Lenelotte von Bothmer
Helene-Charlotte (Lenelotte) von Bothmer, geborene Wepfer (* 27. Oktober 1915 in Bremen; † 19. Juni 1997 in Isernhagen bei Hannover, Niedersachsen), war eine deutsche Politikerin (SPD) und Schriftstellerin.
Biografie
BearbeitenFamilie, Ausbildung und Beruf
BearbeitenBothmer war die Tochter des Geologen Emil Wepfer und der Anna-Maria Meyer. Sie heiratete 1939 den Lehrer Hermann von Bothmer (1912–1987), Sohn des Gutsbesitzers Thorwald von Bothmer.
Sie studierte Germanistik, Anglistik und Geschichtswissenschaft an den Universitäten Berlin und Tübingen. Sie arbeitete als Lehrerin an einer Frauenfachschule. Nach dem Krieg wirkte sie als Dolmetscherin bei der Militärregierung im britischen Sektor und als Museumslehrerin der Stadt Hannover.
Politik
BearbeitenBothmer trat 1945 in die SPD ein. Sie war acht Jahre lang Mitglied des Unterbezirksvorstandes der SPD Peine-Burgdorf. Sie wirkte als Vorsitzende des Unterbezirksfrauenausschusses und des Bezirksfrauenausschusses der SPD sowie als Mitglied des SPD-Bezirksvorstandes Hannover und im Parteirat der Bundes-SPD.
Von 1966 bis 1967 war sie Mitglied des Niedersächsischen Landtags, von 1969 bis 1980 des Deutschen Bundestags. Sie gehörte unter anderem den Bundestags-Ausschüssen für Bildung und Wissenschaft sowie für Auswärtige Angelegenheiten an. Sie engagierte sich insbesondere in der Friedenspolitik und im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika.[1]
Von 1971 bis 1983 war Bothmer Vorsitzende des Bundes für Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen (heute BUND). Sie war Gründerin der Deutsch-Arabischen Parlamentariergesellschaft und von 1976 bis 1981 deren Präsidentin.
Am 14. Oktober 1970 löste sie einen Skandal aus, weil sie als erste Frau in einem Hosenanzug eine Rede im Bundestag hielt. Am 15. April 1970 war sie bereits im Hosenanzug im Plenum erschienen.[2] Zuvor hatte der Vizepräsident des Bundestages Richard Jaeger (CSU) erklärt, er würde es keiner Frau erlauben, das Plenum in Hosen zu betreten, geschweige denn an das Rednerpult zu treten. Von dieser Äußerung provoziert, kaufte sie einen hellen Hosenanzug und betrat den Bundestag. Sie erhielt daraufhin eine Vielzahl von anonymen Schreiben, in denen sie zum Teil heftig beschimpft wurde.
Nach dem Rückzug aus der Politik wurde sie als Schriftstellerin tätig und schrieb mehrere Bücher und Theaterstücke. Auf dem Schriftstellerkongress in Berlin (14./15. Mai 1986) wurde sie als Beisitzerin in den Bundesvorstand des Verbands deutscher Schriftsteller (VS), heute in ver.di, gewählt und hatte dieses Amt bis September 1987 inne.
Schriften
Bearbeiten- Lieselotte Berger, Lenelotte von Bothmer, Helga Schuchardt: Frauen ins Parlament? Von den Schwierigkeiten, gleichberechtigt zu sein. (= rororo aktuell, rororo 1946). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1976, ISBN 3-499-11946-3.
- Projekt Afrika. Hilfe zur Selbsthilfe? Arena, Würzburg 1981, ISBN 3-401-03959-8.
- Ich will nicht Krieg. Erfahrungen und Konsequenzen. Radius, Stuttgart 1982, ISBN 3-87173-614-7.
- Jossi und Abdallah. Erzählung. Weltkreis, Köln 1989, ISBN 3-88142-445-8.
- Mit der Kuh am Strick. Szenen aus den Dienstjahren einer Hinterbänklerin. Antonia, Hamburg 1996, ISBN 3-9804627-2-2.
Hörbuch
Bearbeiten- Herr Böök begegnet. Geschichten von Lenelotte von Bothmer und Musik von Johann Sebastian Bach. Gesprochen von der Autorin. Ohrbuch, München 1990, ISBN 3-927689-15-7.
Literatur
Bearbeiten- Klaus Mlynek: Bothmer, Lenelotte von. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 66; online über Google-Bücher
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A Band XXI. S. 52, Band 98 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1990, ISSN 0435-2408.
- Barbara Simon: Abgeordnete in Niedersachsen 1946–1994. Biographisches Handbuch. Hrsg. vom Präsidenten des Niedersächsischen Landtages. Niedersächsischer Landtag, Hannover 1996, S. 50.
- Bärbel Clemens (Hrsg.): Frauen machen Politik: Parlamentarierinnen in Niedersachsen. Fackelträger-Verlag, Hannover, 1996, ISBN 3-7716-1585-2, S. 203ff.
- Klaus Mlynek: Bothmer, Lenelotte von. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 77.
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Lenelotte von Bothmer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Petra Kipphoff: Der Kampf der Frau (III): Mutprobe in Hosen, na und? Bei uns bleibt der Protest aus. In: Die Zeit. 22. Mai 1970 (Aktualisiert am 21. November 2012).
- Lenelotte von Bothmer: Mein Hosenanzug. In: Die Zeit. 30. August 1996 .
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Philipp Rock: Macht, Märkte und Moral: Zur Rolle der Menschenrechte in der Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland in den sechziger und siebziger Jahren. Peter Lang, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-59705-7, S. 157 f.
- ↑ Martina Züger: Vor 40 Jahren: Erster Auftritt einer Frau mit Hosen im Bundestag. In: WDR2-Sendung „Stichtag“. 15. April 2010, abgerufen am 15. Januar 2020.
Personendaten | |
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NAME | Bothmer, Lenelotte von |
ALTERNATIVNAMEN | Wepfer, Lenelotte; Wepfer Helene-Charlotte; von Bothmer, Helene-Charlotte |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Politikerin (SPD), MdL, MdB |
GEBURTSDATUM | 27. Oktober 1915 |
GEBURTSORT | Bremen |
STERBEDATUM | 19. Juni 1997 |
STERBEORT | Isernhagen |