Linfano

Siedlung im Trentino, Italien

Linfano (Dialekt Lufàm oder Lufanet) ist eine Fraktion der italienischen Gemeinde (comune) Arco in der Provinz Trient, Region Trentino-Südtirol.

Linfano
Linfano, Strand von Arco
Staat Italien
Region Trentino-Südtirol
Provinz Trient (TN)
Gemeinde Arco (Trentino)
Koordinaten 45° 53′ N, 10° 52′ OKoordinaten: 45° 52′ 40″ N, 10° 52′ 25″ O
Höhe 68 m s.l.m.
Einwohner 299 (2018[1])
Telefonvorwahl 0464 CAP 38062

Etymologie

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Linfano wurde erstmals 1144 urkundlich erwähnt. Der Ursprung des Namens ist nicht vollständig geklärt. Je nach Theorie könnte er sich aus dem lateinischen lympha (Wasser) ableiten, an das die Endung -ano angehängt wurde. Der Name nimmt wohl Bezug auf den sumpfigen Mündungsbereich der Sarca. Es lässt aber auch nicht vollkommen ausschließen, dass es sich bei Linfano um einen vorlateinischen Ortsnamen handelt, der sich möglicherweise auf eine Person bezieht.[1]

Geografie

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Linfano liegt am Nordufer des Gardasees. Es wird im Süden durch den See, im Westen durch den Monte Brione und im Osten durch den Fluss Sarca begrenzt und stößt im Norden an das Gebiet der Stadt Arco. Ein etwa 600 m langer Uferstreifen bildet den einzigen Zugang der Gemeinde Arco zum Gardasee. Im Westen stößt dieser Strandabschnitt an die Grenzen der Gemeinde Riva del Garda und im Osten an Nago-Torbole.

Die Siedlung bestand Anfang des 20. Jahrhunderts nur aus ein paar verstreuten Häusern. Die Einwohner betrieben in der fruchtbaren Ebene Wein- und Olivenanbau. Mit dem Beginn des Tourismus entstanden am Seeufer, dem sogenannten Lido di Arco (Strand von Arco), Hotels, Campingplätze und Segelclubs.

Geschichte

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Erste menschliche Spuren in Linfano stammen aus der Urgeschichte. So wurden bei Feldarbeiten 1876 auf einem Grundstück von Prospero Marchetti mehrere Steinwerkzeuge gefunden, die zwischen der Jung- und der Kupfersteinzeit zugeordnet werden können.[2]

Der Besitz der fischreichen Sarcamündung war seit dem Mittelalter zwischen Arco und Riva umstritten.[3] 1144 entschied der Bischof von Trient, Altmann von Lurngau, den Grenzstreit zugunsten von Arco.[4] Die Entscheidung sollte den Grundpfeiler für den späteren Aufstieg des Geschlechts derer von Arco darstellen.[5] Auch in der Folge kam es um das Gebiet immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den Grafen von Arco, Nago und Riva.[6] So beispielsweise 1575 als die Grafen von Arco an der Sarcamündung eine Zollstation errichteten, deren Reste noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zu sehen waren.[7][8]

Im 16. Jahrhundert wurde mit dem Bau der Kirche der Santa Maria delle Vittorie, die zunächst der Jungfrau Maria geweiht war, begonnen. Sie wurde jedoch erst über 100 Jahre später, im Jahre 1627 fertiggestellt. Ihren heutigen Namen erhielt sie erst einige Jahre später, vermutlich nachdem ein Expansionsversuch der Republik Venedig zurückgeschlagen werden konnte.[9] Im ersten italienischen Unabhängigkeitskrieg kam es am 18. April 1848 bei Linfano zu einem Gefecht zwischen einer lombardischen Freischar und österreichischen Truppen. Hierbei fielen fünf lombardische Freiwillige, die hinter der Kirche ihre letzte Ruhe fanden.[10]

Nach einer verheerenden Flut im Jahre 1882 begann man ein Jahr später mit der Begradigung des Flusses Sarca, die mehrere Jahrzehnte in Anspruch nahm. Ein großer Flussbogen auf dem Gebiet von Linfano wurde erst 1919 begradigt. In dem Altwasser wurde 1953 die Teichwirtschaft Mandelli gegründet.[11]

