Leopold Alois Hoffmann

österreichischer Publizist und Dramatiker

Leopold Alois Hoffmann (geboren am 29. Januar 1760 in Nieder Wittig bei Kratzau in Nordböhmen;[1] gestorben am 2. September 1806 in Wiener Neustadt) war ein österreichischer Publizist und Dramatiker.

Leopold Alois Hoffmann

Hoffmanns Vater Johann Friedrich (1720–1767) war Schuster und Schneider, die Mutter war Maria Apollonia, geb. Arnolt (* 1718). Nach dem Besuch des ehemaligen Jesuitengymnasiums in Breslau studierte Hoffmann kurz in Wien und hielt sich ab 1777 in Prag auf. Dort veröffentlichte er zunächst einen Band mit religiös-vaterländischen Gedichten, dessen freundliche Beurteilung durch Michael Denis in Wien ihn veranlasste, sich der Schriftstellerei zuzuwenden, sowie eine Reihe von Sing- und Lustspielen.

Ab 1782 lebte er in Wien, trat dort in die Dienste des Verlegers Schönfeld und entfaltete eine rege publizistische Tätigkeit. Er veröffentlichte zahlreiche meist anonyme oder pseudonyme Broschüren und Beiträge in verschiedenen Zeitschriften. Wichtigste Plattform waren dabei Hoffmanns von 1782 bis 1784 erscheinenden „Wöchentlichen Wahrheiten für und über die Prediger in Wien“, welche die in Wiener Kirchen gehaltenen Predigten an den Maßstäben einer josephinischen Aufklärung maßen. Er wurde Sekretär des ebenfalls für Schönfeld publizistisch tätigen Freiherrn von Gemmingen, der 1783 zum Schriftleiter der von Hoffmann gegründeten Wöchentlichen Wahrheiten ernannt worden war, und kam durch diesen in Kontakt mit Wiener Freimaurer- und Illuminatenzirkeln. Im April 1783 wurde er in die von Gemmingen gegründete Loge Zur Wohltätigkeit aufgenommen und im November 1783 deren Sekretär. 1786 wurde er Mitglied der Loge Zur neugekrönten Hoffnung. In der Folge kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Hoffmann und Gemmingen, dem Hoffmann vorwarf, ihm Honorare schuldig geblieben zu sein und Versprechen, für Hoffmanns Glück zu sorgen, nicht eingehalten zu haben. Tatsächlich hatte Gemmingen über seinen Freund Gottfried van Swieten Hoffmann eine Professur an der Universität Pest besorgt. Gemmingen hatte auch für einen Dispens gesorgt, damit der noch nicht 24-jährige Hoffmann überhaupt in eine Loge eintreten konnte.

1785 wurde Hoffmann also zum Professor für deutsche Sprache in Pest berufen und lernte dort den Polizeikommissar Franz Gotthardi kennen, für den er sich als Spion und Zuträger nützlich zu machen begann. So kam es, dass, als die österreichischen Beamten Ungarn 1790 verlassen mussten, der nach Wien zurückgekehrte Gotthardi den Professor Hoffmann an höchster Stelle empfahl, woraufhin Hoffmann 1790 von Leopold II. als ordentlicher Professor für „Deutsche Sprache, den Geschäftsstil und die praktische Beredsamkeit“ an die Universität Wien berufen wurde, mit einem Jahresgehalt von 2.000 Gulden. Der Kaiser scheint von den Schriften – Hoffmann hatte 1790 zwei Schriften Babel und Ninive gegen die rebellischen Ungarn verfasst – und den geistigen Fähigkeiten Hoffmanns nur eine geringe Meinung gehabt zu haben, jedenfalls soll er einmal gesagt haben: „Der Kerl ist ein Esel, ich weiß es; aber er leistet mir als Spion sehr gute Dienste.“[2] Die Dienste als Spion aber schienen dem Kaiser so gut, dass Hoffmann geradezu als Vertrauter des Kaisers zu gelten begann.

