Lechlumer Holz
Koordinaten: 52° 11′ 21″ N, 10° 32′ 36″ O

Das Lechlumer Holz ist ein Waldstück im Norden der niedersächsischen Stadt Wolfenbüttel. Es ist eine der grünen Lungen der Stadt.[1]
Beschreibung
BearbeitenDas Lechlumer Holz hat seinen Namen vom wüst gefallenen Dorf Lechlum (bzw. Lechede oder Lecheln), das 1542 noch vorhanden gewesen sein soll und am Roten Vorwerk nördlich der Heinrichstadt (dem ursprünglichen Stadtkern Wolfenbüttels) lag.[2]
Das Waldgebiet ist seit 1972 Bestandteil des Landschaftsschutzgebiets „Lechlumer Holz und angrenzende Forste“ in Wolfenbüttel und dem Braunschweiger Stadtteil Stöckheim. Das Lechlumer und Oberdahlumer Holz bilden das LSG WF 00012 mit einer Fläche von 290 ha, der Stöckheimer Forst das LSG BS 00018 mit 86,70 ha. Westlich an das Lechlumer Holz schließt sich das Landschaftsschutzgebiet Nördliche Okeraue mit der Oker an. Die Hänge des Schieferberg mit sichtbaren Schichten der Unterkreide bilden eine deutliche Talsituation. Naturräumlich gehört das Lechlumer Holz zum Salzdahlumer Hügelland.
Der auf etwa 100 m ü. NHN gelegene Wald wird von der B 79 (früher die B 4) durchschnitten, der Straßenabschnitt heißt Neuer Weg. An ihm befindet sich auf der Hügelkuppe das Sternhaus, ein Baudenkmal Wolfenbüttels,[3] an dem früher die elektrische Straßenbahn Braunschweig-Wolfenbüttel entlang verlief.[4] Früher war es eine Heerstraße, die von Wolfenbüttel über Stöckheim und Melverode nach Braunschweig verlief. Herzog Rudolf August (1627–1704) ließ 1671 den Neuen Weg als Barockstraße anlegen, der Alte Weg verlief weiter westlich am Waldrand entlang der Richtstätte und durch das heutige Wohngebiet Stöckheim-Süd.
Eine im Dreißigjährigen Krieg von den Pappenheimern angelegte Schwedenschanze am Lechlumer Holz ist noch erkennbar.[5]
Am Südrand des Lechlumer Holzes befand sich das 1733 errichtete Lustschloss Antoinettenruh, ein Werk des für Wolfenbüttel bedeutsamen Barock-Baumeisters Hermann Korb (1656–1735).
Das Naherholungsgebiet bietet Wander- und Radwege sowie eine artenreiche Flora und Fauna, von der alte Eichen- und Buchenbestände besonders hervorzuheben sind. In der Nähe befindet sich das Klinikum Wolfenbüttel. Früher befand sich das Kurhotel Waldschloss am Lechlumer Holz.
Die Kaserne Am Exer befindet sich östlich des Waldgebietes auf etwa 125 m ü. NHN.
1955 erhielt das Niedersächsische Staatsarchiv einen Neubau im Lechlumer Holz. Der Architekt war Jan Wilhelm Prendel.
Das Hohe Gericht am Lechlumer Holz diente vom 16. Jahrhundert bis Mitte 1759 (dem Jahr der Verlegung auf den Wendesser Berg[6]) als Hauptrichtstätte des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel. Die Anlage befindet sich auf einer Hügelkuppe (Galgenberg) oberhalb der Oker am nordwestlichen Rand des Waldstückes, wobei die Überreste der Richtstätte noch heute erkennbar sind.
Dem Braunschweiger Autor Friedrich Steger zufolge hatte das Lechlumer Holz zur Zeit der Hexenprozesse „von den vielen halbverkohlten Hexenpfählen ganz das Ansehen eines halb niedergebrannten Waldes“.[7]
Der Maler Wilhelm Busch hielt in dem Waldgebiet verschiedene Motive in Öl fest.[8]
-
Der „Neue Weg“ durch das Lechlumer Holz auf einer Karte um 1800
-
Gedenkstein (1986) an der Richtstätte („für Diebstahl, Mord, Raub und Hexenverbrennung“)
-
Tafel an der Richtstätte
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Kurt Meyer-Rotermund: Liebe kleine Herzogstadt. Ein Führer durch die Stadt Wolfenbüttel und ihre Umgebung. Heckner, Wolfenbüttel 1934
- Wilhelm Bornstedt: Das herzogliche „Hohe Gericht“ im Stöckheimer Streithorn am Lecheln Holze, vom 16. bis zum 19. Jahrhundert (Diebstahl, Mord, Raub und Hexenverbrennung). Stadtheimatpfleger, Braunschweig 1982 (Denkmalpflege und Geschichte NF 2, ISSN 0175-3029).
- Marc Halupczok, Sarah Quast: Lost & Dark Places Braunschweig: 33 vergessene, verlassene und unheimliche Orte. 2022
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ wolfenbuettel.de: Lechlumer Holz
- ↑ vgl. Karl Friedrich Bege: Chronik der Stadt Wolfenbüttel und ihrer Vorstädte. Wolfenbüttel 1839, S. 8 f.
- ↑ sternhauswolfenbuettel.de: Historie zum Gebäude
- ↑ braunschweigerzeitschiene.de: 1897 Inbetriebnahme der elektrischen Straßenbahn Braunschweig-Wolfenbüttel
- ↑ vgl. Godard Weber: Die Welt des Peter Hagendorf. Teil 1: Von Italien zur Magdeburger Hochzeit: Ein Reiseführer durch den Dreißigjährigen Krieg. 2023 (online abrufbar)
- ↑ denkmalpflege.bsl-ag.de: Gerichtsstätte im Lechlumer Holz
- ↑ Friedrich Steger: Über Öffentlichkeit und Mündlichkeit im deutschen Strafverfahren. Leipzig 1843, S. 71 (Anm.)
- ↑ Britta Mentzel, Silke Martin, Axel Pinck: Secret Places Deutschland; Berühmte Menschen - unbekannte Orte - 57 inspirierende Ziele. 2023