Im Ersten Weltkrieg wurde der Bereich zwischen dem Monte Brione und der Straßensperre Nago von der österreichisch-ungarischen Armee durch Feldbefestigungen befestigt. Mit den Arbeiten wurde noch vor dem italienischen Kriegseintritt im Sommer 1914 begonnen.[12] Während des Zweiten Weltkriegs wurden im Zuge des Baus der sogenannten Alpenfestung von der Organisation Todt weitere Bunker und Ringstände bei Linfano errichtet.[13] 1944 wurden an der Sarcamündung in Linfano über 1000 Arbeiter und Zwangsarbeiter in Baracken untergebracht, die in dem der SS unterstehenden unterirdischen Rüstungswerk der Caproni-Werke in Torbole arbeiteten.[14]

In den 1960er Jahren entstand im Norden von Linfano das Industriegebiet „Pra de la fam“. Als erster Betrieb siedelte sich hier die Papierfabrik Fedrigoni an, die damals Lochkarten für IBM herstellte. 1966 wurde das Unternehmen Hurth hier gegründet, das Getriebe für Baumaschinen herstellt und 1997 von Dana Incorporated aufgekauft wurde. Die 1965 in Arco gegründete Firma Aquafil errichtete 1969 eine Produktionsstätte zur Herstellung von Nylongarn in Linfano. 2011 entwickelte Aquafil das Econyl-Verfahren zur Rückgewinnung von Rohstoffen aus Stoffresten, alten Polstermöbeln und Fischernetzen.[15]

Im März 2014 wurden durch einen Bergsturz vom Monte Brione mehrere Häuser in Linfano zum Teil schwer beschädigt, zwei Personen wurden dabei leicht verletzt.[16] Beim dem Bergsturz waren etwa 400 m³ Material zu Tal gestürzt. Bereits 1985 war ein größerer Felsbrocken von der Ostseite des Monte Brione zu Tal gestürzt. In der Folge wurde hier ein über 600 m langer Schutzwall errichtet.[17] Zu weiteren größeren Felsstürzen kam es 2019 und 2021 im südöstlichen Bereich des Monte Brione.[18]

Tourismus

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Wie auch das umliegende Gebiet ist Linfano ein beliebtes Tourismus-Ziel. Vor allem bei Windsurfern und Wingsurfern ist der Ort aufgrund der konstanten Winde sehr beliebt. Darüber hinaus bieten die umgebenden Gardaseeberge unzählige Möglichkeiten für Mountainbiketouren sowie Wander- und Kletterrouten.

Durch Linfano führt die Staatsstraße SS 240 „di Loppio e Val di Ledro“ und die SS 249 „Gardesana Orientale“. Beide führen über den gleichen Straßenverlauf von Torbole kommend über die Sarca-Brücke, nachdem an einem Kreisverkehr die SS 249 „Gardesana Orientale“ nach Arco abzweigt führt die SS 240 „di Loppio e Val di Ledro“ am westlichen Ortsende in eine Galerie und umgeht südlich den Monte Brione nach Riva del Garda. In der Hochsaison, insbesondere an und vor Feiertagen sowie an Wochenenden, leidet die Gemeinde am hohen Verkehrsaufkommen.[19] Eine Ortsumgehung von Nago ist seit 2018 in Bau.[20] Eine Umgehungsstraße für Torbole und Linfano ist seit den 1980er Jahren im Gespräch.[21] Der Ort verfügt über einen kleinen Hafen, an der ehemaligen Mündung des Sarca.

Literatur

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  • Aldo Gorfer: Le valli del Trentino. Trentino occidentale. Manfrini, Calliano 1975, S. 260–261.
  • Vincenzo Cazzaniga: Arco: Itinerario storico-turistico della «Busa». La Conca d’Oro del Trentino. La Grafica, Mori 1986.
  • Ferdinando Martinelli: Torbole, Nago, Museo Alto Garda, Arco 2011, ISBN 978-88-89521-19-9, S. 89–90.

