Lohsepark
Der Lohsepark ist der größte Park in der HafenCity Hamburg im Teilquartier Am Lohsepark. Er erstreckt sich vom Baakenhafen im Süden bis zum Ericusgraben im Norden und ist nach Hermann Lohse (1815–1893) benannt. Er wurde am 9. Juli 2016 eingeweiht.[1]
Der Park
BearbeitenFunktion
BearbeitenAuf seinem Gelände befand sich der Hannoversche Bahnhof. Der Lohsepark ist Naherholungspark durch seine Kombination aus Spazier-, Ruhe- und Spielfläche. Er ist auch Erinnerungsstätte durch seine Gedenkorte an die Deportation der Juden, Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1940 und 1945. Sie wurden vom Hannoverschen Bahnhof aus in Ghettos und Vernichtungslager gebracht.
Architektur
BearbeitenDer Entwurf zum Park stammt vom Büro Vogt Landschaftsarchitekten in Zürich von 2010. Der Park erstreckt sich schlauchförmig. Kennzeichnend sind geschwungene und diagonale Wege, Bänke und Spielplätze in einer 550 Meter langen und 100 Meter breiten Rasen- und Wiesenlandschaft mit Sichtachsen. Die gebogenen Stämme und Äste von Robinien, die in der Versmannstraße gefällt werden mussten, wurden als Klettergerüste installiert. Auf der 4,4 Hektar großen Fläche gibt es 500 Bäume aus 20 Baumarten, darunter heimische (Linden, Eichen, Kirsch- und Apfelbäume) und exotische (Japanischer Schnurbaum, Lebkuchenbaum). Die Parkanlage schließt im Süden ab durch eine Treppenanlage zum Baakenhafen direkt bei der HafenCity Universität Hamburg.[2] Dies war früher der Abschluss des inneren Wallrings zur Elbe hin.[3]
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Lohseplatz im Lohsepark
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Blick Richtung Norden
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Vor der Transformation waren an der Position des Parks mehrere Gewerbebetriebe untergebracht (hier 2012)
Natur
BearbeitenDer Nachbarschaftsverein Netzwerk HafenCity e. V. fordert mehr Grün für das Gebiet HafenCity und im Besonderen für bisher unbebaute Gebiete am Lohsepark. Nachdem Gruner + Jahr seine Baupläne für die im Nordosten an den Lohsepark angrenzenden Gebiete, auf denen der in Anhang IV der FFH-Liste aufgeführte und europaweit streng geschützte Nachtkerzenschwärmer gefunden worden war[4], 2021 aufgegeben hatte[5], fordert der Verein den Schutz des Schmetterlings sowie insgesamt „mehr Klimaschutz und mehr Grün“. Das Gebiet solle „als Park, als Brache, als Natur“ belassen werden,[6] eine Forderung, die auf die naturnahe Vergrößerung des Parks zielt.
Gedenkorte und Gedenken
BearbeitenBahnsteig 2
BearbeitenIm nördlichen Teil des Parks wurde der ehemalige Vorplatz des Hannoverschen Bahnhofs zu einem 1000 Quadratmeter großen Platz gestaltet. Von dort führt die „Fuge“, eine mit Eisenbahnschotter markierte und dem Wildwuchs überlassene Trasse, entlang des historischen Gleisverlaufs südostwärts zu dem unter Denkmalschutz stehenden Relikt des Bahnsteigs 2. Von diesem Bahnsteig wurden zwischen 1940 und 1945 in 20 Eportationszügen 8071 Juden, Sinti und Roma deportiert. Der erste Zug transportierte am 20. Mai 1940 mehr als 900 Sinti und Roma in das Arbeitslager Belzec bei Lublin. Der letzte Zug fuhr am 14. Februar 1945 ab. Deportiert wurden auch mehr als 1000 „politische Gegner“ in die Strafdivision 999.[7][8] Gedenktafeln mit den Namen der 7741 bekannten Deportierten weisen auf ihr Schicksal hin.[9] An der Westseite des Lohseplatzes wird im Erdgeschoss eines Büro- und Hotelgebäudes auf rund 800 Quadratmeter ein Dokumentationszentrum „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ eingerichtet. Es dokumentiert das Schicksal der aus Hamburg und Norddeutschland deportierten Bürger und integriert die Dokumentation „In den Tod geschickt“.[10][11][12] Ein Info-Pavillon am Vorplatz des ehemaligen Hannoverschen Bahnhof liefert bereits seit Ende 2013 Informationen, bis das Informations- und Dokumentationszentrum eröffnet wird.[13]
