Lokalbahn Mürzzuschlag–Neuberg

Die Lokalbahn Mürzzuschlag–Neuberg war eine normalspurige Nebenbahn in der Steiermark in Österreich. Sie verlief von Mürzzuschlag an der Südbahn nach Neuberg an der Mürz im oberen Mürztal und war vor allem durch den Güterverkehr zu einem großen Sägewerk der Österreichischen Bundesforste in Neuberg geprägt.

Lokalbahn Mürzzuschlag–Neuberg
Triebwagen Reihe 5047 in Neuberg Ort (1991)
Triebwagen Reihe 5047 in Neuberg Ort (1991)
Streckennummer:ex 159 01
Kursbuchstrecke (ÖBB):ex 53
Streckenlänge:12,452 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Strecke
Südbahn von Wien Südbahnhof
Bahnhof
0,000 Mürzzuschlag 681 m
Abzweig ehemals geradeaus und nach links
Südbahn nach Spielfeld-Straß
Brücke über Wasserlauf (Strecke außer Betrieb)
1,577 Mürz
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
2,154 Eichhorntal
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
3,815 Kohleben 688 m
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
6,589 Kapellen 702 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
8,380 Hirschbachbrücke 712 m
Abzweig geradeaus und von links (Strecke außer Betrieb)
9,380 Anschlussbahn Veitscher Magnesitwerke
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
9,994 Arzbach 716 m
Brücke über Wasserlauf (Strecke außer Betrieb)
11,276 Veitschbach
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
11,422 Neuberg an der Mürz 731 m
Abzweig geradeaus und nach links (Strecke außer Betrieb)
12,174 Anschlussbahn Österreichische Bundesforste
Betriebs-/Güterbahnhof Streckenende (Strecke außer Betrieb)
12,452 Neuberg Ort

Geschichte

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Bau und Betrieb

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Bahnhof Neuberg an der Mürz um 1900

Mit Gesetz vom 12. März 1876 wurde die formalrechtliche Grundlage für den Bau einer normalspurigen Locomotiv-Eisenbahn auf Staatskosten von Mürzzuschlag im Anschlusse an die Südbahn nach Neuberg geschaffen.[1] Die Bahn war als Secundärbahn herzustellen, auf welcher u. a. die Züge mit einer Geschwindigkeit von höchstens 15 Kilometer per Stunde zu verkehren haben.[1]

Die Lokalbahn (Länge: 12,3 km[2]) wurde am 1. Dezember 1879 eröffnet[2], am 27. August selben Jahres von der k. k. privilegierten Südbahngesellschaft übernommen[3], kam ab 1. Januar 1889 in die eigene Regie des Staatsbetriebes[4] und wurde zuletzt von den ÖBB unterhalten. Der k.k. Hofzug befuhr die Strecke regelmäßig, wenn Kaiser Franz Joseph I. in sein Jagdschloss Mürzsteg reiste.

Bedeutend war vor allem der Güterverkehr zu einem großen Sägewerk der Österreichischen Bundesforste in Neuberg sowie bis zu dessen Schließung im Jahr 1924 der Verkehr für das Neuberger Hüttenwerk der Österreichisch-Alpine Montangesellschaft.

Bereits im Jahr 1981 hatte man seitens der Gemeinde Neuberg die Idee einer ortsnäheren Haltestellen nahe der Kuhhörndlbrücke, allerdings konnte erst zu Beginn des Sommerfahrplans 1985 die neue Haltestelle „Neuberg Ort“ in Betrieb genommen werden.[5]

Am 29. Mai 1987 verkehrte zum letzten Mal das GmP-Zugpaar 80955/80956 mit der Diesellok 2062.050 zwischen Mürzzuschlag und Neuberg Ort. Zwei Tage später wurde die Strecke auf Zugleitbetrieb ohne Funk umgestellt, wodurch eine Besetzung der Bahnhöfe Kapellen und Neuberg nicht mehr notwendig war.[6]

 
Sonderzug mit Lok der Reihe 91 im Bahnhof Neuberg.