Einzelnachweise

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  1. Vincenzo Cazzaniga: Arco: Itinerario storico-turistico della «Busa». La Conca d’Oro del Trentino. S. 313.
  2. Elisabetta Mottes: Nota su alcuni reperti litici da Arco-Linfano conservati nel Castello del Buonconsiglio di Trento. In: Provincia Autonoma di Trento – Servizi Beni Culturali – Uffici Beni Archeologici (Hrsg.): Archeologia delle Alpi: ArcheoAlp 6. Provincia Autonoma di Trento, Trient 2002, S. 9–20.
  3. Aldo Gorfer: Le valli del Trentino. Trentino occidentale. S. 261.
  4. Franz Huter (Bearb.): Tiroler Urkundenbuch. Herausgegeben von der historischen Kommission des Landesmuseums Ferdinandeum in Innsbruck. I. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des deutschen Etschlandes und des Vintschgaus. I. Band: Bis zum Jahre 1200. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1937, N. 143, S. 90–91.
  5. Gian Maria Varanini: La signoria dei d’Arco nell’alto Garda. In: Marco Bettotti, Gian Maria Varanini (Hrsg.): La signoria rurale nell’Italia del tardo medioevo. 6 Le signorie trentine. Firenze University Press, Florenz 2023, ISBN 979-12-215-0095-0, S. 143.
  6. Giambattista Sardagna: La guerra rustica nel Trentino (1525): Documenti e note. R. Deputazione di Storia Patria per la Venezia, Venedig 1889, S. 250.
  7. Atti relativi alla vertenza tra i conti d’Arco e Riva per la zona del Linfano. Costruzioni di una nuova dogana al Linfano tra Torbole e Riva. In: cultura.trentino.it. Abgerufen am 31. Oktober 2024 (italienisch).
  8. Conrad Fischnaler: Wappenbuch der Städte und Märkte der gefürsteten Grafschaft Tirol. Museum Ferdinandeum, Innsbruck 1894, S. 57.
  9. Ferdinando Martinelli: Madonna della Vittoria a Linfano. In: Roberto Codroico, et al.: Ecclesiae: Le chiese nel Sommolago. Il Sommolago, Arco 2000, S. 138–140.
  10. Clara Nardon: 1848. Irredenti e compromessi. Trient 2007, S. 21.
  11. Informationstafel am Ufer des Sarca bei der Teichwirtschaft Mandelli
  12. Paolo Ciresa. La tagliata del Sarca al Linfano. Festini, Rovereto 2020, S. 12–15.
  13. Graziano Riccadonna: Anni di guerra: Nago e Torbole 1940–1945. Gruppo culturale Nago-Torbole, Arco 1995, S. 19–23.
  14. Giorgio Danilo Cocconcelli: Tunnel factories. Le officine aeronautiche Caproni e FIAT nell’Alto Garda 1943–1945, Apostolo Giorgio, Mailand 2002, ISBN 978-88-87261-11-0, S. 224–240.
  15. Informationstafel am Ufer des Sarca bei der dem Industriegebiet
  16. Frana ad Arco in Loc. Linfano. In: protezionecivile.tn.it. 10. März 2014, abgerufen am 30. Oktober 2024 (italienisch).
  17. Vallo tomo del Brione: terminato il primo Lotto, arrivano 7 mila piante. In: labusa.info. 11. Januar 2022, abgerufen am 30. Oktober 2024 (italienisch).
  18. Il monte Brione frana di nuovo: paura a Linfano. In: giornaletrentino.it. 14. Januar 2021, abgerufen am 30. Oktober 2024 (italienisch).
  19. In tantissimi verso il lago di Garda, lunghe code sulla “Loppio-Busa” e traffico paralizzato: da Mori a Nago-Torbole si procede a rilento. In: ildolomiti.it. 2. Juni 2023, abgerufen am 27. Februar 2024 (italienisch).
  20. Collegamento Passo San Giovanni – Cretaccio: al via i lavori dell’appalto principale. In: ufficiostampa.provincia.tn.it. 17. Mai 2018, abgerufen am 27. Februar 2024 (italienisch).
  21. Claudio Chiarani: A quando la circonvallazione di Torbole? In: labusa.info. 4. November 2022, abgerufen am 27. Februar 2024 (italienisch).