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Denkmaltafel Lohsepark/Hannoverscher Bahnhof
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„denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ im Lohsepark: „Fuge“, historischer Gleisverlauf vom Vorplatz des Bahnhofs bis zum Bahnsteig
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Alte Gleise am ehemaligen Bahnsteig, die an den Hannoverschen Bahnhof und die nationalsozialistischen Gräuel erinnern
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Eine der Tafeln mit Namen von Opfern des Nationalsozialismus, die vom Hannoverschen Bahnhof in Hamburg abtransportiert wurden, oft in den Tod
ÖPNV-Anbindung
BearbeitenVon Süden her ist der Park an die U-Bahn-Station HafenCity Universität der Linie U4[14] und der Buslinie 111 angebunden. Der nördliche Teil wird durch die Bushaltestelle Koreastraße der Linie 111 sowie peripher durch die Stationen Meßberg (Fußweg über Wandrahmsteg) und Steinstraße (Fußweg über Oberhafenbrücke) der Linie U1 erschlossen. Die U-Bahnen verkehren am Wochenende (Nächte Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag) sowie Nächte vor Feiertagen durchgehend im 20-Minuten-Takt, in den Nächten vor montags bis freitags verkehrt die Nachtbuslinie 602 stündlich von der Haltestelle Oberhafenbrücke nordöstlich des Lohseparks.
Weblinks
Bearbeiten- Behörde für Umwelt und Energie: HafenCity, Lohsepark
- Am Lohsepark: Zentrales grünes Stadtquartier mit Geschichte bei hafencity.com
- Lohsepark bei Hamburg Tourismus
- Marc-Oliver Rehrmann: Hafencity: Was hat der Lohsepark zu bieten? In: NDR.de vom 9. Juli 2016 ( vom 11. März 2017 im Internet Archive)
- Florian Bunes: Das grüne Herz der HafenCity · Das kann Hamburgs neuer Park. In: Hamburger Morgenpost vom 9. Juli 2016 ( vom 11. Juli 2016 im Internet Archive)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hannoverscher Bahnhof: Eröffnung des Lohseparks. hamburg.de, archiviert vom am 14. August 2020; abgerufen am 24. September 2021.
- ↑ Ein neuer Park für alle. In: CJ Projektmanagement Hamburg GmbH (Hrsg.): HSH Nordbank Run 2016 in der HafenCity, S. 14/15.
- ↑ Oliver Schirg: Ein grünes Herz für die HafenCity. In: Hamburger Abendblatt vom 8. Juli 2016, S. 11.
- ↑ Hamburger Abendblatt: Streit um Schmetterling und Neubau von Gruner + Jahr vom 10. April 2021
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Gruner+Jahr zieht nicht in den Hafen
- ↑ Netzwerk HafenCity: Wir haben demonstriert
- ↑ Gedenkstätte für deportierte Juden, Roma und Sinti. In: Lübecker Nachrichten vom 11. Mai 2017, S. 6.
- ↑ Insa Gall: Erinnerung an 8000 deportierte Menschen. In: Hamburger Abendblatt, 18. Februar 2020, S. 11.
- ↑ Gedenkort an NS-Opfer wird am 10. Mai eingeweiht. In: Hamburger Abendblatt vom 19. April 2017, S. 16; Autorenkürzel M. G.
- ↑ Kulturbehörde Hamburg: Programm. Einweihung des Gedenkortes denk.mal Hannoverscher Bahnhof, 10. bis 16. Mai 2017. Faltblatt 2017.
- ↑ HafenCity Hamburg: denk.mal Hannoverscher Bahnhof. Geschichte sprechen lassen. Infokarte von ca. 2017.
- ↑ Erinnern an die Deportierten aus Hamburg 1940 bis 1945
- ↑ Info-Pavillon denk.mal Hannoverscher Bahnhof. Faltblatt von etwa 2017.
- ↑ Neue U-Bahn U4: hamburg.de: Im Winter geht’s los! ( des vom 19. September 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Koordinaten: 53° 32′ 32,1″ N, 10° 0′ 18,5″ O