Lasar Segall

litauisch-brasilianischer Maler, Grafiker und Bildhauer

Lasar Segall (geboren am 21. Juli 1891 in Wilna; gestorben am 2. August 1957 in São Paulo) war ein Maler, Grafiker und Bildhauer in Berlin, Dresden und Brasilien .

Lasar Segall

Leben und Wirken

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Lasar Segall wurde als sechstes von acht Kindern von Esther Ghodes Glaser Segall und Abel Segall im jüdischen Viertel von Wilna geboren. Mit vierzehn Jahren besuchte er die Zeichenschule von Wilna, mit fünfzehn Jahren ging er nach Berlin und setzte hier seine Studien an der Königlichen Akademie der Künste fort. 1910 ging er als Meisterschüler an die Kunstakademie von Dresden und schloss hier seine Studien ab. 1912 bis 1913 unternahm er seine erste Reise nach Brasilien, wo er seine Geschwister Oscar, Jacob und Luba besuchte. Ende des Jahres 1913 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er 1918 Margarete Quack heiratete.

1919 gründete Lasar Segall mit Künstlerfreunden und Kollegen wie Otto Dix, Conrad Felixmüller, Wilhelm Heckrott, Otto Lange, Constantin von Mitschke-Collande, Peter August Böckstiegel, Otto Schubert, Gela Forster und Hugo Zehder, die Dresdner Sezession. „Bettler, Verhungernde, Auswanderer, verfolgte Juden, Kranke im Wartezimmer des Arztes, Sterbende, das werden wieder seine Begleiter. Von der Arbeit Erschöpfte, Mühselige and Beladene.“[1] Der Kunstkritiker Paul Ferdinand Schmidt schrieb über die Dresdner Sezession und Lasar Segall: „Der stärkste und ausgereifteste Maler in ihr ist zweifellos Lasar Segall, den die Stadtmuseen von Dresden und Chemnitz in allerjüngster Zeit für museumsreif erklärt haben.“[2]

Es folgten viele Ausstellungen und Reisen in Europa. 1924 trennte sich Lasar Segall von Margarete Quack und kehrte nach Brasilien zurück. Dort heiratete er im Juni 1925 Jenny Klabin, mit er zwei Söhne hatte, Oscar Klabin Segall und Maurício Klabin Segall.[3]

In São Paulo war Segall auch als Lehrer und Organisator tätig und übte auf mehrere brasilianische Künstlergenerationen einen großen Einfluss aus.[4]

1932 war er Mitbegründer der Sociedade Pró-Arte Moderna (SPAM).[5] Es folgten weitere Ausstellungen in Europa und Brasilien. In Nazi-Deutschland war er einer der verfemten Künstler. 1937 wurde in der Aktion „Entartete Kunst“ eine bedeutende Anzahl von Werken Segalls aus dem Schlesischen Museum der Bildenden Künste Breslau, der Kunsthütte Chemnitz, dem Kupferstichkabinett und dem Stadtmuseum Dresden, dem Museum für Kunst und Heimatgeschichte Erfurt, dem Museum Folkwang Essen, der Städtischen Sammlung Freiburg im Breisgau (Augustinermuseum) und der Städtischen Galerie Nürnberg beschlagnahmt. Die meisten wurden danach zerstört. Einige wurden auf der Wanderausstellung „Entartete Kunst“ präsentiert, einige konnten nach 1945 sichergestellt werden.[6]

Seit Mitte der 1930er Jahre setzte sich Segall mit den universalen Themen des Krieges, der Vernichtung und der Emigration auseinander: 1937 malte er das Gemälde Pogrom (Museu Lasar Segall, São Paulo), es folgten Krieg (1942, Museu Lasar Segall, São Paulo), Konzentrationslager (1945, Privatsammlung) sowie Exodus (1947, Jewish Museum, New York City). Ein Schlüsselbild dieser zeithistorischen Werkreihe ist das Gemälde Navio de emigrantes (1941, Museu Lasar Segall, São Paulo).[7]

1955 wurde er mit einem eigenen Raum auf der III. Biennale für Moderne Kunst in São Paulo geehrt. Am 2. August 1957 starb Lasar Segall mit 66 Jahren in São Paulo. Nach seinem Tod widmete sich seine Witwe Jenny Klabin Segall der Katalogisierung und Kuration seines künstlerischen Vermächtnisses.[8] Sie organisierte Ausstellungen seiner Werke in Europa und Israel. Das Wohnhaus des Ehepaars Segall ließ sie umbauen, um dort ein ihm gewidmetes Museum einzurichten.[9] Das Museum eröffnete einem Monat nach ihrem Tod am 21. September 1967, die Leitung übernahm Sohn Maurício Klabin Segall.[10]

