Lexikalischer Kasus

vom Verb, nicht von der Satzstruktur oder semantisch, bestimmter grammatischer Kasus

Als lexikalischer Kasus wird (vor allem in der generativen Grammatik) das Gegenteil von strukturellem Kasus bezeichnet. Während die strukturellen Kasus, vor allem Nominativ und die meisten Vorkommen des Akkusativs, von der Satzstruktur als solcher abhängen, hängt das Erscheinen eines lexikalischen Kasus von Eigenschaften einzelner Verben ab. Es handelt sich typischerweise also um Unregelmäßigkeiten in der Markierung von Objekten, die mit einzelnen Verben mitgelernt werden müssen.

Auch ein Akkusativ ist in einigen Sonderfällen als lexikalischer Kasus anzusehen, nämlich wenn er dazu dient, die einzige Ergänzung eines Verbs zu markieren; dies ist dann eine "lexikalische" Eigenschaft einzelner Verben (sogenannter unpersönlicher Verben), die damit von der Regel abweichen, dass die einzige Ergänzung eines Verbs im Nominativ steht, z. B.:

  • „mich friert“
  • „mich dürstet“

Beispiele für Objekte mit lexikalischem Kasus aus dem Neuhochdeutschen sind:

  • „Jemand half dem Verletzten“ (Dativ, hängt von "helfen" ab, vgl. Akkusativ bei "versorgen", "unterstützen" etc.,)
  • „Man gedachte der Verstorbenen“ (Genitiv, hängt von "gedenken" ab)

Beispiele aus dem Lateinischen:

Lexikalischer Akkusativ zusammen mit Genitivobjekt:

  • Pudet me eius.
sich schämen-präs.3sg ich-akk er-gen
(Wörtlich: „Mich schämt seiner.“)
„Ich schäme mich seiner.“

Ablativ als Kasus des Objekts:[1]

  • Patientia nostra abuteris
Geduld-ablativ unser-abl missbrauchen-2sg
„Du missbrauchst unsere Geduld“.

Lexikalischer Kasus kann naturgemäß nur in morphologiereichen Sprachen auftreten, die mehrere Kasusformen eines Nomens unterscheiden, z. B. Altgriechisch, Isländisch, Hindi und die Mehrzahl der slawischen Sprachen. Im Übrigen lässt sich das Phänomen aber auch als verwandt zu dem Phänomen der Präpositionalobjekte sehen, wo ein Verb statt eines bestimmten Kasus eine bestimmte Präposition an seiner Ergänzung verlangt.

Quirky case

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Ein besonderer Fall von lexikalischem Kasus ist das Phänomen des quirky case, bei dem Ergänzungen in typischen Objektskasus wie Dativ Eigenschaften von Subjekten annehmen (dieses Phänomen existiert zwar im Deutschen nicht, findet sich aber im Isländischen).[2]

Einzelnachweise

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  1. Beispiel von:http://www.dr-peter-wieners.de/sonstiges/grammatik-latein/casus/der-bloe-ablativ-.html
  2. Martin Haspelmath: Terminology of case. In: A. Malchukov, A. Spencer (Hrsg.): Handbook of Case. Oxford University Press, Juli 2006 (englisch, mpg.de [PDF]): “[…] the assignment of inherent case is tied to a particular semantic role (“theta-role”), or to lexical properties of the governing head (e.g. dative case assigned by the German verb helfen ‘help’). [This] kind of case is also known as quirky case, especially when the NP bearing the lexically determined case can be regarded as the subject (as happens famously in Icelandic).”