Lascarins

Einheimische Soldaten auf Ceylon im Dienste fremder Kolonialmächte

Als Lascarins (oder Lascareen, Lascoreen, Lascarine, Lascorins) (singhalesisch ලස්කිරිඤ්ඤ laskirigngna) wurden in Ceylon (heute Sri Lanka) einheimische Soldaten genannt, die in portugiesischen Dienst standen, als die Kolonialmacht zwischen 1505 und 1658 Teile der Insel beherrschte. Die Bezeichnung wurde später auch auf ceylonesische Einheimischentruppen der Niederländer und Briten bis 1930 übernommen. Auch bei Kriegszügen singhalesischer Reiche spielten Lascarins immer wieder eine wichtige Rolle.[1][2]

Lascarins-Wache von Padikara Muhandiram Arthur Silva Wijeyasinghe Siriwardena (1889–1947)

Etymologie

Bearbeiten

Die Bezeichnung leitet sich vom persischen „Lascar“ (persisch لشکر) ab, das „Laschkar“ ausgesprochen wird. Es bedeutet „Heereslager“ oder „Armee“. Das Wort ist verwandt mit dem arabischen „Askar“ (arabisch عسكر) für „Wache“ oder „Soldat“ (siehe auch: Askari). Die Portugiesen machten daraus „lasquarin“ oder „lascarim“ für asiatische Hilfssoldaten oder Seeleute. Mit letzterer Bedeutung wurde das Wort ins englische als „lascar“ übernommen, während es in Sri Lanka die militärische Bedeutung behielt und auch in Indien als „Gun Lascar“ wiederzufinden ist. Weitere Adaptionen sind im Niederländischen „lascorijn“ und im Englischen „lascariin“, „lascarine“, oder „lascoreen“.[3]

Geschichte

Bearbeiten
 
Ceylon nach dem Wijayaba Kollaya 1521

Die Portugiesen setzten sich ab 1505 auf Ceylon fest und kontrollierten von Colombo aus zunächst den Außenhandel der Insel. Nach dem Wijayaba Kollaya, der Ermordung Königs Vijayabahu VII. von Kotte 1521 durch seine drei Söhne und die folgende Reichsteilung wurden die Portugiesen in die Machtkämpfe innerhalb Ceylons hineingezogen. Da die Kolonialmacht nur über wenige eigene Soldaten in Asien verfügte, heuerte man einheimische Söldner an, um Portugals und des verbündeten Königreichs Kottes Interessen zu schützen und durchzusetzen. Die meisten Lascarins waren zum katholischen Glauben konvertierte Singhalesen, wie Karava oder Niar manchmal auch Tamilen.[2][4] In dieser Zeit nahmen viele Mitglieder der einheimischen Königsfamilie den katholischen Glauben an. Nachdem die Portugiesen die direkte Kontrolle über große Teile der Insel übernommen hatten (auch über das Königreich Kotte), wurden viele Soldaten der unterworfenen Reiche Lascarins, so dass sie ihren gesellschaftlichen Rang behalten konnten.

In nahezu jeder frühen Schlacht, die die Portugiesen in Ceylon fochten, bildeten Lascarins die Mehrheit ihrer Armeen. In den Schlachten gegen die ceylonesischen Reiche profitierten die Portugiesen auch von den geographischen Kenntnissen der Lascarins. Doch immer wieder wechselten Lascarins während des Kampfes die Fronten und kämpften plötzlich auf Seiten der einheimischen Reiche. Im Danture-Feldzug 1594 verdoppelte sich auf diese Weise plötzlich die Streitmacht von König Vimaladharmasuriya I. von Kandy und 1630 liefen während der Schlacht von Randeniwela nahezu alle Lascarins zu Kandy über, was unter anderem den Tod von Generalkapitän Constantino de Sá de Noronha zur Folge hatte.[1][5] Daher begannen die Portugiesen Truppen in Indien, Afrika und vom Malaiischen Archipel anzuwerben und nach Ceylon zu bringen. Aus den Afrikanern entstand so eine eigene Ethnie Sri Lankas, die Sri Lanka Kaffirs (portugiesisch Cafrinhas, singhalesisch කාපිරි, Tamil காப்பிலி). Lascarins nahmen auch auf beiden Seiten im Niederländisch-Portugiesischen Krieg teil, der 1658 das Ende der portugiesischen Präsenz auf Ceylon brachte.[6][7] Die Lascarins bestanden unter den Niederländern (1640–1796) weiter.