In den letzten Jahren vor der Einstellung wurde noch ein Taktverkehr mit Triebwagen der Reihe 5047 im sparsamen Einmannbetrieb (Schaffnerlose Fahrt, der Lokführer verkauft auch Fahrscheine) eingeführt, diese Maßnahmen konnten jedoch die Einstellung des Betriebes und den Ersatz der Verkehrsverbindung durch Postautobusse nicht abwenden.

Am 6. Juli 1996 erfolgte die Einstellung des Personenverkehrs, am 31. Dezember 2000 die Gesamteinstellung.

Obwohl seit der Stilllegung mehrmals eine Wiederaufnahme des Güterverkehrs durch private Betreiber im Gespräch war, wurde Ende 2007 von den ÖBB der Antrag zur endgültigen Einstellung der Strecke beim Verkehrsministerium eingebracht.

Im Oktober 2009 kaufte das Land Steiermark die stillgelegte Trasse, um von Mürzzuschlag einen Radweg nach Neuberg zu errichten.[7] Die Ausführungsarbeiten (Baukosten 780.000 Euro) begannen im September 2010 durch eine im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag ansässige Firma.[8][9] Ende 2010 war die Asphaltierung abgeschlossen,[10] und am 19. Juni 2011 wurde der neue Radweg eröffnet.[9]

Im Herbst 2009 erwarb die Gemeinde Neuberg das historische, unter Denkmalschutz stehenden dortige Bahnhofsgebäude, unter anderem mit dem Ziel, der Öffentlichkeit den kaiserlichen Wartesaal zugänglich zu erhalten.[11]

Fahrzeugeinsatz

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Zu Beginn wurden der betriebsführenden Südbahngesellschaft seitens der Staatsverwaltung die Dampflokomotiven kkStB 97.24 und 97.25 sowie sechs Personenwagen (2. Klasse und 3. Klasse) zur Verfügung gestellt. Die Güterwagen mussten von der Südbahn selbst gestellt werden. In den darauffolgenden Jahren waren verschiedene Loks der Reihe 97 in Mürzzuschlag stationiert die ab dem Jahr 1930, aufgrund der Neubeschaffung der neuen Lokomotiven der Reihe 378, durch Maschinen der Reihen kkStB 99 und 199 (im Jahr 1953 umbezeichnet in 91) ersetzt wurden und danach jahrzehntelang auf der Strecke im Einsatz standen.

Am 21. Februar 1972 endete der Dampfbetrieb mit den Maschinen 91.44, 91.107 und 91.109. Die Züge wurden danach mit Diesellokomotiven der Reihen 2060 und 2062 bespannt.[12] Mit dem Sommerfahrplan 1981 konnte die Streckenhöchstgeschwindigkeit von 30 km/h auf 50 km/h angehoben werden.[13] Neben einer Fahrzeitverkürzung von bis zu 9 Minuten wurde auch der Komfort durch den Einsatz von Dieseltriebwagen der Reihe 5044 verbessert, die bis April 1987 auf der Strecke verkehrten. Der Personenverkehr wurde danach im 0:0-Betrieb (ohne Zugsführer) mit den Schienenbussen der Reihe 5081 abgewickelt.[14]

In den letzten Betriebsjahren verkehrten Triebwagen der Baureihe ÖBB 5047.

Verlängerungsprojekte

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Geplante Verlängerungstrasse Kernhof–Terz–Mürzsteg–Neuberg sowie Terz–Maria Zell 1899 kartografiert.

Bereits bei Eröffnung der Bahn dürfte deren Verlängerung bis zu dem in über 60 km Fahrdistanz gelegenen Ort Freiland (Anschluss an die Traisentalbahn) geplant gewesen sein, da im Sommer 1881 von der bereits erfolgten, von allen Anrainergemeinden begrüßten Streckentracierung berichtet wurde.[15]

