Liste von Naturwaldreservaten im Land Salzburg
Im Land Salzburg gibt es derzeit 12 Naturwaldreservate mit einer gesamten Fläche von 2,5 km². Die Naturwaldreservate machen nur etwa 0,035 % der Landesfläche von Salzburg aus.
Die Naturwaldreservate im Salzburgischen Naturschutzrecht
BearbeitenNaturwaldreservate sind ein internationaler Verbund von Gebieten, die zur Erhaltung und natürlichen Entwicklung der biologischen Vielfalt und dienen der Forschung, Lehre und Bildung. Jede Beeinflussung der natürliche Entwicklung unterbleibt, sie sind überwiegend mit völlig oder weitgehend ursprünglichem (bzw. naturnahen) Wald bestockte Areale. Naturwaldreservate sind als Vertragsnaturschutz auf Bundesebene organisiert, meist in Form von 20-jährigen Verträgen zwischen der Republik Österreich und dem Waldeigentümer. Die konkreten Maßnahmen folgen seitens der Vertragsbestimmungen durch den Eigentümer, der auf Nutzungen verzichtet und Leistungen wie laufende Kontrolle erbringt, und dafür standardisierte Entgeltzahlungen erhält. Das wissenschaftliche Monitoring wird vom Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) im Auftrag des Umweltschutzministeriums durchgeführt.[1][2][3][4]
In Salzburg gab es ab 1983 5 Reservate.[5] Sie werden seit 1985 über Initiative des Salzburger Landtages als landesweites Netzwerk organisiert. Landesrechtlich werden sie meist als Geschützter Landschaftsteil, einer an sich mäßig starken Schutzklasse, ausgewiesen, einige der Gebiete sind in strengere Schutzklassen eingeordnet. Auf Landesebene ist der Naturschutzfachdienst des Landes für die Betreuung zuständig.
Acht der Gebiete sind im Europäischen Netzwerk Biogenetischer Reservate, zwei im Rahmen des Nationalparks Hohe Tauern auch europäische Vogelschutzgebiete (Special Protection Area/Besonderes Schutzgebiet, SPA/BSG) im Natura 2000-Verbund.
Salzburg ist im österreichischen Vergleich mit recht geringen Naturwaldzellen ausgestattet, Niederösterreich hat 8-mal so viele Schutzgebiete, in Tirol ist die 10-fache Fläche ausgewiesen.[6] Dafür hat es als einziges Bundesland ein landesweites Naturwaldreservate-Netz aufgebaut.[7]
Liste von Naturwaldreservaten im Land Salzburg
BearbeitenLegende
Bearbeiten- Nr. … laufende Nummer des Gebiets
- Bezeichnung des Gebiets (durchgestrichen: ehemalige Naturwaldreservate)
- Bez. … Politische Bezirke, in denen das Gebiet liegt, oder die Anteil haben
- Gem./Lage … Gemeinden, in denen das Gebiet liegt, oder die Anteil haben, Geokoordinaten des Gebietsmittelpunkts[8]
- Fl. … Fläche in Hektar (durchgestrichen: Flächen ehemaliger Naturwaldreservate)
- seit … Datum der Ausweisung
- Eigent. … Eigentümer des Gebiets, Vertragspartner der Republik
- fW/Höhe … Forstliches Wuchsgebiet, (fW) Höhenlage
- Anmerkung … sonstiger Schutz (Sort.) und Waldtypen, Sonstiges
Liste
BearbeitenNr. | Name | Bez. | Gem. / Lage | ha | seit | Eigent. | fW / Höhe | Anmerkungen (Sort.) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Rainberg[9][10] | Salzburg (S) |
Salzburg |
6,2 | 1986 [11] | Stadt Salzburg | Alpenvorland 440–511 |
GLT (00053/Sbg:19), teilw. Biogen.Res. (3,3 ha); in LSG Mönchsberg–Rainberg (83,84 ha, 00042); angrenzend GLT Felsensteppe am Rainberg (00052/Sbg:20); kolliner Laubmischwald |
