Landesfrauenklinik Stuttgart

staatliche gynäkologische Klinik

Die Landesfrauenklinik Stuttgart war ein gynäkologisches Krankenhaus in Stuttgart, das 1828 eröffnet und 1986 in ein städtisches Krankenhaus überführt und umbenannt wurde.[1]

Landesfrauenklinik Stuttgart

Trägerschaft seit 1819 Königliche Stiftung / seit 1921 Land Württemberg / seit 1954 Stadt Stuttgart
Ort Stuttgart

Leitung zuletzt: Rudolf Maximilian Mey
Gründung 1828
Auflösung 1986
Website

Geschichte

Bearbeiten

Gebäranstalt und Hebammenschule der Katharinenstiftung

Bearbeiten
 
Katharinenhospital 1828

1819 rief das Ministerium des Innern auf Betreiben des württembergischen Königs Wilhelm I. eine Kommission für den Bau eines Kranken- und Gebärhauses in Stuttgart ein. Dazu wurde 1819 eine Stiftung gegründet, die der verstorbenen Königin Katharina gewidmet war. Man wollte unter anderem eine einheitliche praktische Ausbildung für Hebammen unter der Anleitung von Oberärzten schaffen.[2] Die sogenannte Gebäranstalt und die Hebammenschule wurden in Stuttgart unter dem Dach des Katharinenhospitals am 9. Januar 1828 – dem 9. Todestag der sozial engagierten Königin Katharina – eröffnet.[1] Das Gebäude war nach Plänen von Nikolaus Friedrich von Thouret an der Ecke Kriegsbergstraße und Herdweg zwischen 1820 und 1827 erbaut worden.[3] Die Königliche Gebäranstalt und Hebammenschule unterstanden – wie die innere und äußere Abteilung des Krankenhauses – der Verwaltung des Stiftungsrates. Defizite wurden von der Staatskasse übernommen. Im Jahr 1836 wurde per Gesetz festgelegt, dass jede Gemeinde eine Hebamme anzustellen habe.[2]

Durch den Ausbau der Hebammenausbildung wurde es trotz mehrerer Erweiterungsbauten notwendig, die Hebammenschule und die Entbindungsanstalt in ein eigenes Gebäude am Herdweg auszugliedern, was 1862 geschah. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Königliche Stiftung „Mütterhaus am Katharinenhospital“ aufgelöst.[1]

Landesfrauenklinik mit Hebammenlehranstalt

Bearbeiten

Die Landesfrauenklinik und die Hebammenschule unterstanden seit 1921 dem Land Württemberg.[3][1] Da das alte Gebäude von 1862 zu klein geworden war, entstand zwischen 1926 und 1928 ein Neubau nahe der Villa Berg im Stuttgarter Osten. Das Gebäude wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach umgebaut und erweitert. Am 7. Dezember 1954 wurde diese Klinik in Landesfrauenklinik Stuttgart mit Hebammenlehranstalt umbenannt.[2]

Städtische Frauenklinik

Bearbeiten

1986 wurde die Landesfrauenklinik organisatorisch von einer baden-württembergischen Einrichtung in die Städtische Frauenklinik Berg überführt und 1988 organisatorisch dem Olgahospital zugeordnet.[1] 1995 wurde das Gebäude von 1896 umgebaut, damit das Gesundheitsamt einziehen konnte. In den ehemaligen Bettenzimmern wurden Büros untergebracht, im Dachgeschoss Labore eingerichtet.[4] Am 28. April 2004 wurde die gynäkologische Abteilung in das Krankenhaus Bad Cannstatt verlagert und die Kinderabteilung in das Olgahospital, genannt „Olgäle“.[5] 2014 schließlich fand der große Umzug an den ursprünglichen Ort vor 1828 – in das Katharinenhospital – statt, aber in einen Neubau.[6]

Umnutzung und Abriss

Bearbeiten

2004 wurden die Gebäude abgerissen.[7] Das Gelände wurde zwischen 2005 und 2009 mit hochwertig ausgestatteten Mehrfamilienhäusern – etwa 170 Eigentumswohnungen – bebaut.[5]

Direktoren der Landesfrauenklinik waren:[2]

