Le calife de Bagdad

Oper von François-Adrien Boieldieu

Le calife de Bagdad (Der Kalif von Bagdad) ist eine Opéra-comique in einem Akt von François-Adrien Boieldieu. Das Libretto verfasste Claude Godard d’Aucourt de Saint-Just nach einer Erzählung aus Tausendundeiner Nacht. Das Werk lässt sich dem Genre der Türkenoper zuordnen.

Operndaten
Titel: Der Kalif von Bagdad
Originaltitel: Le calife de Bagdad

Le calife de Bagdad (1800)

Form: Opéra-comique
Originalsprache: Französisch
Musik: François-Adrien Boieldieu
Libretto: Claude Godard d’Aucour de Saint-Just
Uraufführung: 16. September 1800
Ort der Uraufführung: Paris, Opéra-Comique Favart
Spieldauer: ca. 1 Stunde
Ort und Zeit der Handlung: Bagdad, „Märchenzeit“
Personen
  • Isauun, Kalif von Bagdad (Tenor)
  • Lémaïde, eine verarmte Witwe (Sopran bzw. Mezzosopran)
  • Zétulbé, ihre Tochter (Sopran)
  • Kèsie, Lémaïdes Dienerin und Freundin von Zétulbé (Sopran)
  • Yémaldin, Lémaïdes Neffe, in den Diensten des Kalifen (Tenor bzw. Bariton)
  • ein Kadi (Sprechrolle bzw. Bass)
  • ein Richter (Tenor)
  • Anführer von Isauuns Gefolge (Bass)
  • ein Diener (Bass)
  • Isauuns Hofstaat, Wachen (Chor)

Handlung

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Zétulbé gesteht ihrer Freundin Kèsie, dass sie sich in einen Mann verliebt hat, der sie vor einer Räuberbande gerettet hat, von dem sie aber weder Namen noch Stand kennt. Es handelt sich dabei um Isauun, den Kalifen von Bagdad, der die Eigenheit besitzt, allein und verkleidet seinen Palast zu verlassen, um sich unter sein Volk zu mischen und die Stadt kennenzulernen. Den Behörden ist allerdings der Deckname „Bondocani“, den er dabei verwendet, bekannt. So getarnt kommt er zum Haus Lémaïdes, um um die Hand ihrer Tochter anzuhalten. Während diese ihren Retter wiedererkennt, ist die Mutter skeptisch.

In der Zwischenzeit wurde das Haus von Polizeibeamten umstellt, die auf der Suche nach einem Räuberhauptmann sind und Lémaïde als Mitwisserin in Verdacht haben. Gerade als sich Isauun, Zétulbé und Lémaïde zum Abendessen setzen, betritt ein von Wachen begleiteter Richter das Haus und will ein Verhör durchführen. Als der Kalif allerdings seinen Decknamen nennt, erkennen ihn die Beamten und fallen ihm zu Füßen. Yémaldin kommt hinzu und berichtet, dass sich ein großer Hochzeitszug dem Haus nähere. Der Kalif tritt, nachdem er sich in einem Nebenzimmer umgekleidet hat, in offiziellem Schmuck auf und nimmt Zétulbés Hand.

Instrumentation

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2 Flöten (auch Piccolo), 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, Pauken, Schlagwerk (große Trommel, Becken, Triangel), Streicher.

Uraufführung

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Kostüm der Késie (Madame Boulanger), Paris 1811

Die Oper wurde am 16. September 1800 (dem 29. Fructidor im Jahr 8 des damals geltenden Französischen Revolutionskalenders) in der Salle Favart der Opéra-Comique uraufgeführt. Dabei wirkten Jean Elleviou als Isauun, Madame Dugazon als Lémaïde, Marie-Alexandrine Gavaudan-Ducamel als Zétulbé, Jean-Honoré Bertin als Yémaldin und Mademoiselle Philis als Kèsie[1] mit.

