Lansoprazol
Lansoprazol (INN)[5] ist eine chemische Verbindung und ein Arzneistoff, der gegen Sodbrennen (wie es beispielsweise mit einer Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) einhergehen kann) eingesetzt wird. Er vermindert die Salzsäureproduktion im Magen, so dass der pH-Wert des Magensafts ansteigt.[6] Lansoprazol wirkt als Protonenpumpenhemmer[7], indem die Protonen-Kalium-Pumpe der Fundusdrüsen blockiert wird.[6] Lansoprazol wird als Medikament unter vielen verschiedenen Handelsnamen verkauft.
Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Strukturformel ohne Stereochemie | ||||||||||||||||||||||
Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
Name | Lansoprazol | |||||||||||||||||||||
Andere Namen |
| |||||||||||||||||||||
Summenformel | C16H14F3N3O2S | |||||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung | ||||||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||
Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||||||||
ATC-Code | ||||||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse | ||||||||||||||||||||||
Wirkmechanismus |
Hemmung der Protonen-Kalium-Pumpe | |||||||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
Molare Masse | 369,36 g·mol−1 | |||||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest[4] | |||||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||||||||||||||
Löslichkeit |
praktisch unlöslich in Wasser, löslich in wasserfreiem Ethanol, sehr wenig löslich in Acetonitril[3] | |||||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Geschichte
BearbeitenLansoprazol wurde 1984 von Takeda Pharmaceutical patentiert und wird seit 1992 in der Medizin angewendet.[8] Es trug den Entwicklungsnamen AG 1749.[9] Das ursprüngliche Patent ist mittlerweile erloschen; es wurden aber bezüglich der Formulierungen neue Patente angemeldet.[10]
Stereochemie
BearbeitenDas Molekül beinhaltet genau ein Stereozentrum, welches am Schwefel-Atom lokalisiert ist (das übrige freie Elektronenpaar fungiert aus Sicht der Stereochemie als vierte Bindung). Der Arzneistoff Lansoprazol ist ein Racemat, wobei die Enantiomere auch als Dexlansoprazol (R)[11] und Levolansoprazol (S)[12] bezeichnet werden.
Gewinnung und Darstellung
BearbeitenLansoprazol wurde erstmals 1990 von Kubo et al. synthetisiert. Als Edukt wird [3-Methyl-4-(2,2,2-trifluorethoxy)-2-pyridinyl]methanol[13] eingesetzt. Der Alkohol wird mit Thionylchlorid in Chloroform in situ in ein Chlorid umgewandelt und dieses dann mit 2-Mercaptobenzimidazol im Basischen (Natriummethanolat in Methanol) nucleophil substituiert. Der zweite Schritt ist die Oxidation des Thioethers zum Sulfoxid mit meta-Chlorperbenzoesäure in Chloroform. Das Produkt kann zur Aufreinigung aus einem Gemisch aus Aceton, Diethylether und n-Hexan – im Laborjargon „angeschärftes Lösungsmittel“ genannt – umkristallisiert werden.[2]
Anwendung
BearbeitenDie Indikation ist ein endoskopisch oder radiographisch bestätigtes Magengeschwür, sowie die damit in Verbindung stehende Infektion durch Helicobacter pylori. Üblich in diesem Anwendungsgebiet ist die Kombination mit Amoxicillin und / oder Clarithromycin. Sowohl als akute Medikation als auch zur Nachbehandlung der Geschwüre wird Lansoprazol eingesetzt.[6] Daneben kommt es auch bei gastroösophagealem Reflux und beim Zollinger-Ellison-Syndrom zum Einsatz. Bei letzterem ist in der Regel eine längere Behandlung notwendig.[14]
Lansoprazol wird oral eingenommen. Die Wirkung setzt in wenigen Stunden ein und hält bis zu mehreren Tagen an. Um Komplikationen vorzubeugen, sollte eine möglichst kurze Behandlungsdauer mit möglichst geringer Dosierung gewählt werden.[6] Eine typische Dosierung ist einmal täglich 15–30 mg.[15]
Anwendungsbeschränkungen
BearbeitenDie Kontraindikationen beschränken sich im Wesentlichen auf die Unverträglichkeit der Arznei oder eines Bestandteils der Formulierung.[6] Die Sicherheit der Anwendung bei Schwangeren und während des Stillens ist unklar.[16]
Nebenwirkungen
BearbeitenSchwere
Bearbeiten- Antibiotika-vermittelte Diarrhö (Clostridium difficile)
- Osteoporose (bei zu langer Behandlung)
- Hypomagnesiämie
- Pneumonie[6]
Häufige
BearbeitenUnregelmäßig
BearbeitenSeltene und sehr seltene
BearbeitenHierunter sind folgende beschrieben:[17]
- Geschmacksstörungen
- Fehlfunktionen der Leber
- peripheres Ödem, Quincke-Ödem, Anaphylaxie
- Bronchospasmus
- Photosensibilität
- Fieber, Schweißausbrüche
- Depression
- Interstitielle Nephritis
- Leukopenie
- Leukozytose
- Panzytopenie
- Thrombozytopenie
- Arthralgie
- Myalgie
- Erythrodermie
- Stevens-Johnson-Syndrom
- Lyell-Syndrom
- Hautblasen
Wechselwirkungen
BearbeitenLansoprazol wechselwirkt mit Theophyllin, mit Stoffen des Antipyrin-Typs und möglicherweise mit der hormonellen Empfängnisverhütung.[18]
Handelspräparate
Bearbeiten- Monopräparate: Agopton (D,[15] A), Lanzor (F), Lansox (I), Limpidex (I), Ogast (F), Prevacid (USA), Takepron (J), Zoton (Australien, (I))
- Kombination mit Clarithromycin und Amoxicillin: PrevPac (USA, a.H.)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b INN Recommended List 55, World Health Organisation (WHO), 9. März 2006.