Ursprünglich ein radikaler Vertreter josephinischer Aufklärung, wandelte Hoffmann sich nun zum Reaktionär, der in der von ihm 1792 gegründeten Wiener Zeitschrift den Aufklärern die Schuld an der Revolution in Frankreich gab und als Konfident der Polizei seine ehemaligen freimaurerischen und aufklärerischen Freunde und Brüder als Jakobiner denunzierte. Diese Aktivitäten Hoffmanns blieben nicht ohne Reaktion, so veröffentlichte Franz Xaver Huber, der Herausgeber der Zeitschrift Das politische Sieb, 1792 die gegen Hoffmann gerichtete Schrift Kann ein Schriftsteller, wie Herr Professor Hoffmann, Einfluss auf die Stimmung der deutschen Völker, und auf die Denkart ihrer Fürsten haben? Schon aus dem Titel ist ersichtlich, dass manche Hoffmann damals als eine Art grauer Eminenz hinter dem Thron und Einflüsterer am kaiserlichen Ohr betrachteten. Weitere Schriften folgten, so 1792 Alxingers Anti-Hoffmann (1792) und Knigges Satire Des seligen Herrn Etatsraths Samuel Conrad von Schaafskopf hinterlassene Papiere und 1793 eine Schrift Dalbergs.

Ausschlaggebend für das Ende der Aktivitäten Hoffmanns war aber nicht die Kampagne seiner Gegner, sondern der Tod Leopolds II. im März 1792. Hoffmann musste die Wiener Zeitschrift einstellen und wurde 1793 mit einem Ruhegehalt von 1.000 Gulden pensioniert. Er zog sich darauf verbittert nach Wiener Neustadt zurück, wo er bis zu seinem Tod in zahlreichen Schriften die Zeitläufe als eine Verschwörung der Freimaurer und der vor allem in Ungarn wirkenden Illuminaten zu deuten unternahm.

Neben dem erwähnten Gedichtband verfasste Hoffmann mehrere Schauspiele, von denen einige kurze Zeit am Burgtheater aufgeführt wurden. Seine literarische Produktion gilt insgesamt als unbedeutend.

Hoffmann war in erster Ehe 1785 mit Maria Pfrigner († 1788) verheiratet, in zweiter Ehe mit einer Ungarin. Er starb 1806 im Alter von 46 Jahren verachtet[3] und schließlich vergessen. Erst als Teil der Geschichte der habsburgischen Reaktion und Repression der Zeit vor Metternich und der österreichischen Sozietätsgeschichte geriet Hoffmann im 20. Jahrhundert wieder ins Blickfeld.

Herausgeber

Möglicherweise wurde die Zeitschrift Der Beobachter, oder Verschiedene Bemerkungen und Erzählungen der wichtigsten Vorfälle des menschlichen Lebens (Wien 1781) ebenfalls von Hoffmann herausgegeben, darauf deutet jedenfalls die Verfasserangabe Von einem Freund der Wahrheit hin.[6]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Nach anderer Angabe ist er 1748 in Reichenberg geboren, vgl. Internationales Germanistenlexikon 1800–1950. Berlin u. a. 2003, S. 776.
  2. Franz Xaver Huber: Beytrag zur Characteristik und Regierungs-Geschichte der Kaiser Josephs II. Leopolds II. und Franz II. Paris 1799/1800, S. 117http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DoToAAAAAcAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA117~doppelseitig%3D~LT%3DS.%20117~PUR%3D.
  3. Noch in dem Artikel in Constantin von Wurzbachs Biographischem Lexikon des Kaiserthums Oesterreich von 1863 ist die Verachtung deutlich ablesbar.
  4. a b Internationales Germanistenlexikon 1800–1950. Band 2, Berlin u. a. 2003, S. 776.
  5. Lang Lang: Bibliographie der österreichischen Zeitschriften 1704–1850. München 2006, Band 1, S. 269.
  6. Lang Lang: Bibliographie der österreichischen Zeitschriften 1704–1850. Band 1, München 2006, S. 149.