Le Bonnet rouge

französische Zeitschrift

Le Bonnet rouge (Die rote Mütze) war eine französische Zeitschrift, die zunächst wöchentlich (1913)[1], dann täglich (1914)[2] als satirische Zeitschrift der französischen Republikaner und Anarchisten erschien und zunächst von Paul Raoult geleitet wurde. Chefredakteur und späterer Leiter war Miguel Almereyda[3]. Gegen Ende oblag die Leitung Maurice Fournié[4]. Die Zeitung wurde 1917 eingestellt und 1922 für nur zwei Ausgaben reaktiviert.[5]

Le Bonnet Rouge, 1914

Geschichte

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Während des Ersten Weltkriegs war Le Bonnet rouge in verschiedene Skandale verwickelt und wurde unter anderem des Defätismus beschuldigt. Sie war ein beliebtes Ziel der rechtsextremen royalistischen Bewegung Action française. Diese beschuldigte Almereyda, sich den Deutschen angenähert zu haben.

1917 wurden deutsche Überweisungen an die Zeitung im Zusammenhang mit der Bolo-Pascha-Affäre entdeckt.[A 1][6] Hauptmann Pierre Bouchardon[7], der als Untersuchungsrichter an den 3. Kriegsrat abgeordnet war, wurde beauftragt, die Herkunft der an die Zeitung gezahlten Gelder zu untersuchen. Dabei entdeckte er Korrespondenzen zwischen Almereyda und dem ehemaligen französischen Premier- und Finanzminister Joseph Caillaux. Letzterer sollte gezwungen werden, seine Beziehungen zu den führenden Köpfen der Zeitung zu erklären. Er wurde 1917 wegen „Korrespondenz mit dem Feind“[A 2] verhaftet.[6]

 
Prozess Duval

Am 15. Mai 1917 wurde Émile-Joseph Duval[8] an der Schweizer Grenze mit einem Scheck über 150.000 Francs[9] des deutschen Bankiers Marx aus Mannheim verhaftet.[10] Nach den Erinnerungen von Léon Daudet, einem Aktivisten der Action française, wurde er, nachdem er zunächst eine Angelegenheit zur Liquidation der „Seebäder von San Stefano“ vorgeschoben hatte, zunächst wegen Handels mit dem Feind angeklagt.[11] Die Affäre um ausländische Gelder, die an die Zeitung geflossen waren, führte auch zur Verhaftung von Miguel Almereyda und zu seinem Tod unter mysteriösen Umständen in der Haft.[A 3]

Louis Marchand beschreibt die Bonnet rouge als „von der französischen Regierung subventionierte Zeitung und Organ des deutschen Generalstabs“ und weist darauf hin, dass es keine Behauptung der französischsprachigen deutschen Propagandazeitung Gazette des Ardennes gegeben hätte, die die Bonnet rouge nicht versucht hätte durchzusetzen.[12]

Literatur

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  • Bruno Besnier: L’affaire du Bonnet Rouge, Mémoire de Master II d’Histoire. École pratique des hautes études, 2006.
  • Louis Marchand: L’Offensive Morale Des Allemands, en France, Pendant la Guerre; L’Assaut de L’Ame Française. La Renaissance du livre, 1920.
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Commons: Le Bonnet Rouge – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

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  1. Paul Bolo war Finanzberater eines ägyptischen Khediven, der enge Beziehungen zu Deutschland unterhielt. Bolo überwies in seinem Auftrag Geld an französische Zeitungen, um diese im deutschen Sinn zu beeinflussen.
  2. Intelligence avec l’ennemi (siehe hierzu die frankophone Wikipédia) ist ein im französischen Strafgesetzbuch verankerter Straftatbestand.
  3. Ein Selbstmord gilt als wahrscheinlich, aber auch ein Mord ist nicht ausgeschlossen.

Einzelnachweise

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  1. Le Bonnet rouge vom 6. Dezember 1913 auf Gallica
  2. Le Bonnet rouge vom 24. März 1914 auf Gallica
  3. Guillaume Davranche: ALMEREYDA Miguel. In: Le Maitron. Abgerufen am 22. Januar 2025 (französisch).
  4. FOURNIÉ Maurice. In: Le Maitron. Abgerufen am 22. Januar 2025 (französisch).
  5. Le Bonnet rouge vom 22. November 1922 auf Gallica
  6. a b Quelques affaires. In: Sénat. Abgerufen am 22. Januar 2025 (französisch).
  7. Angaben zu Pierre Bouchardon in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France.
  8. Literatur von und über Émile-Joseph Duval im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  9. Yves Charpy: Paul-Meunier : Un député aubois victime de la dictature de Georges Clemenceau. Editions L’Harmattan, 2011, ISBN 978-2-296-45005-9, S. 242.
  10. La Presse vom 30. August 1917; L’affaire Duval auf Gallica
  11. Léon Daudet: Souvenirs politiques. Éditions d’histoire et d’art, 1974, S. 90 f. (google.de).
  12. Marchand 1920