- ↑ a b c K. Kubo, K. Oda, T. Kaneko, H. Satoh, A. Nohara: Synthesis of 2-[[(4-fluoroalkoxy-2-pyridyl)methyl]sulfinyl]-1H-benzimidazoles as antiulcer agents. In: Chemical and Pharmaceutical Bulletin. Band 38, Nr. 10, 1990, S. 2853–2858, doi:10.1248/cpb.38.2853.
- ↑ a b c Monographie „Lansoprazol“, European Pharmacopoeia 10th Edition (Ph. Eur. 10.0), EDQM Council of Europe, 2019.
- ↑ a b c Datenblatt Lansoprazole bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 1. Mai 2022 (PDF).
- ↑ INN Recommended List 29, World Health Organisation (WHO), 9. Oktober 1978.
- ↑ a b c d e f Lansoprazole Monograph for Professionals. In: Drugs.com. Archiviert vom am 1. Mai 2022; abgerufen am 1. Mai 2022 (englisch).
- ↑ Comparative effectiveness of proton pump inhibitors. In: Therapeutics Initiative. Archiviert vom am 1. Mai 2022; abgerufen am 1. Mai 2022 (englisch).
- ↑ J. Fischer, C. R. Ganellin: Analogue-based Drug Discovery. Hrsg.: John Wiley & Sons. 2006, ISBN 978-3-527-60749-5, S. 445.
- ↑ J. Fischer, C. R. Ganellin: Analogue-based Drug Discovery. Hrsg.: John Wiley & Sons. 2006, ISBN 978-3-527-60749-5, S. 102.
- ↑ Generic Prevacid Availibilty. In: Drugs.com. Archiviert vom am 3. Mai 2022; abgerufen am 3. Mai 2022 (englisch).
- ↑ Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Dexlansoprazol: CAS-Nr.: 138530-94-6, EG-Nr.: 688-930-9, ECHA-InfoCard: 100.215.667, PubChem: 9578005, ChemSpider: 7852369, DrugBank: DB05351, Wikidata: Q5268339. (2-[(R)-{[3-Methyl-4-(2,2,2-trifluorethoxy)pyridin-2-yl]methan}sulfinyl]-1H-benzimidazol, (R)-(+)-Lansoprazol).
- ↑ Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Levolansoprazol: CAS-Nr.: 138530-95-7, PubChem: 9578006, ChemSpider: 7852370, Wikidata: Q27277903. (2-[(S)-{[3-Methyl-4-(2,2,2-trifluorethoxy)pyridin-2-yl]methan}sulfinyl]-1H-benzimidazol, (S)-(–)-Lansoprazol).
- ↑ Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu [3-Methyl-4-(2,2,2-trifluorethoxy)-2-pyridinyl]methanol: CAS-Nr.: 103577-66-8, EG-Nr.: 428-200-7, ECHA-InfoCard: 100.102.659, GESTIS: 535895 , PubChem: 11229760, ChemSpider: 9404808, Wikidata: Q72485383.
- ↑ B. I. Hirschowitz, J. Mohnen, S. Shaw: Long-term treatment with lansoprazole for patients with Zollinger-Ellison syndrome. In: Alimentary Pharmacology and Therapeutics. Band 10, Nr. 4, 1996, S. 507–522, doi:10.1046/j.1365-2036.1996.10152000.x.
- ↑ a b Rote Liste® Service GmbH (Hrsg.): ROTE LISTE 2022. Band 62. Rote Liste® Service GmbH, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-946057-74-1, S. 1021–1022.
- ↑ Lansoprazole Use During Pregnancy. In: Drugs.com. 1. Mai 2022, archiviert vom am 1. Mai 2022; abgerufen am 1. Mai 2022 (englisch).
- ↑ a b Lansoprazole capsule, delayed release pellets. In: DailyMed. Archiviert vom am 1. Mai 2022; abgerufen am 1. Mai 2022 (englisch).
- ↑ U. A. Meyer: Metabolic interactions of the proton-pump inhibitors lansoprazole, omeprazole and pantoprazole with other drugs. Band 8, 1996, S. 21–25, doi:10.1097/00042737-199610001-00005.