Lenkbuhne
Lenkbuhnen sind eine besonders niedrige Bauform der Flussbuhnen, die bereits bei Niedrigwasserabfluss überströmt werden. Sie induzieren großräumige Sekundärströmungen, die mit der Hauptströmung interagieren und so die Geschwindigkeitsverteilung und den Geschiebetransport beeinflussen.[1] Lenkbuhnen sind damit dem Instream River Training (IRT) zuzuordnen.[2]
Anwendungsgebiete
BearbeitenLenkbuhnen werden in den Bereichen naturnaher Uferschutz, Strukturierung von Sohle und Ufern, Sohlenstabilisierung und Geschieberegulierung eingesetzt.[3]
Schwerpunkt des Uferschutzes bildet die Sicherung von Prallufern, wo Lenkbuhnen eingebaut werden, um den Stromstrich und den Talweg in Richtung Innenufer zu verlagern und damit das Prallufer zu entlasten.[4] Üblicherweise werden die Lenkbuhnen dazu in Gruppen angeordnet.
Zur Strukturierung weitgehend geradliniger Gewässerabschnitte werden vor allem beidseitig angeordnete Lenkbuhnen verwendet. Diese „Strömungstrichter“ bewirken eine Vergrößerung der Strömungsdiversität mit daraus resultierender Tiefenvarianz und Substratsortierung, wodurch insbesondere die Lebensbedingungen für die Fischfauna verbessert werden.[5] Darüber hinaus kann mit ihnen, je nach Anordnung und Geometrie, auch der Uferschutz verbessert werden.
Zur Regulierung des Geschiebetransports wurden Lenkbuhnen bisher vor allem stromabwärts von Laufwasserkraftwerken eingebaut. Die hier häufig auftretenden Auflandungen führen zu einer Anhebung des Unterwasserstands und damit zu einer Verringerung der energetisch nutzbaren Fallhöhe. Aus diesem Grund werden sie vielfach durch kostenintensive Baggerungen entfernt, die einen großen Eingriff in das Gewässer darstellen und den Geschiebehaushalt stören. Wie Untersuchungen an sechs Kraftwerken in der Mürz/Steiermark zeigten, kann der Unterwasserstand durch den Einbau von Lenkbuhnen und die damit einhergehenden lokalen Sohleintiefungen signifikant gesenkt werden. Räumungen und die mit ihnen verbundenen negativen Auswirkungen können somit nachhaltig vermieden werden.[6]
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- M. Mende: Instream River Training - Naturnaher Flussbau mit minimalem Materialeinsatz. Korrespondenz Wasserwirtschaft, Jahrgang 5, Nr. 10, 2012, S. 537–543.
- M. Mende: Naturnaher Uferschutz mit Lenkbuhnen. Dissertation an der Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften der Technischen Universität Carolo Wilhelmina zu Braunschweig, 2014
- C. Sindelar, M. Mende: Lenkbuhnen zur Strukturierung und Stabilisierung von Fliessgewässern. In: Wasserwirtschaft. 99. Jahrgang, Heft 1/2, 2009, S. 70–75.
- J. Friedrich: Naturmessungen über die Funktionsweise von Buhnen an der Mürz. Diplomarbeit am Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft, TU Graz, 2008
- K. Pinter, G. Unfer, C. Wiesner: Fischbestandserhebung an der Mur im Bereich St. Michael. Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement, im Auftrag der Steiermärkischen Landesregierungy, 2009
- Merkblatt DWA-M527 – Buhnen zur Stabilisierung und Strukturierung von Fliessgewässern. 1. Auflage. 2013, ISBN 978-3-96862-593-5, S. 99.
Einzelnachweise
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Renaturierung der Ager
- Lenkbuhnen im Ellikerbach/Kanton Zürich (PDF-Datei; 237 kB)
- Verwendung von Lenkbuhnen im naturnahen Gewässerunterhalt am Beispiel der Kempt in Fehraltorf, Kanton Zürich
- Ökologische Aufwertung der Thur an der Eggrankkurve bei Andelfingen ZH
- Lenkbuhnen zur Strukturierung und Stabilisierung von Fließgewässern (WasserWirtschaft 1-2/2009) (PDF-Datei; 584 kB)
- Lenkbuhnen an der Taverna / Kanton Fribourg (PDF-Datei; 4,02 MB)
- Gestaltung von Lenkbuhnen zur Böschungssicherheit am Ketzerbach (PDF-Datei; 697 kB)
- Handbuch Instream River Training
- Restoration of the Eggrank bend at the Thur River in Andelfingen ZH (Auf Englisch)