 
Nachstellung von Lascarins im Mount Lavinia Hotel (1997)

Unter den Briten verloren die Lascarins ihre militärische Bedeutung und mauserten sich zu zeremonielle Wachen. Die mächtigen Mudaliyars hielten sich kleine Einheiten, die mit Genehmigung der britischen Administration als Leibwache fungierten.

Die Lascarins bildeten die Bewacher der Delegation der Malediven, wenn sie ihren jährlichen Tribut dem britischen Gouverneur von Ceylon überbrachten und sie stellen heute die Ehrengarde bei Besuchen der Königlichen Familie des Vereinigten Königreiches in Sri Lanka.[8] Offiziell wurden die Lascarins mit Schließung des Native Department und dem daraus folgenden Ende der Ernennung von Mudaliyars in den 1930er Jahren. Nur ihre zeremoniellen Tätigkeiten blieben erhalten.

Struktur

Bearbeiten

Die Lascarins wurden in „ranchuwas“ (randje) unterteilt, was Kompanie bedeutet. Jede davon bestand aus zwei bis drei einheimischen Anführern (Mohandiram, Arachchies oder Kankanis) und 24 Untergebenen. Einige ranchus unterstanden den Mudaliyars der Koralen, wie die administrativen Einteilungen auf Ceylon hießen.[9]

Eine Lascarin-Wache in britischer Zeit stand unter dem Kommando eines Basnayake Muhandiram. „Basnayake“ abgeleitet von den niederländischen Worten „baas“ und „naik“ bedeutet Häuptling. „Muhandiram“ ist ein Ehrentitel, der an einheimische Beamten der administrativen Hierarchie verliehen wurde. Die Lascorans einer jedem Korale wurden vom dortigen Mudaliyar kommandiert, dessen militärischer Rang einem Captain der britischen Armee entsprach. Unter ihm stand der „Muhandiram“, der einem Lieutenant gleichkam. Als Unteroffiziere, analog zum Sergeant, fungierten „Cangaans“ oder „Kanganies“. Der einfache Soldat wurde einfach „Lascoreens“ genannt.[10]

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b João Ribeiro: The Historic Tragedy of the Island of Ceilão, S. 20, 91–92, ISBN 81-206-1334-1.
  2. a b V. Vriddhagirisan: Nayaks of Tanjore, S. 80 & 91, ISBN 978-81-206-0996-9.
  3. Oxford English Dictionary: Lascorine
  4. Nira Wickramasinghe: Sri Lanka in the Modern Age: A History of Contested Identities. C Hurst & Co Publishers, ISBN 978-1-85065-807-8, S. 13 (google.co.uk).
  5. Colonial Voyage: The Portuguese in Ceylon: Before the war with the Dutch, abgerufen am 1. November 2016.
  6. defonseka.com: Our Man in Cochin (Memento des Originals vom 28. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.defonseka.com
  7. Philip Baldaeus: Description of the Great and Most Famous Isle of Ceylon, S. 795–799, ISBN 81-206-1172-1.
  8. Tissa Devendra: Memorable Queens of the Maldives, 1. Januar 2011, abgerufen am 1. November 2016.
  9. M.W. Jurriaanse: Catalogue of the Archives of the Dutch Central Government of Coastal Ceylon, 1640–1796, Department of National Archives of Sri Lanka, Colombo, 1943 (Memento des Originals vom 8. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/databases.tanap.net, abgerufen am 1. November 2016.
  10. 'THE LASCOREEN GUARD: GOVT. PROVIDES NEW UNIFORM: THE GUARD TO FEATURE IN THE PRINCE'S PARADE', Ceylon Observer, 1 March 1922@1@2Vorlage:Toter Link/mywebspace.wisc.edu (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.