: Grube Marie III
Grube Brigitta
F. C. Heye
Anzahl: 15
Hersteller: LHW
Fabriknummern 3131–3145,
BBC
Fabriknummern 5098–5112
Baujahr(e): 1929–1931
Ausmusterung: Ende 1960er Jahre
Achsformel: Bo’Bo’
Spurweite: 900 mm
Länge über Puffer: 12.100 mm
Höhe: 2.300 mm (Dachoberkante)
Breite: 2.200 mm
Drehzapfenabstand: 6.200 mm
Drehgestellachsstand: 1.700 mm
Gesamtradstand: 7.050 mm
Kleinster bef. Halbmesser: 40 m
Dienstmasse: 60 t
Radsatzfahrmasse: 15 t
Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
Stundenleistung: 640 kW
Treibraddurchmesser: 950 mm
Stromsystem: 1.200 V =/ 550 V =
Stromübertragung: Oberleitung und Seitenfahrleitung
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Bremse: Druck­luft­brem­se, el. Bremse, Handbremse

Die Lokomotiven wurden im Gegensatz zu den von Henschel und den Siemens-Schuckertwerken (SSW) gebauten Vorkriegslokomotiven von LHW (mechanisch) und BBC gefertigt, da die Anlagen der elektrischen Ausrüstung ebenfalls von BBC stammte. Der Großteil der Fahrzeuge wurde an die Grube Marie III der Anhaltischen Kohlenwerke geliefert, weitere Lokomotiven gelangten an die Grube Brigitta bei Spremberg und die Braunkohlengrube F. C. Heye bei Annahütte. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren im Raum Senftenberg einige Lokomotiven vorhanden. 1957 galten drei Lokomotiven als erhalten, die Ende der 1960er Jahre noch vorhanden waren.

Geschichte

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60t-schwere BBC-Lokomotive mit 640 kW Leistung auf einer Maßskizze aus dem Handbuch für den Braunkohlenbergbau

Grube Marie III

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Der Großteil der Fahrzeuge ging an die Grube Marie III der Anhaltischen Kohlenwerke (AKW), wo sich bis 1938 für die schmalspurigen Bahnen Verladeanlagen befanden. Insgesamt neun Fahrzeuge mit den Fabriknummern LHW 3131–3137, 3141 und 3143 (mechanisch) und BBC 5098–5104, 5108 und 5110 (elektrisch) wurden zwischen 1929 und 1931 angeliefert. Die elektrischen Anlagen der Abraumbahn wurden von BBC als Einfachfahrleitung ohne Halteseil, der Straßenbahnleitung, ausgeführt. Die eingleisigen Strecken wurden mit gestreckten stählernen Auslegemasten,[1] die zweigleisigen Strecken für die Überführungsbahnen zur besseren Übersichtlichkeit für das Lokpersonal mit seitlichen Masten und Fahrdraht mit einfacher Aufhängung ausgeführt.[1] So wurde von der Firma BBC auch die Lieferung der elektrischen Lokomotiven vorgenommen.[2] Bei den Lokomotiven sind nur die Fabriknummern bekannt, die Werksbezeichnungen sind unbekannt.

Grube Brigitta

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Nachdem ab 1921 die Grube Brigitta bei Spremberg 20 Henschel/SSW Bo Bo 46 t erhalten hatte,[3] lieferte 1930 BBC die beiden Lokomotiven mit den Fabriknummern LHW 3138 und 3140 (mechanisch) und BBC 5105 und 5107 nach.[2] Diese waren dort für die Versorgung des Kraftwerkes Trattendorfs zuständig.[4]

F. C. Heye Glashütte und Braunkohlewerke

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Ein weiterer Kunde waren die Glashütten und Braunkohlenwerke F. C. Heye in Annahütte. Die Lokomotiven LHW 3139 und 3142, BBC 5106 und 5109 waren für den Betrieb mit 550 V Gleichspannung ausgelegt waren, die Lokomotive LHW 3145 BBC 5112 für den Betrieb mit 1200 V Gleichspannung.[2] Auch bei diesen Lokomotiven sind nur die Fabriknummern bekannt.

