Lindener Eisen- & Stahlwerke

ehemaliges Unternehmen für Maschinenbau und Schwerindustrie (1872-1968)

Die Lindener Eisen- und Stahlwerke AG (LES)[1] war ein deutsches Unternehmen für Maschinenbau und Schwerindustrie in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft. Sein Sitz war in Hannover, seine Geschichte begann 1872 und endete 1968.[2][3]

Firmenemblem mit dem Kürzel „LES“ an den sogenannten „Direktorenvillen“, (Niemeyerstraße 16/17) am Lindener Berg

Geschichte

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Hochdruck-Hydraulik-Presse in einer mit Backsteinen im Stil der Industriearchitektur errichteten Fabrikhalle der Aktiengesellschaft;
Foto: Franz Stoedtner, Anfang 20. Jahrhundert
 
Hindenburg als Stahlarbeiter unter dem Reichsadler; unsigniertes Terrakotta-Relief um 1917
 
Ehemaliges Verwaltungsgebäude in der Davenstedter Straße 81; über dem Hauseingang Relief eines Stahlarbeiters in Form und Stil von Georg Herting
 
Halle zwischen Badenstedter und Davenstedter Straße (Abgerissen im Mai 2022)

1872 wurde in Linden die Eisengießerei von A. G. Dickert[4] zur Herstellung von Gusswaren aller Art gegründet.[2] Daraus entstand zwischen 1873 und 1879 die Lindener Eisen- und Stahlgießerei[5] am „Bernhard-Caspar-Weg“.[6] 1887 wurde das Unternehmen umfirmiert in Lindener Eisen- und Stahlwerke AG.[2][3] Mitglied des Aufsichtsrates war unter anderem der jüdische Bankier Bernhard Caspar.[7]

Die großen Fabrikhallen am Lindener Berg zogen sich von der Badenstedter Straße bis zur Davenstedter Straße[8] und entlang der 1919 angelegten Bernhard-Caspar-Straße.[9]

Unter anderem wurden Hartzerkleinerungsanlagen sowie Kreisel- und Backenbrecher für die Zement- und Steinindustrie gefertigt sowie hydraulische Pressen.[10] 1892 wurde der Stahlformguss in die Produktionspalette aufgenommen. 1920 Armaturen aus eigener Fabrikation. Die wichtigsten Produkte waren Gussstücke für den Maschinenbau und den Schiffbau, Zahnräder bis zu einem Durchmesser von 6 Metern sowie Chromstahl und „LES-Hartstahl“ für stark beanspruchte Verschleißteile.[2]

Inzwischen markierten ab 1917 die beiden verbundenen Direktoren-Villen des Unternehmens in der Niemeyerstraße 16 und 17 den Beginn der Bebauung der dortigen südlichen Straßenseite.[5] Heute steht die Gruppe unter Denkmalschutz.[11]

Am 28. Februar 1932 kam infolge der Weltwirtschaftskrise „das Ende für die Lindener Stahlwerke“.[12]

Im Zweiten Weltkrieg produzierte die Gesellschaft Rüstungsgüter und wurde 1947 in der Demontageliste entsprechend eingestuft und auch teilweise demontiert.[2]

Erst nach der Übernahme 1952 durch den Konzern Phoenix-Rheinrohr wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Nun wurden Fertigungsprogramme für den Bergbau entwickelt und der Stahlformguss für Zement- und Kalkwerke sowie Walz- und Hüttenwerke wieder aufgenommen. Zusätzlich wurde dem Maschinen-, Fahrzeug- und Schiffbau zugeliefert. Obwohl die Produktion insgesamt erfolgreich war, wurde die Fertigung in Hannover 1968 eingestellt.[2]

Kanal- und Gullydeckel

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In den Straßen der Stadt Hannover finden sich vielfach noch unterschiedlich beschriftete Kanaldeckel und Gullys aus der Produktion des Unternehmens. Sie wurden in den 1890er Jahren und noch bis in das 20. Jahrhundert hinein mit den entsprechenden Jahreszahlen gegossen. Viele der Deckel sind durch den Straßenverkehr bis zur Unleserlichkeit „plattgefahren“, auf einigen Deckeln sind noch Anhaltspunkte auf das Datum der Anlage des jeweiligen Straßenabschnittes vorhanden.

Literatur

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Commons: Lindener Eisen- & Stahlwerke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Foto des Kürzels an einem Relief über den Direktorenvillen
  2. a b c d e f Waldemar R. Röhrbein: Lindener Eisen- .... s. Abschnitt Literatur
  3. a b Anm.: Davon abweichend werden die Jahre 1870 und 1873 als Gründungsjahre genannt; Quelle: Geschichte der Stadt Hannover… (s. Abschnitt Literatur), Tabelle 10, S. 378f. sowie Fließtext S. 379.
  4. „Andreas Georg Dickert“ lt. Hannover Chronik, S. 133.
  5. a b Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Niemeyerstraße. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover. Teil 2, Bd. 10.2, ISBN 3-528-06208-8, S. 122.
  6. Anm.: Möglicherweise handelt es sich bei dem Zitat um eine Falschschreibung der Bernhard-Caspar-Straße.
  7. Peter Schulze: Caspar, Bernhard. s. Abschnitt Literatur
  8. Panorama-Fotografien 1925 vom Wasserhochbehälter auf dem Lindener Berg über die Stadt (Abbildung 10); In: Andreas Urban: Stadtbilder. Hannovers Moderne 1900–1939. Begleitbuch zur Ausstellung im Historischen Museum Hannover vom 21. September 2011 bis 26. Februar 2012, mit Beiträgen von Sid Auffarth, Edel Sheridan-Quantz, Peter Stettner, Uta Ziegan, in der Reihe Schriften des Historischen Museums Hannover. Bd. 40, ISBN 978-3-910073-41-8, S. 36.
  9. Helmut Zimmermann: Bernhard-Caspar-Straße. In: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 38.
  10. Mitteilungskarte der Lindener Eisen- und Stahlwerke, gelaufen am 29. Juli 1924 postkarten-archiv.de (Memento des Originals vom 18. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.postkarten-archiv.de
  11. Linden-Mitte. Anlage Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand 1. Juli 1985, Stadt Hannover. Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Institut für Denkmalpflege In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland …, S. 22.
  12. Anm.: Unklar ist derzeit, ob die Lindener Eisen- & Stahlwerke oder ein anderer Betrieb gemeint sind. Quelle: Waldemar R. Röhrbein, Klaus Mlynek (Hrsg.): Geschichte der Stadt Hannover: Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart…, S. 447, (online)

Koordinaten: 52° 21′ 51,3″ N, 9° 42′ 0,8″ O