2 | Gaisberg[12][13] | Salzburg (S) |
Salzburg |
17,4 | 1988[14] | ÖBF | Randalpen 980–1220 |
Biogen.Res. und GLT (00068/Sbg:26); im Geschützten Grüngürtel (REK);[15] montaner Fichten-Tannen-Buchenwald, Kiefernwald auf Sonderstandorten (jüngst Schlägerung wegen Borkenkäferbefall)[16] |
3 | Mitterkaser[17] | Pinzgau (ZE) |
Weißbach |
ca. 90 | 1987?[18] | Bayr. Saalforste | Randalpen 1460–1860 |
Biogen.Res. ; in NDM (00133, ges. 425,5 ha, NWR ohne Ödland); ; subalpiner Fichten-Lärchen-Zirbenwald, Latschenfelder |
4 | Stoißen[19] | Pinzgau (ZE) |
Saalfelden |
78 | 1987[20] | Land Salzburg | Randalpen 700–1400 |
Biogen.Res. und GLT (00063, beide 71,5 ha) div. Waldgesellschaften Auwald/Bergwald |
5 | Rosswald[21] | Pinzgau (ZE) |
Saalbach-Hinterglemm |
5 | 1988[22] | privat | Zwischenalpen 1650–1750 |
Biogen.Res. (4,08 ha) und GLT (00065, 4,17 ha) subalpiner Fichtenwald |
6 | Laubwald beim Kesselfall[23] | Pinzgau (ZE) |
Kaprun |
ca. 45 | 1988? (NDM 1933)[24] | privat | Innenalpen ca. 1000–1800 |
in Biogen.Res. Laubholzbestand beim – und NDM Laubholzbestand nächst dem Kesselfall (00023, beide 79,3 ha); unweit NP-Kernzone Hohe Tauern inneralpiner Laubmischwald |
7 | Biederer Alpswald[25] | Tennengau (HA) |
Golling |
28,2 | 1989[26] | ÖBF | Randalpen 1480–1600 |
Biogen.Res. und GLT (00078); in ESG und NSG Kalkhochalpen (AT3211012/ESG00009/NSG00012) karbonatischer Plateauwald mit Fichten-Lärchen-Zirben (Latsche) |
8 | Prossauwald[27] | Pongau (JO) |
Badgastein |
45 | 1990[28] | ÖBF | Innenalpen 1350–1850 |
Biogen.Res. (34,1 ha) und GLT Prossauwald in Gastein (00080, 43,1 ha); in ESG und NPK-Kernzone Hohe Tauern (ESG AT3210001/NP00001) montaner Fichten-Tannen-Wald bis subalpiner Lärchen-Zirben-Wald mit Kiefer und Latsche |
9 | Vorderweisstürchlwald[29] | Pinzgau (ZE) |
Rauris |
4,9 | 1992[30] | privat[31] | Innenalpen 1670–1890 |
NDM (00241, 6,4 ha, Schutzwald ohne Lawinengang/Ödfläche); in ESG und NPK-Kernzone Hohe Tauern (ESG AT3210001/NP00001) Silikat-Lärchen-Fichtenwald (subalpin) mit Zirbe |
10 | Ullnwald[32] | Lungau (TA) |
Tweng |
7 | 1993[33] | ÖBF | Innenalpen 1560–1780 |
GLT (00098, 7,9 ha); Silikat-Lärchen-Fichtenwald (subalpin) mit Zirbe |
11 | Saalach-Altarm[34] | Flachgau (SL) |
Wals-Siezenheim |
2,5 | 1995[35] | privat | Alpenvorland 440–460 |
GLT Saalach-Altarm u. umgrenz. Feuchtwiesen (00040, 10,4 ha, Kernbereich ist NWR);[35] Silberweiden-Auwald |
12 | Hutterwald[36] | Pinzgau (ZE) |
Niedernsill |
18,8 | 1998[37] | privat | Innenalpen ca. 1600–1700 |
GLT (00109, 29,8 ha); subalpiner und hochmontaner Fichtenwald, Alpenrosen-Lärchenwald |
− | Pongau (JO) |
Werfen |
? | ÖBF | Randalpen 1350–1800 |
in ESG und NSG Kalkhochalpen (AT3211012/ESG00009/NSG00012), in dessen Managementplan übernommen; Lärchen- bis Kalkhangschutt-Fichtenwald | ||
− | Pinzgau (ZE) |
Uttendorf |
? | ÖBF | Innenalpen 840–1100 |
ex lege (Lebensraumschutz § 24 NSchG) Eschen-Bergahorn-Schluchtwald mit Bergulme | ||
− | Pinzgau (ZE) |
Uttendorf |
? | ÖBF | Innenalpen 1400–1900 |
in ESG und NPK-Pufferzone Hohe Tauern (ESG AT3210001/NP00001), in dessen Managementplan übernommen; subalpiner Silikat-Fichtenwald, Lärchenwald, Latschengebüsche | ||
