Leibniz-Briefwechsel
Der Leibniz-Briefwechsel, auch Leibniz-Korrespondenz genannt, umfasst rund 20.000 erhaltene Briefe von Gottfried Wilhelm Leibniz und seinen knapp 1.300 Korrespondenten. Die in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in Hannover gesicherte Sammlung der von Leibniz versandten und empfangenen Briefe aus 16 Ländern aus West- und Mitteleuropa über Schweden und Russland bis nach China „gilt als die umfangreichste Gelehrtenkorrespondenz des 17. Jahrhunderts“ und wurde 2007 von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe ernannt.[1]
Geschichte und Beschreibung
BearbeitenDas Briefeschreiben war eine der zentralen Tätigkeiten von Leibniz, der mit Menschen aus allen Bevölkerungsschichten kommunizierte, von Angehörigen des Kaiserhauses bis hin zum Handwerker. Diese Briefwechsel währten mitunter kurzfristig, zum Großteil mehrere Jahre, oftmals aber auch mehr als 3 Jahrzehnte, einer über 42 Jahre.[1]
Lebenslang verfasste Leibniz „unermüdlich Briefe, entwickelte seine Gedanken im postalischen Ferndialog“ und archivierte seine Briefschaften sorgfältig. Die Leibniz-Korrespondenz ist mit den Worten der Bibliothekarin Gerda Utermöhlen „kein Begleitwerk zum œuvre [von Leibniz], sondern integraler Bestandteil seines Werkes.“[1]
Noch in seinem letzten Lebensjahr blieb Leibniz’ Korrespondenzaktivität mit geschätzten 850 bis 900 Briefen eine seiner zentralen Tätigkeiten. Sein (mit Kenntnisstand August 2023) spätester datierter Brief ist sein Schreiben an Jacob Hermann vom 2. November 1716. Von den nach Leibniz’ Tod an ihn in Hannover adressierten Anschreiben gilt der von Johann I Bernoulli vom 5. Dezember 1716 (Stand August 2023) als das letzte bekannte.[1]
Zuletzt 2014 und 2015 erwarb die Niedersächsische Landesbibliothek mit finanzieller Unterstützung durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie der Stiftung Niedersachsen – neben Leibniz eigener Bibliothek – zwei weitere von Leibniz in seinem Todesjahr verfasste Briefe.[1]
Die zeitliche, räumliche und personelle Entwicklung der Leibniz-Korrespondenzen wurde teils bereits auch grafisch erarbeitet. Als bestes Instrument zur weiteren Forschung und „Erschließung der Korrespondenten und des Korrespondenznetzwerkes von Leibniz ist die [...] in Hannover gepflegte Personen- und Korrespondenz-Datenbank der Leibniz-Edition“.[1]
Literatur
Bearbeiten- Nora Gädeke: Leibniz’ Korrespondenz im letzten Lebensjahr – Gerber reconsidered, in: Michael Kempe (Hrsg.): 1716 – Leibniz’ letztes Lebensjahr: Unbekanntes zu einem bekannten Universalgelehrten, Hannover 2016, S. 83–109.
- Nora Gädeke: Das Korrespondenzverzeichnis der Akademie-Ausgabe – Hilfsmittel oder Forschungsinstrument?, in: Wenchao Li (Hrsg.): Komma und Kathedrale. Tradition, Bedeutung und Herausforderung der Leibniz-Edition, Berlin 2012, S. 81–93.
- Nora Gädeke: Leibniz lässt sich informieren – Asymmetrien in seinen Korrespondenzbeziehungen, in: Klaus-Dieter Herbst, Stefan Kratochwil [Hrsg.]: Kommunikation in der Frühen Neuzeit, Frankfurt a. M. u. a. 2009, S. 25–46.
- Nora Gädeke: Gottfried Wilhelm Leibniz, in: Christiane Berkvens-Stevelinck, Hans Bots, Jens Häseler (Hrsg.): Les grands intermédaires culturels de la Republique des Lettres, Paris 2005, S. 257–306.
- Georg Gerber: Leibniz und seine Korrespondenz, in: Wilhelm Totok, Carl Haase (Hrsg.): Leibniz. Sein Leben – sein Wirken – seine Welt, Hannover 1966, S. 141–172.
- Gerd van den Heuvel: Leibniz im Netz. Die frühneuzeitliche Post als Kommunikationsmedium der Gelehrtenrepublik um 1700 (= Lesesaal, Heft 32), Hameln (C.W. Niemeyer) 2009
- Gerda Utermöhlen: Der Briefwechsel des Gottfried Wilhelm Leibniz – die umfangreichste Korrespondenz des 17. Jahrhunderts und der „république des lettres“, in: Wolfgang Frühwald u. a. (Hrsg.): Probleme der Briefedition, Bonn 1977, S. 87–104.
Weblinks
Bearbeiten- leibniz / Korrespondenz auf der Seite der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f o. V.: leibniz / Korrespondenz auf der Seite der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek - Niedersächsische Landesbibliothek [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 10. August 2023