Nachkriegsgeschichte

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Zum Stand vom 7. November 1957 sind drei Lokomotiven BBC 60t beim Tagebau Sedlitz ohne Bezeichnung erwähnt.[5] Im Jahr 1967 wurden in der Region Altbaulokomotiven für die Spurweite von 900 mm bei Senftenberg erwähnt.[5] Diese Angaben sind für die Baureihe unter Vorbehalt zu sehen, weil es in Senftenberg 60t-BBC-Lokomotiven verschiedener Leistungsklassen gab. Von einer Lokomotive, die bis 1972 auf der Bahnstrecke Koselbruch–Heide im Einsatz war und die Bezeichnung 2-10 trug,[6] ist die Identifikation korrekt, da dieser Typ die letzten Jahre im Tagebau Olbersdorf Dienst tat.[7] In Olbersdorf war nur Betrieb mit 600 V möglich, deshalb konnte die Lokomotive nur mit halber Kraft verkehren. Sie war noch bis Mitte der 1970er Jahre im Einsatz und musste dann mit einem Motorschaden abgestellt werden, da keine Ersatzteile mehr vorhanden waren. Bis 1978 wurde die Lok verschrottet.[6] Die Maschine kann auch als die letzte betriebsfähige Lokomotive der Reihe angesehen werden.

Die Lokomotiven entsprachen in der Bauart der üblichen Ausführung der Tagebaulokomotiven mit tief liegendem Führerhaus und zwei Vorbauten. Sie waren in der Höhe sehr gedrungen. Der mechanische Teil war eine Nietkonstruktion mit Mittelpufferkupplungen, die an den Drehgestellen befestigt waren. Das Führerhaus war für den Betrieb bei den Baggern sehr tief heruntergezogen, die Vorbauten waren sehr flach und trugen die zwei Haupt- und die vier Seiten-Stromabnehmer in gerader Form.

Die Antriebsmotoren in Tatzlagerbauart waren fremdbelüftet. Je Vorbau besaßen die Lokomotiven zwei Lüfter mit je zwei Luftschächten für die Kühlung der Fahrmotoren und der elektrischen Anlage.

Die elektrische Ausrüstung stammte von BBC und bestand aus Gleichstromtechnik, wo über die elektrische Spannung von der Fahrleitung über den zentral gelegenen Nockenfahrschalter mit der Widerstandssteuerung die elektrischen Fahrmotoren angetrieben wurden, die als Reihenschlussmaschinen ausgeführt waren. Die Druckluft für die Druckluftbremse wurde von zwei Kompressoren erzeugt, elektromechanische Schütze schalteten die Hilfsbetriebmotoren. Die Steuer- und Beleuchtungsspannung betrug 24 V. Die Elektrik wurde zu einem nicht bekannten Zeitpunkt auf die Spannungssysteme 600V oder 1200V = umgebaut.[6]

Literatur

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  • Andreas Schild: Die Geschichte der Eisenbahn im Braunkohlenrevier der Lausitz, Selbstverlag Andreas Schild, Cottbus, 2010
  • Elektrische Industriebahnen, Lieferliste, Brown, Boveri und CIE. AG., Mannheim, L 5016/L (959.1.GD)
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Commons: BBC mining locomotives – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Andreas Schild: Die Geschichte der Eisenbahn im Braunkohlenrevier der Lausitz, Selbstverlag Andreas Schild, Cottbus, 2010, Seite 18
  2. a b c Auflistung der von BBC gefertigten Lokomotiven auf www.werkbahn.de (kann als CD kostenpflichtig erworben werden)
  3. Auflistung der von SSW gefertigten Lokomotiven auf www.werkbahn.de (kann als CD kostenpflichtig erworben werden)
  4. Andreas Schild: Die Geschichte der Eisenbahn im Braunkohlenrevier der Lausitz, Selbstverlag Andreas Schild, Cottbus, 2010, Seite 16
  5. a b Holger Neumann, Matthias Fiedler: Der Tagebau Meuro und die Kohlebahnen um Senftenberg, Herdam Verlag, Quedlinburg-Gernrode, ISBN 978-3-933178-49-7, Seite 78
  6. a b c Andreas Walter, Die Geschichte des Zugbetriebes im Tagebau Olbersdorf, Seite 34
  7. Andreas Walter, 1908-Beginn einer neuen Epoche des Braunkohlenbergbaus in der Region Zittau, Seite 34