  • Ludwig Friedrich Frank (1766–1836)[8][9]
  • bis 1862: Johann Adam Elsässer (1787–1863)[10]
  • 1862–1877: Maximilian von Haussmann[11]
  • 1877–1887: Hermann Fehling (1847–1925)
  • 1887–1918: Gustav-Adolf Walcher (1856–1935)[12][13]
  • 1918–1946: Max Fetzer (1878–1946)[14]
  • 1948–1967: Hans Reichenmiller (1901–1986)[15]
  • 1967–1986: Rudolf Maximilian Mey (1920–2011)[16]

Sonstige Personen

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Dietrich Bäßler: Die Häufigkeit der Rh-Sensibilisierung bei rhesusnegativen Schwangeren und ihre Auswirkung auf die Leibesfrucht im Geburtenmaterial der Landesfrauenklinik Stuttgart in den Jahren 1950–1960. Dissertation. 1960, OCLC 314272061.
  • Inge Schwoerer-Krais: Die gynäkologischen Operationen an der Landesfrauenklinik Stuttgart in den Jahren 1964–1969. Dissertation. 1971, OCLC 721281711.
  • Günter Wimhöfer: Statistische Mitteilungen über die Geburtshilfe in der Landesfrauenklinik Stuttgart 1838–1847. 1971, OCLC 721282091.
  • Bernhard Pfander: Statistische Mitteilungen über Geburtshilfe in der Landesfrauenklinik Stuttgart: 1848–1873. Dissertation. Universität Freiburg im Breisgau, 1975, DNB 760741824.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c d e Landesfrauenklinik mit Hebammenlehranstalt Stuttgart. Deutsche Digitale Bibliothek, abgerufen am 27. Juli 2021.
  2. a b c d Geschichte der Landesfrauenklink mit Landeshebammenschule. In: Findbuch F 236 I. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, abgerufen am 28. Juli 2021.
  3. a b Stadtverwaltung Stuttgart (Hrsg.): Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Katharinen-Hospitals in Stuttgart, 9. Januar 1928. 1928.
  4. Umbau und Modernisierung Gesundheitsamt. SFP Architekten GmbH, abgerufen am 28. Juli 2021.
  5. a b Tim Hörner: BW von oben – Ehemalige Frauenklinik: Wo Generationen von Stuttgartern das Licht der Welt erblickten. Stuttgarter Zeitung, 8. Februar 2022, abgerufen am 26. Januar 2024.
  6. Frauenklinik Stuttgart: Von Cannstatt ins neue Klinikum. Stuttgarter Zeitung, abgerufen am 28. Juli 2021.
  7. Rahmenplan Berg Stuttgart Ost. (PDF) Landeshauptstadt Stuttgart, 2005, S. 6, abgerufen am 28. Juli 2021.
  8. Frank, Ludwig Friedrich. In: Deutsche Biographie (Index-Eintrag).
  9. Frank Ludwig Friedrich. In: LEO-BW. Abgerufen am 28. Juli 2021.
  10. Dr. Elsaesser, Unter-Amts-Arzt in Möhringen bei Stuttgart: Elsaesser, Johann Adam Geschichte einer Familie von Blutern in Württemberg. S. 89–116 (medicusbooks.com [abgerufen am 28. Juli 2021]).
  11. Fotografie von Obermedizinalrat Dr. med. Maximilian von Haussmann, Direktor der Lehranstalt von 1862 bis 1877. Deutsche Digitale Bibliothek, abgerufen am 28. Juli 2021.
  12. Julius Pagel: Walcher, Gustav Adolf. In: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Urban & Schwarzenberg, Berlin / Wien 1901, Sp. 1803–1804 (Digitalisat. zeno.org).
  13. M. David, A. D. Ebert: Geburtshilfliches Manöver. Gustav Adolf Walcher (1856–1935) und die Walcherʼsche Hängelage. In: Geburtshilfe und Frauenheilkunde. Band 74, Nr. 06, Juni 2014, ISSN 0016-5751, S. 541–543, doi:10.1055/s-0034-1368504.
  14. Findbuch F 236 I: Landesfrauenklinik mit Hebammenlehranstalt, Stuttgart – Strukturansicht. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, abgerufen am 22. Oktober 2022.
  15. Reichenmiller, Hans Prof. Dr. med. In: Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 22. Oktober 2022.
  16. Traueranzeigen von Rudolf Maximilian Mey. In: stuttgart-gedenkt.de. Abgerufen am 22. Oktober 2022.
  17. Holzinger Hermine. In: LEO-BW. Abgerufen am 28. Juli 2021.