Latènezeit

Periode der Frühgeschichte in Mitteleuropa

Als Latènezeit, auch La-Tène-Zeit[1] oder Jüngere Eisenzeit (selten auch Späte Eisenzeit), wird in der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie Mitteleuropas der Zeitabschnitt jüngere vorrömische Eisenzeit von etwa 450 v. Chr. bis zur Zeit um Christi Geburt im Raum nördlich der Alpen bezeichnet. Diese archäologische Periode wurde nach der Fundstelle La Tène am Neuenburgersee in der Westschweiz benannt und umfasst die archäologischen Kulturgruppen des betreffenden Zeitraumes nördlich der antiken Welt, etwa:

Keltische Expansion, beginnend mit dem Kernbereich der Latènekultur (ab 450 v. Chr.; orange), der sich über das ältere Hallstattgebiet (grün) entwickelte; maximale Verbreitung um 300 v. Chr. (braun)

Dagegen hat die Bezeichnung Latènekultur vorwiegend die archäologischen Hinterlassenschaften der Kelten zum Gegenstand.

Die Kelten der Latènekultur gingen aus dem westlichen Hallstattkreis hervor, im Osten siedelten für Jahrhunderte weiterhin Träger der Hallstattkultur.[2]

Chronologie

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Mitteleuropäische Eisenzeit[3]
Hallstattzeit
Ha C 800–620 v. Chr.
Ha D1–D3 620–450 v. Chr.
Latènezeit
LT A 450–380 v. Chr.
LT B 380–250 v. Chr.
LT C 250–150 v. Chr.
LT D 150–15 v. Chr./ 0

Im Raum nördlich der Alpen entwickelte sich um 800 v. Chr. aus der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur Mitteleuropas (ca. 1300 v. Chr. bis 800 v. Chr.)[4] die Hallstattkultur (800–450 v. Chr.), auf diese folgte ab 450 v. Chr. bis zur Zeit um Christi Geburt die Latènekultur.

Hans Hildebrand erkannte im Jahr 1872 in „Latène“ und „Hallstatt“ eigenständige archäologische Fundgruppen und teilte die Eisenzeit Mitteleuropas in diese beiden Perioden auf: in die Hallstattzeit (ältere Eisenzeit) sowie in die Latènezeit (jüngere Eisenzeit).[5][6]

Eine erste Chronologie der Latènezeit anhand der typologischen Methode erstellte Otto Tischler im Jahr 1885 an Fibeln und Schwertern. Seitdem wird die Latènezeit chronologisch in die Frühlatènezeit, die Mittellatènezeit sowie die Spätlatènezeit bzw. in die Zeitbegriffe La Tène I, La Tène II und La Tène III unterteilt.

Paul Reinecke teilte die Latènezeit anhand der Funde aus dem namensgebenden Fundort La Tène feiner in vier Material- und Zeitgruppen und danach in die Stufen La Tène A bis La Tène D ein.[7] La Tène A und La Tène B entsprechen dabei nach Reinicke der FrühlatènezeitLa Tène C und La Tène D gehören der Mittellatènezeit- bzw. der Spätlatènezeit an:

  • Jüngere Eisenzeit (450 v. Chr.–Ende 1. Jahrhundert v. Chr.): Latènezeit
    • La Tène A: Frühlatènezeit A (La Tène I) (ca. 450–380 v. Chr.)
    • La Tène B: Frühlatènezeit B (La Tène I) (ca. 380–250 v. Chr.)
    • La Tène C: Mittellatènezeit (La Tène II) (250–150 v. Chr.)
    • La Tène D: Spätlatènezeit (La Tène III) (150 v. Chr. bis um Christi Geburt)

Die relative Chronologie zur Latènekultur von Reinecke hat für die ur- und frühgeschichtliche Archäologie bis heute Gültigkeit; sie bewährt sich für den gesamten Kulturraum der Latènezeit als zeitliche Gliederung.

Anmerkungen

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  1. La-Tène-Zeit. duden.de, abgerufen am 14. Februar 2022.
  2. Vgl. Rosemarie MüllerLatènekultur und Latènezeit. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 18, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 3-11-016950-9, S. 118 (kostenpflichtig über GAO, De Gruyter Online).
  3. Daten aus der Zeittafel in Die Welt der Kelten. Zentren der Macht. Kostbarkeiten der Kunst. Thorbecke, 2012, ISBN 3799507523, S. 524 f.
  4. Urnenfelderkultur. In: Bertelsmann Universal Lexikon. In zwanzig Bänden. Band 18: Teno-Verk. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1993 (Lizenzausgabe), ISBN 3-570-01558-0, OCLC 722039472, S. 289
  5. Hans Hildebrand: Sur les commencements de l'age du fer en Europe. Congrés internationale d’anthropologie et d’archéologie préhistorique 2, 1874, S. 592 ff (Bericht des Internationalen anthropologisch-archäologischen Kongresses in Stockholm)
  6. Zur Darstellung der gesamten älteren Forschungsgeschichte siehe (20), S. 20 ff.
  7. Der Brockhaus Archäologie. F. A. Brockhaus, Leipzig/Mannheim 2009, ISBN 978-3-7653-3321-7, s. v. Eisenzeit, S. 171.

Literatur

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