Lennart Thy

deutscher Fußballspieler

Lennart Thy (* 25. Februar 1992 in Frechen) ist ein deutscher Fußballspieler. Er gilt als dynamischer und robuster Mittelstürmer,[1] kann aber auch im Mittelfeld und als Linksverteidiger eingesetzt werden.[2] Er steht in den Niederlanden bei der PEC Zwolle unter Vertrag.[3] Darüber hinaus ist Thy ehemaliger deutscher Nachwuchsnationalspieler.

Lennart Thy
im Trikot des FC St. Pauli (2013)
Personalia
Geburtstag 25. Februar 1992
Geburtsort FrechenDeutschland
Größe 184 cm
Position Sturm
Junioren
Jahre Station
1998–1999 Viktoria Frechen
1999–2003 FC Norden
2003–2005 PSV Norden
2005–2007 JFV Norden
2007–2011 Werder Bremen
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
2009–2012 Werder Bremen II 70 0(9)
2010–2012 Werder Bremen 5 0(0)
2012–2016 FC St. Pauli 107 (18)
2012–2013 FC St. Pauli II 5 0(2)
2016–2018 Werder Bremen 6 0(1)
2017 → FC St. Pauli (Leihe) 15 0(2)
2017–2018 → VVV-Venlo (Leihe) 32 0(7)
2018 Werder Bremen II 0 0(0)
2018 BB Erzurumspor 12 0(1)
2019–2020 PEC Zwolle 41 (15)
2020–2022 Sparta Rotterdam 68 (19)
2022– PEC Zwolle 66 (35)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
2008 Deutschland U16 4 0(0)
2008–2009 Deutschland U17 26 (15)
2009 Deutschland U18 4 0(4)
2010–2011 Deutschland U19 8 0(3)
2011–2012 Deutschland U20 6 0(1)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.
Stand: 5. Mai 2024

Karriere

Bearbeiten

Thy wurde in Frechen geboren. Er begann mit dem Fußballspielen in seiner Geburtsstadt bei Viktoria Frechen. Bei diesem Verein blieb er jedoch nur ein Jahr und zog danach nach Norden um, wo er beim FC, dem PSV und dem JFV spielte. 2007 folgte der Wechsel in die Jugendabteilung von Werder Bremen, für die er in der U-17- und A-Junioren-Bundesliga zum Einsatz kam. Als er noch Teil des jüngeren Jahrgangs der A-Jugend war, gab er wenige Tage nach seinem 18. Geburtstag sein Profiligadebüt beim Heimspiel der Reservemannschaft Werders gegen Holstein Kiel in der 3. Liga. Beim 6:1-Sieg wurde er in der 78. Minute beim Stand von 5:1 für Dominik Schmidt eingewechselt und schoss selbst den letzten Treffer der Partie.

Am 24. November 2010 machte Thy bei der 0:3-Auswärtsniederlage gegen Tottenham Hotspur in der Champions League sein erstes Pflichtspiel für die Bundesligamannschaft der Bremer. Im weiteren Verlauf der Saison kam er noch zu zwei Einsätzen in der Bundesliga.

Thy absolvierte die Vorbereitung zur Saison 2011/12 mit der Bremer Profimannschaft und wurde trotz Konkurrenten wie Marko Arnautović in Testspielen regelmäßig als Stürmer aufgeboten, meist neben Markus Rosenberg.[4] Für seine Leistungen wurde er von Trainer Thomas Schaaf gelobt.[5] Eine Verbesserung sah Schaaf insbesondere bei Thys Chancenverwertung.[6]

Nach der guten Vorbereitung wurde Thy zu Anfang der Saison auch in Pflichtspielen eingesetzt, als Claudio Pizarro wegen einer Verletzung ausfiel.[7] Wie in der Vorbereitung war sein Sturmpartner Markus Rosenberg. Am zweiten Spieltag der Bundesligasaison wurde Thy jedoch in der 61. Minute ausgewechselt.[8] Zuvor hatte er eine klare Torchance vergeben. Danach spielte er in der Profimannschaft der Bremer keine Rolle mehr. Ein Grund dafür sollen schlechtere Leistungen im Training gewesen sein, außerdem war Pizarro wieder einsatzbereit.[9] Thomas Wolter, der Trainer der Bremer U-23-Mannschaft, erklärte, Thy befände sich in einer „Phase, in der nichts mehr geht“, und die bei einem jungen Spieler „nichts ungewöhnliches“ sei.[10] Er schaffte es jedoch nicht, sich erneut in die Mannschaft zu spielen. Im weiteren Saisonverlauf kam Thy nur noch auf einen Kurzeinsatz. Zum Ende der Saison wurde ihm vom Verein eine Verlängerung des auslaufenden Vertrags angeboten, die mit einer Ausleihe verknüpft werden sollte. Dieses Angebot lehnte er jedoch ab. Am 3. Mai 2012 gab der SV Werder Bremen bekannt, dass Thy den Verein verlassen werde.[11]