Gegenstand seiner Gemälde war der Mensch in Bezug zu anderen Menschen und zu Gott, wobei seine Bilder „an religiöser Kraft“ zunahmen.[11] Gemalt wurden von ihm „Bettler, Verhungernde, Auswanderer, verfolgte Juden, von der Arbeit Erschöpfte, Kranke im Wartezimmer des Arztes und Sterbende“.[11] An seinem Stil wird vor allem die Intensität und religiöse Kraft betont. Er arbeitete mit „größter Intensität des Ausdrucks und in entsagungsvollen Strichen und Farben“.[11] Dabei verzichtete er „mit asketischer Hartnäckigkeit auf jedes entbehrliche Mittel von Farbe und Form“.[11]

Literatur

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in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Theodor Däubler: Lasar Segall (= Jüdische Bücherei, Bd. 20). Gurlitt, Berlin 1920.
  • Will Grohmann: Lasar Segall. In: Feuer. Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur, Jg. 2 (1920/1921), S. 103–110.
  • Lasar Segall Katalog. Mit Beiträgen von Theodor Däubler und Will Grohmann. Wostok (der Osten) Verlag, Dresden 1921.
  • Lasar Segall. Gemälde und Graphik. Ausstellung in der Galerie Neumann-Nierendorf Berlin. Vorwort von Paul Ferdinand Schmidt. Verlag Das Kunstarchiv, Berlin 1926.
  • Pietro Maria Bardi: Lasar Segall. Musée d'Art de São Paulo, Brésil. Edizioni Del Milione, Mailand, 2., überarbeitete und erweiterte Aufl. 1959.
  • Segall, Lasar, in: Encyclopaedia Judaica, 1972, Band 14, Sp. 1108f.
  • Gerd Presler: Lasar Segall. Der Expressionist aus der Ferne. In: Weltkunst, Jg. 49 (1979), Heft 16, S. 1871.
  • Elena Ladrón de Guevara, Marcelo Mattos Araujo (Hrsg.): O desenho de Lasar Segall. Museu Lasar Segall, São Paulo 1991, ISBN 85-85163-02-X.
  • Helouise Costa, Daniel Rincon Caires, Jorge Schwartz, Marcelo Monzani (Hrsg.): A „arte degenerada“ de Lasar Segall. Perseguição a arte moderna em tempos de guerra. Museu Lasar Segall, São Paulo 2018, ISBN 978-85-62930-18-8.
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Commons: Lasar Segall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Will Grohmann: Das Werk Lasar Segalls. In: Lasar Segall Katalog. Wostok (der Osten) Verlag, Dresden 1921, S. 3–6, Zitat S. 4.
  2. Paul Ferdinand Schmidt: Dresdener Kunstverhältnisse. In: Feuer. Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur, Jg. 1 (1919/1920), S. 223–224, Zitat, S. 224.
  3. Lazar Segall. In: Estadão. Abgerufen am 24. Januar 2023 (brasilianisches Portugiesisch).
  4. Edward Lucie-Smith: Die Kunst Lateinamerikas. Lichtenberg Verlag, München 1997, ISBN 3-7852-8401-2, S. 16.
  5. Graziela Naclério Forte: CAM e SPAM: Arte, Política e Sociabilidade na São Paulo Moderna, do Início dos Anos 1930. Magisterarbeit, Universidade de São Paulo 2008, S. 47 (portugiesisch) (online).
  6. Stale Session. Abgerufen am 9. April 2022.
  7. Martin Schieder: Die Überfahrt als Daseinsmetapher. Auf dem Navio de emigrantes von Lasar Segall. In: Kunsttopographien globaler Migration: Orte und Räume transitorischer Kunsterfahrung (kritische berichte, 2/2015), hrsg. von Burcu Dogramaci, Birgit Mersmann, Anna Minta und Mona Schieren, S. 39–49.
  8. Maurício Segall: Controvérsias e dissoâncias. EdUSP, 2001, ISBN 978-85-85934-72-9 (com.br [abgerufen am 24. Januar 2023]).
  9. Fernando Oliva: Museu Lasar Segall refaz trajetória de Jenny Klabin. In: Folha de São Paulo. 19. November 1997, abgerufen am 24. Januar 2023 (brasilianisches Portugiesisch).
  10. Maurício Segall (Boitempo Editorial). Boitempo Editorial, 28. April 2014, abgerufen am 24. Januar 2023 (brasilianisches Portugiesisch).
  11. a b c d Kerstin Hagemeyer: Jüdisches Leben in Dresden. Ausstellung anlässlich der Weihe der neuen Synagoge Dresden am 9. November 2001. Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Dresden 2002, ISBN 3-910005-27-6, zu Lasar Segall: S. 170–171, hier S. 170.