− | Pinzgau (ZE) |
Neukirchen am Großvenediger |
1983–84 | ÖBF | Innenalpen 1550–1900 |
in ESG und NPK-Kernzone Hohe Tauern (ESG AT3210001/NP00001), in dessen Managementplan übernommen; subalpiner Silikat-Fichtenwald bis Zirbenwald | ||
− | Pinzgau (ZE) |
Rauris |
bis 1992[43] | ? | Innenalpen 1150–1490 |
jetzt Sonderschutzgebiet (SSG00002) des NPK und ESG Hohe Tauern (ESG AT3210001/NP00001), in dessen Managementplan übernommen; ? |
Quelle und Stand: Land Salzburg/SAGIS, 2013
- (1.3) Subkontinentale Innenalpen – Ostteil
- (2.2) Nördl. Zwischenalpen – Ostteil
- (4.1) Nördl. Randalpen – Westteil
- (7.1) Nördliches Alpenvorland – Westteil
Siehe auch
Bearbeiten- Weitere Salzburger Urwälder (im Biotopinventar zum Naturwaldreservat vorgeschlagen): Rauriser Urwald,[44] Lammertaler Urwald[45]
Literatur
Bearbeiten- Hermann Hinterstoisser: Naturwaldreservate im Land Salzburg. In: Hannes Mayer (Hrsg.): Tagungsband IUFRO-Gruppe Urwald. Gmunden 1997, S. 12–20.
- Hermann Hinterstoisser: Naturwaldreservate in Salzburg. In: Österreichische Forstzeitung, Nr. 7/1990, S. 20–22.
- Hermann Hinterstoisser: Naturwaldreservate in Salzburg. In: Wienerwaldkonferenz (Hrsg.): Naturwaldreservate, Purkersdorf 1994, S. 37–49.
Weblinks
Bearbeiten- Naturwaldreservate. In: salzburg.gv.at > Umwelt/Natur/Wasser > Naturschutz > Internationaler Naturschutz. Land Salzburg, Landespressebüro/Naturschutzabteilung, abgerufen im Jahr 2013.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Homepage des Programms Naturwaldreservate. Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft; bfw.ac.at
- ↑ Naturwaldreservate. ( des vom 15. September 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. umweltbundesamt.at
- ↑ Naturwaldreservate. ( des vom 12. November 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. lebensministerium.at
- ↑ Naturwaldreservate in Österreich. waldwissen.net
- ↑ Kurt Zukrigl: Naturwaldreservate in Österreich. In: ÖKO.L Zeitschrift für Ökologie, Natur- und Umweltschutz. 5/2, 1983, Tabelle 1 Naturwaldreservate in Österreich, S. 23 (ganzer Artikel S. 20–27, zobodat.at [PDF]).
- ↑ vgl. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Naturwaldreservate in Österreich. Schätze der Natur. Broschüre, Wien o. D., Grafik Naturwaldreservate je Bundesland – Mai 2010, S. 16 (lebensministerium.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.).
- ↑ Salzburg ist einziges Bundesland mit Naturwaldreservate-Netz. In: Land Salzburg: NaturLand Salzburg, Naturschutz-Informationsschrift, 18. Jahrgang Heft 3/2011, S. 4–5 (salzburg.gv.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.)
- ↑ meist die des nationalen Schutzgebiets, nicht der Naturwaldzelle selbst
- ↑ Geschützter Landschaftsteil 00053 Naturwaldreservat Rainberg. Salzburger Naturschutzbuch, salzburg.gv.at
- ↑ Geschützte Landschaftsteile: Naturwaldreservat Rainberg. salzburg.gv.at
- ↑ Amtsbl. 23/1986
- ↑ Geschützter Landschaftsteil 00063 Naturwaldreservat Gaisberg. Salzburger Naturschutzbuch, salzburg.gv.at
- ↑ Geschützte Landschaftsteile: Naturwaldreservat Gaisberg. stadt-salzburg.at.
