Lenca ist eine zu den indigenen amerikanischen Sprachen zählende Sprache oder kleine Sprachfamilie, die in den zentralamerikanischen Staaten Honduras und El Salvador von Angehörigen des indigenen Volkes der Lenca gesprochen wird oder wurde.

Lenca

Gesprochen in

Honduras und El Salvador
Sprachcodes
ISO 639-3

len

Der US-amerikanische Linguist Lyle Campbell kam in den 1970er Jahren zu dem Schluss, dass es sich eher um eine kleine Sprachfamilie aus zwei verschiedenen Einzelsprachen, dem Salvadorianischen Lenca in El Salvador und dem Honduranischen Lenca in Honduras, handele.[1][2] Das Verbreitungsgebiet des Honduranischen Lenca liegt oder lag in den Departamentos Comayagua, Francisco Morazán, Intibucá, La Paz, Lempira, Santa Bárbara und Valle[3], das Salvadorianische Lenca war aus dem Orte Chilanga bekannt.[1][4] In Honduras werden die Dialekte Serkin (Cerquín), Kare (Care), Lenka (Lenca) und Kolo (Colo) unterschieden, in El Salvador das Potón (Chilanga).[5]

Laut Ethnologue ist die Sprache fast ausgestorben, die ca. 100.000 ethnischen Lenca in Honduras und die ca. 37.000 ethnischen Lenca in El Salvador sind größtenteils zum Spanischen übergegangen.[3] Lyle Campbell berichtete in den 1970er Jahren, das Salvadorianische Lenca sei mit ziemlicher Gewissheit ausgestorben, den letzten Sprecher habe er 1970 kurz vor dessen Tode noch konsultieren können.[1] Das Honduranische Lenca sei vermutlich auch ausgestorben oder nahe dem Aussterben; er habe im Jahre 1974 keinen Sprecher finden können, aufgrund der größeren Ausdehnung und schwereren Zugänglichkeit des Sprachgebietes des Honduranischen Lenca sei jedoch eine abschließende Aussage darüber noch nicht möglich.[1][2]

Eine genetische Verwandtschaft des Lenca mit anderen Sprachen konnte bisher nicht nachgewiesen werden, daher wird es als isolierte Sprache bzw. selbständige kleine Sprachfamilie betrachtet. Es gibt Vermutungen, dass Lenca mit den Xinca-Sprachen verwandt sein könnte.

Der Code nach ISO 639-3 ist len.

Phonologie

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Konsonanten

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Das Honduranische Lenca hat nach Alan King elf Konsonantenphoneme:[6]

Konsonanten im Honduranischen Lenca
Bilabial Dental Alveolar Palatal Velar
Okklusiv p t k
Frikativ s ʃ
Nasal m n
Lateral l
Vibrant r
Halbvokal w j

Das Konsonanteninventar des Salvadorianischen Lenca unterscheidet sich von dem des Honduranischen Lenca vor allem dadurch, dass es nach King zu jedem Okklusiv und Frikativ einen ejektiven Konsonanten des gleichen Artikulationsorts hat.[7]

Konsonanten im Salvadorianischen Lenca
Bilabial Dental Alveolar Palatal Velar
Okklusiv p t k
Ejektiv p' t' ts' tʃ' k'
Frikativ s ʃ (x)
Nasal m n
Lateral l
Vibrant r
Halbvokal w j

Sowohl das Honduranische als auch das Salvadorianische Lenca hat die fünf Vokale /i/, /e/, /a/, /o/ und /u/.[8] Es gibt sechs Diphthonge (/ei/, /ai/, /ui/, /eu/, /au/ und /ou/).[9]

Vokalphoneme
Vorderzungenvokal Zentralvokal Hinterzungenvokal
geschlossen i u
mittel e o
offen a

Personalpronomina

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Personalpronomina können entweder als freie Personalpronomina oder als proklitische Personalpronomina gebraucht werden, die sich an ein darauffolgendes Wort anlehnen müssen. Die freien Personalpronomina sind in einem Satz nicht obligatorisch. Sie werden gewöhnlich am Satzanfang gebraucht. Deutlich häufiger als die freien Personalpronomina sind die klitischen Personalpronomina. Diese können sowohl den Possessor markieren, wobei sie sich an das Possessum anlehnen (z. B. u=tau 'mein Haus'), als auch das Objekt eines Verbs, in welchem Fall sie sich an das Verb anlehnen (z. B. u=iʃjem 'du siehst mich'). Semantisch kann das Objekt entweder ein Patiens als auch (bei ditransitiven Verben) ein Rezipient sein.[10][11]

Personalpronomina im Honduranischen Lenca
Freie Personalpronomina Klitische Personalpronomina
1SG unan u=
2SG amnan am=
3SG inan i=
1PL apinan api=
2PL akinan aki=
3PL alnan al=