Rezeption

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Le calife de Bagdad wurde vom Pariser Publikum gut aufgenommen;[2] Luigi Cherubini, der Boieldieu in Paris unterstützte, fragte ihn, „ob er sich wegen des unverdienten Erfolges nicht schäme“, woraufhin Boieldieu bei ihm Unterricht nahm.[3] Der deutsche Musiktheoretiker Gottfried Weber hingegen kritisierte die Oper als alltäglich mit nur wenigen gelungenen Stellen und unbedeutendem Dialog.[4] Le calife de Bagdad gehörte über Jahrzehnte zum Repertoire des Théâtre de l’Opéra-Comique; die letzte Neuinszenierung stammte aus dem Jahr 1875. Auch außerhalb Frankreichs wurde die Oper immer wieder aufgeführt. Dabei wurden teilweise die Rollennamen und auch der musikalische Inhalt verändert, so beispielsweise in der deutschen Bearbeitung von Fritz Schröder aus dem Jahr 1939. Auch das Thema wurde häufig aufgegriffen, etwa 1813 in Manuel Garcías Il califfo di Bagdad sowie 1826 in Gioachino Rossinis Adina ossia Il califfo di Bagdad.

Heute erfreut sich vor allem die Ouvertüre als Konzertstück großer Beliebtheit.[5]

Aufnahmen

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  • Jean Giraudeau (Isauun), Christiane Eda-Pierre (Zétulbé), Jane Berbié (Kèsie), Jeannine Collard (Lémaïde), Jean-Paul Vaquelin (Richter); Orchestre lyrique de l’ORTF, Louis Fourestier (Dirigent); Musidisc 201852 (1 CD) 1963 (Live-Aufnahme vom 4. April 1963)
  • Ensemble Vocal Patrick Marco, Orchestre Bernard Thomas, Bernard Thomas (Dirigent); Thésis THC 82015 (1 CD) 1988 (Einspielung der musikalischen Nummern ohne Dialoge)
  • Laurence Dale (Isauun), Lydia Mayo (Zétulbé), Joëlle Michelini (Kèsie), Claudine Cheriez (Lémaïde), Huw Rhys-Evans (Richter); Camerata de Provence Chor und Orchester, Antonio de Almeida (Dirigent); Sonpact SPT 93007 (1 CD) 1992

Literatur

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  • Johannes Scholtze: Vollständiger Opernführer durch die Repertoireopern. Mode, Berlin 1910, S. 70 (Digitalisat).
  • Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Bd. 1. Werke. Abbattini – Donizetti. Piper, München und Zürich 1986, ISBN 3-492-02411-4, S. 381 f.
  • John Warrack, Ewan West: The Oxford dictionary of opera. Oxford University Press, Oxford 1992, ISBN 0-19-869164-5, S. 109.
  • Heinz Wagner: Das große Handbuch der Oper. 3. revidierte und erweiterte Auflage. Noetzel, Wilhelmshaven 1999, ISBN 3-7959-0505-2, S. 107.
  • Werner Oehlmann: Oper in vier Jahrhunderten. Belser, Stuttgart; Zürich 1984, ISBN 3-7630-9029-0, S. 512 f.
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Commons: Le calife de Bagdad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. etwa um 1800 waren zwei Schwestern, Jeannette Philis und Jenny Philis-Bertin, an der Opéra-Comique beschäftigt, vgl. Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Band 4. Vierte, erweiterte und aktualisierte Auflage. Saur, München 2003, ISBN 3-598-11598-9, S. 3648.
  2. Elisabeth Schmierer (Hrsg.): Lexikon der Oper: Komponisten – Werke – Interpreten – Sachbegriffe. Laaber-Verlag, Laaber 2002, ISBN 978-3-89007-524-2, S. 219.
  3. Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Opera. Macmillan Press, London 1992, ISBN 0-935859-92-6, S. 524.
  4. Gottfried Weber: „Der Kalif von Bagdad“ von François Adrien Boieldieu am 13. September 1810 in Mannheim. Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe. Digitale Edition, abgerufen am 9. März 2017.
  5. Harald Hassler (Hrsg.): Oper, Operette, Musical. 600 Werkbeschreibungen. Metzler, Stuttgart; Weimar 2005, ISBN 978-3-476-02138-0, S. 126.