- ↑ Amtsbl. 8/1988
- ↑ REK 2007 Deklaration ‚Geschützes Grünland‘. Plannummer: 2.05 Grüngürtel für den Salzburger Ballungsraum - Bereich der Stadt. ( des vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive; PDF; 2,0 MB) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. beide Salzburg stadt-salzburg.at? Stadtplanung
- ↑ Forstrechtlicher Bescheid vom 13.7.2009
- ↑ Naturdenkmal 00133 Naturwaldreservat Mitterkaser. Salzburger Naturschutzbuch
- ↑ NDM Bescheid vom 10. Mai 1976; Zahl 7.22-3638/6-1975; Bioge.Res. seit 1991
- ↑ auch Stoissen; Geschützter Landschaftsteil 00063 Naturwaldreservat Stoissen. Salzburger Naturschutzbuch
- ↑ GLT: Verordnung vom 25. September 1987; SLZ 30/87 vom 17. November 1987
- ↑ auch Roßwald; Geschützter Landschaftsteil 00065 Naturwaldreservat Roßwald. Salzburger Naturschutzbuch
- ↑ Verordnung vom 15. Jänner 1988, Zl. 4-96.525/7-1987
- ↑ Naturdenkmal 00023 Naturwaldreservat Mitterkaser. Salzburger Naturschutzbuch
- ↑ Bescheid vom 23. Februar 1933, Zahl 333-III-1933
- ↑ Geschützter Landschaftsteil 00078 Naturwaldreservat Biederer Alpswald. Salzburger Naturschutzbuch
- ↑ Verordnung vom 6. Dezember 1989
- ↑ Geschützter Landschaftsteil 00080 Naturwaldreservat Prossauwald. Salzburger Naturschutzbuch
- ↑ Verordnung vom 8. Februar 1990, Rl. 79/409
- ↑ auch Vorderweißtürchelwald; Naturdenkmal 0000241 Naturwaldreservat Vorderweisstürchlwald. Salzburger Naturschutzbuch
- ↑ Bescheid vom 6. April 1992; Zahl 4/253-551/4-1992
- ↑ Agrargemeinschaft Rauriser Waldgemeinschaft
- ↑ Geschützter Landschaftsteil 00098 Naturwaldreservat Ullnwald. Salzburger Naturschutzbuch
- ↑ Verordnung vom 28. Oktober 1993
- ↑ Geschützter Landschaftsteil 00040 Naturwaldreservat Saalach-Altarm. Salzburger Naturschutzbuch
- ↑ a b Auwald auf GP 154/1; Verordnung vom 25. Jänner 1995
- ↑ Geschützter Landschaftsteil 00109 Naturwaldreservat Hutterwald. Salzburger Naturschutzbuch
- ↑ Kundmachung 4/253-2611/2-98 vom 23. Februar 1998, Verordnung SLZ Nr. 21 vom 28. Juli 1998
- ↑ Biotopkennzahl 555080231 Lärchenwald im Oberen Wasserkar. ( des vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Salzburger Biotopkartierung.
- ↑ W. Brennsteiner: Der Laubwald im Stubachtal. In: Institut f. Waldbau, Univ. f. Bodenkultur, Wien: Urwaldreste, Naturwaldreservate und schützenswerte Naturwälder in Österreich. 1987, S. 414–443
- ↑ Ursula Moritz: Die Brutvogelfauna des Naturwaldreservats „Laubholzbestand im Stubachtal“. Eine qualitative und quantitative Bestandsaufnahme im montanen Laubwald. In: Salzburger Vogelkundl. Ber. 9, 2000, S. 20–29 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ Biotopkennzahl 570230018 Ahorn-Eschenwald 1 NO Wiedrechtshausen. ( des vom 1. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Salzburger Biotopkartierung.
- ↑ Sonderschutzgebiet 00002 Wandl-Rauris. Schutzgebietsinventar des Landes Salzburg
- ↑ LGBl.5/1992
- ↑ Rauriser Urwald. In: Salzburger Nachrichten: Salzburgwiki.
- ↑ Lammertaler Urwald. In: Salzburger Nachrichten: Salzburgwiki.