Im Salvadorianischen Lenca gibt es zusätzlich sogenannte intensive Personalpronomina, die zur Emphase verwendet werden.[11]

Personalpronomina im Salvadorianischen Lenca
Freie Personalpronomina Intensive Personalpronomina Klitische Personalpronomina
1SG unani uno u=
2SG manani mano ma=
3SG inani ino i=
1PL pinani pino pi=
2PL kinani kino ki=
3PL anani ano a=

Flagging

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Flagging (d. h. Markierung mit Kasusaffixen / Adpositionen) erfolgt in den Lenca-Sprachen mithilfe von Postpositionen. Diese Postpositionen folgen direkt dem Nomen und sind nach Alan King Enklitika, lehnen sich also an das vorausgehende Nomen an (z. B. wará=num 'im Fluss' im Salvadorianischen Lenca).[12] Die folgende Tabelle listet die häufigsten Postpositionen im Honduranischen Lenca.[13]

Postpositionen im Honduranischen Lenca
Postposition Bedeutung
=ap, ='p 'in, an, zu'
=nam 'von...her'
=man 'mit'
=lan 'mit, durch'
=wei 'für, an'
=ne 'über (Thema)'

Grammatische Numerus- und Genusunterscheidungen gibt es in den Lenca-Sprachen nicht.[14]

Die folgende Tabelle listet Beispielwörter im Honduranischen und Salvadorianischen Lenca aus der Swadesh-Liste. Die Wörter stammen von Alan King (2016, 2017).[15][16]

Beispielwörter
Honduranisches Lenca Salvadorianisches Lenca Bedeutung
unan unani ich
amnan manani du
apinan pinani wir
na dieses
ana jenes
kunan k'ula wer?
kar kasa was?
te nicht
mokta alle
ʃaman mawen viele
eta pis eins
pe pe zwei
puki puka groß
kasi kot'a lang
pori, ʃuntiska ts'iriʃki klein
sia Frau
iʃko Mann
iʃko Person
ʃok'in Fisch
ts'imts'im Vogel
ʃui ʃuʃu Hund
tem Laus
  1. a b c d Lyle Campbell: The last Lenca. In: International Journal of American Linguistics. Bd. 42, Nr. 1, 1976, S. 73–78.
  2. a b Lyle Campbell, Anne Chapman, Karen Dakin: Honduran Lenca. In: International Journal of American Linguistics. Bd. 44, Nr. 4, 1978, S. 330–332.
  3. a b Ethnologue-Eintrag für Lenca
  4. Ethnologue nennt den Ort Chilango, siehe Ethnologue-Eintrag für Lenca.
  5. http://www.proel.org/index.php?pagina=mundo/aisladas/lenkan
  6. Alan R. King: Lenca for Linguistics (Sketch of an indigenous language of Honduras). 2017, S. 20 (researchgate.net [PDF]).
  7. Alan R. King: Conozcamos el lenca, una lengua de El Salvador. 2016, S. 9–13 (researchgate.net).
  8. Alan R. King: Conozcamos el lenca, una lengua de El Salvador. 2016, S. 9 (researchgate.net).
  9. Alan R. King: Lenca for Linguists (Sketch of an indigenous language of Honduras). 2017, S. 19 (researchgate.net [PDF]).
  10. Alan R. King: Lenca for Linguists (Sketch of an indigenous language of Honduras). 2017, S. 21–22 (researchgate.net).
  11. a b Alan R. King: Conozcamos el Lenca, una lengua de El Salvador. 2016, S. 15 (researchgate.net).
  12. Alan R. King: Conozcamos el Lenca, una lengua de El Salvador. 2016, S. 19.
  13. Alan R. King: Lenca for Linguists (Sketch of an indigenous language of Honduras). 2017, S. 22.
  14. Alan R. King: Conozcamos el Lenca, una lengua de El Salvador. 2016, S. 16.
  15. Alan R. King: Conozcamos el Lenca, una lengua de El Salvador. 2016, S. 67–79 (researchgate.net).
  16. Alan R. King: Lenca for Linguists (Sketch of an indigenous language of Honduras). 2017, S. 36–43 (researchgate.net).

Literatur

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  • Monica V. T. Calderon, Gutierrez Rosibel: Language differences in Latin America. In: Notes on Scripture in Use and Language Programs. 32, 1992, S. 42–46.
  • Lyle Campbell: The last Lenca. In: International Journal of American Linguistics. Bd. 42, Nr. 1, 1976, ISSN 0020-7071, S. 73–78, JSTOR:1264812.
  • Lyle Campbell, Anne Chapman, Karen Dakin: Honduran Lenca. In: International Journal of American Linguistics. Bd. 44, Nr. 4, 1978, S. 330–332, JSTOR:1264286.
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  • Lenca. In: M. Paul Lewis, Gary F. Simons, Charles D. Fennig (Hrsg.): Ethnologue. Languages of the World. 19th edition. Online-Version. SIL International, Dallas TX 2016.