Zur Saison 2012/13 wechselte Thy zum FC St. Pauli. Am 9. November 2015 erzielte er beim 4:0-Sieg des FC St. Pauli im Zweitligaspiel gegen Fortuna Düsseldorf alle vier Tore.[12] Sein Vertrag lief bis zum 30. Juni 2016.[13]

Zur Saison 2016/17 kehrte Thy zu Werder Bremen zurück. Er erhielt im Januar 2016 einen bis zum 30. Juni 2019 laufenden Vertrag.[14] Am 24. September 2016 erzielte er beim 2:1-Sieg über den VfL Wolfsburg sein erstes Bundesligator.

Zum 1. Januar 2017 kehrte Thy auf Leihbasis bis zum Saisonende zum FC St. Pauli zurück.[15] Nach 15 Einsätzen, in denen er zwei Treffer erzielte, verließ er den Verein wieder.

Zu Beginn der Sommervorbereitung 2017 wurde Thy aus dem Bundesligakader von Werder Bremen gestrichen.[16] Am 19. Juli 2017 wechselte er bis zum Ende der Saison 2017/18 auf Leihbasis zum niederländischen Erstliga-Aufsteiger VVV-Venlo.[17] Dort kam er in 32 Ligaspielen zum Einsatz und erzielte sieben Treffer.

Anfang Juli 2018 kehrte Thy nach Bremen zurück und wurde in das Training der zweiten Mannschaft integriert.[18][19] Nach einigen Trainingseinheiten wechselte er am 21. Juli 2018 zum türkischen Erstliga-Aufsteiger Büyükşehir Belediye Erzurumspor.[20]

Nach einer Vertragsauflösung zum Jahresende schloss er sich im Januar 2019 dem niederländischen Erstligisten PEC Zwolle an, bei dem er einen Vertrag mit einer Laufzeit bis zum 30. Juni 2020 erhielt.[21] Bei Zwolle war Thy Stammspieler und absolvierte wettbewerbsübergreifend 43 Pflichtspiele, in denen ihm 17 Tore sowie drei Assists gelangen; zeitweise führte er die Mannschaft auch als Kapitän an. Im Anschluss an die Saison 2019/20, die aufgrund der COVID-19-Pandemie verfrüht beendet worden war, unterschrieb der Angreifer Mitte Mai 2020 einen ab der Folgesaison gültigen Zweijahresvertrag beim Ligakonkurrenten Sparta Rotterdam.[22] Dort gelangen ihm in der folgenden Saison 2020/21 in 34 Einsätzen 14 Treffer; in der anschließenden Spielzeit 2021/22 in ebenfalls 34 Spielen noch fünf Tore. Im Sommer 2022 verließ er den Verein und schloss sich erneut dem PEC Zwolle an, der zwischenzeitlich in die zweite Liga abgestiegen war.[23] Dort trug er 2022/23 mit 23 Toren sowie sechs Torvorlagen in 36 Einsätzen zum Wiederaufstieg des Vereins zurück in die Eredivisie bei und wurde zudem Torschützenkönig der Liga.

Nationalmannschaft

Bearbeiten

Seinen Einstand im Nationaltrikot hatte Thy 2008 in einem Freundschaftsspiel der U-16-Auswahl gegen Irland. Insgesamt lief er für dieses Team viermal auf, blieb aber ohne Torerfolg. In der U-17-Nationalmannschaft entwickelte er sich dann zum Leistungsträger und nahm 2009 an der Europameisterschaft und der Weltmeisterschaft teil. Bei der EM gewann er mit seinen Mitspielern den Titel und wurde zusammen mit dem Niederländer Luc Castaignos mit drei Treffern bester Torschütze des Turniers.[24] Unter anderem erzielte er im Finale den Treffer zum 1:1. Bei der WM traf er ebenfalls dreimal, scheiterte aber im Achtelfinale am späteren Sieger Schweiz mit 3:4 nach Verlängerung.[25] Nach den beiden Turnieren endete seine Zeit bei der U-17, für die er in 26 Spielen 15 Tore geschossen hatte und er rückte in die U-18-Auswahl auf. Im Jahr 2009 kam er zu vier Einsätzen in der U-18-Nationalmannschaft, bei denen ihm vier Tore gelangen. Zwischen 2010 und 2011 erzielte er drei Tore in acht Spielen für die U-19-Nationalmannschaft und zwischen 2011 und 2012 kam er noch zu sechs Einsätzen in der U-20-Nationalmannschaft, bei denen ihm ein Tor gelang.

Sonstiges

Bearbeiten

Am 13. Mai 2022 schoss Thy sein 40. Tor in der Eredivisie und verbesserte damit den 59 Jahre alten Rekord von Helmut Rahn, der bis dahin mit 39 Toren der deutsche Spieler mit den meisten Toren in der ersten Liga der Niederlande war.[26] Bis Februar 2024 konnte er diesen Rekord auf 49 Tore ausbauen.[3]

Thy spendete während seiner Zeit bei der VVV-Venlo im März 2018 als registrierter Stammzellenspender Blut an einen an Leukämie Erkrankten, um diesem eine Therapie zu ermöglichen.[27][28]

„Wir sind stolz auf Lennart Thy und diese besondere Hilfsbereitschaft, denn manchmal ist der Fußball dann doch nur reine Nebensache.“

Stellungnahme der VVV-Venlo zur Stammzellenspende[29]

Dafür erhielt er unter anderem den FIFA-Fairplay-Preis 2018.

Persönliche Auszeichnungen

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Lennart Thy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Tobias Feldhoff: Die Shootingstars 2010/2011: Lennart Thy. In: fussballtransfers.com, 29. Juli 2010.
  2. Werder Bremens Lennart Thy wechselt ans Millerntor. In: Hamburger Abendblatt. 22. Juni 2012.
  3. a b Lennart Thy - Detaillierte Leistungsdaten | Transfermarkt. Abgerufen am 1. Februar 2024.
  4. Björn Knips: Nach dem Highlight: Thy verordnet sich Denkverbot. In: Kreiszeitung Syke. 9. August 2011.
  5. Björn Knips: Riesenlob für Thy. Kreiszeitung Syke, 21. Juli 2011.
  6. Ben Binkle: Talent Thy spielt sich in den Vordergrund. Weser-Kurier, 21. Juli 2011.
  7. Marc Hagedorn: Thy wirbelt Stürmer-Hierarchie durcheinander. Weser-Kurier, 12. August 2011.
  8. Joker Rolfes legt für Kadlec auf. In: Kicker-Sportmagazin. 14. August 2011.
  9. Thy: „Im Fußball geht‘s schnell rauf und runter“. Kreiszeitung Syke, 16. März 2012.
  10. Carsten Sander: Die Zeit nach Tag X. Kreiszeitung Syke, 2. Februar 2012.
  11. Umbruch geht weiter: Rosenberg, Silvestre und Thy verlassen Werder (Memento vom 18. Juni 2012 im Internet Archive). In: werder.de, 3. Mai 2012.
  12. Spieldaten auf weltfussball.de, abgerufen am 10. November 2015.
  13. Thy verlängert beim FC St. Pauli bis 2016. In: transfermarkt.de, 8. April 2014.
  14. Werder Bremen: Lennart Thy kehrt zum SV Werder zurück (Memento vom 18. Januar 2016 im Internet Archive), 18. Januar 2016, abgerufen am 18. Januar 2016.
  15. Lennart Thy kommt zurück ans Millerntor – Leihgeschäft mit Werder Bremen bis Saisonende, fcstpauli.com, 22. Dezember 2016, abgerufen am 16. Juli 2018.
  16. Vertrag mit Pizarro wird nicht verlängert, werder.de, 2. Juli 2017, abgerufen am 16. Juli 2018.
  17. THY AUF LEIHBASIS ZU VENLO. werderbremen.de, 19. Juli 2017, abgerufen am 19. Juli 2017.
  18. Werder startet – individuelle Lösung für Quartett, werder.de, 2. Juli 2018, abgerufen am 16. Juli 2018.
  19. Thy und von Haacke im Training der U 23, werder.de, 6. Juli 2018, abgerufen am 21. Juli 2018.
  20. Thy wechselt in die Türkei, werder.de, 21. Juli 2018, abgerufen am 21. Juli 2018.
  21. PEC Zwolle verwelkomt Lennart Thy, peczwolle.nl, 14. Januar 2019, abgerufen am 14. Januar 2019.
  22. Thy tekent bij Sparta, sparta-rotterdam.nl, abgerufen am 11. Mai 2020 (niederländisch)
  23. Lennart Thy keert terug in Zwolle. In: peczwolle.nl. 10. Juni 2022, abgerufen am 1. Februar 2024 (niederländisch).
  24. UEFA.com: Castaignos und Thy beste Torschützen
  25. FIFA.com: FIFA Spielerstatistik Lennart Thy (Memento des Originals vom 31. Oktober 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.fifa.com
  26. Ex-Bremer Lennart Thy stellt Rekord in der Niederlande auf – und glaubt fest an Werders Aufstieg. In: Deichstube. 13. Mai 2022, abgerufen am 30. November 2023.
  27. Fussballer ist Stammzellenspender Artikel vom 12. März 2018 im Spiegel. Abgerufen am 3. Mai 2018.
  28. Fussballer spendet Stammzellen und kann Leben retten Artikel vom 13. März 2018 im Stern. Abgerufen am 3. Mai 2018.
  29. Thy könnte ein Leben retten Artikel vom 12. März 2018 im Kicker. Abgerufen am 3. Mai 2018.