1888 bestand das auf Gesetzesbasis betriebene Vorhaben des Baus einer zur Leobersdorfer Bahn gehörenden Zweigstrecke, und zwar der Verlängerung der Traisentalbahn Kernhof–Terz–Mürzsteg–Neuberg. Nach 1918 plante man für dieses Vorhaben sogar die Untertunnelung des Göller-Massivs.[16][Anm. 1] Wäre diese Flügelbahn in Gänze errichtet worden (oder auch die geplante schmalspurige[17] Verbindung Mariazell–Niederalpl–Neuberg)[18], hätte zwischen St. Pölten und Mürzzuschlag eine nahezu gradlinige, etwa 100 km lange Nord-Süd-Verbindung bestanden. Eine solche mit mehr oder minder reicher Verzweigung ausgestattete Linie Tulln–St. Pölten–Mürzzuschlag war schon vor dem Bau der Leobersdorfer Bahn als eines von deren (West- und Südbahn verbinden wollenden) Konkurrenzprojekten im Gespräch gewesen, dito die Linie St. Pölten–Mürzzuschlag, um welche sich vom Jahre 1870 an insbesondere die Consortien Baron Korb-Weidenheim und Moriz Ritter von Trebersburg, dann Ernst Graf Hoyos-Sprinzenstein und Dr. Hermann Rössler sowie Emil Seybel und Victor Ritter von Ofenheim bewarben[19] und die nach Baubeginn im Frühjahr 1871 (ohne Beanspruchung einer Staatssubvention) im Herbst 1872 hätte vollendet sein sollen.[20] Durch den Gründerkrach 1873 war das Projekt über Jahre hinweg nicht mehr spruchreif.[21]

Im Juli 1926 konstituierte sich im Rathaus von Mariazell ein zehngliedriger Eisenbahnausschuss, dem die Aufgabe überantwortet wurde, alle Vorarbeiten für den Bau der Bahn Neuberg–Mariazell–Kernhof zu leisten, insbesondere die Ausstellung einer Vorkonzession umgehend zu betreiben.[22] Das Projekt[23] war bis nach der Weltwirtschaftskrise 1929 Gegenstand parlamentarischer Initiativen[21] und wurde in der Öffentlichkeit entsprechend wahrgenommen.

Literatur

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  • Für die Strecken: St. Pölten – Leobersdorf, Leobersdorf – Gutenstein, Scheibmühl – Kernhof (Mariazell), Neuberg – Mürzzuschlag. Illustrirter Führer auf den k.k. österreichischen Staatsbahnen, Band 11. 3. Auflage. Steyrermühl, Wien 1900, OBV.
  • Erich Nährer: Unsere Neubergerbahn. 1879-2000. Sutton-Verlag, Erfurt 2020, ISBN 978-3-96303-276-9
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Commons: Lokalbahn Mürzzuschlag–Neuberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • wieslein: Die Neubergerbahn. In: Arbeitsgemeinschaft Drehscheibe e. V.: drehscheibe-foren.de. 15. Dezember 2012, abgerufen am 29. Juli 2013.
  • Die Neubergerbahn auf youtube.com
  • Fotos nach dem Abriss

Einzelnachweise

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  1. a b RGBl. 1876/41. In: Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder, Jahrgang 1876, S. 99 f. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rgb
  2. a b Geschichte der Eisenbahnen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Band: 1,2. Karl Prochaska, Wien 1898, S. 248
  3. Geschichte der Eisenbahnen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Band: 1,2. Karl Prochaska, Wien 1898, S. 257
  4. Geschichte der Eisenbahnen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Band: 1,2. Karl Prochaska, Wien 1898, S. 382
  5. Eisenbahn Nr. 8, 1985, S. 150
  6. Peter Wegenstein: Daten zur Geschichte der Österreichischen Eisenbahnen In: Schienenverkehr Aktuell Nr. 6, 1988, S. 10
  7. Neubergerbahn: Ankauf erledigt (Memento vom 1. Oktober 2014 im Internet Archive). In: kleinezeitung.at, 16. Juni 2009, abgerufen am 23. März 2011,
    Radweg ist „auf Schiene“ (Memento vom 4. August 2012 im Webarchiv archive.today). In: kleinezeitung.at, 17. Juli 2009, abgerufen am 23. März 2011.
  8. Die Bauarbeiten gehen los (Memento vom 12. Juli 2012 im Webarchiv archive.today). In: kleinezeitung.at, 3. September 2009, abgerufen am 23. März 2011.
  9. a b Mürzzuschlag – Neuberg: Aus Nebenbahn wurde Edel-Radweg. In: graz.radln.net, ARGUS Steiermark, 20. Juni 2011, abgerufen am 29. Juli 2013.
  10. Langlaufen auf dem neuen Radweg (Memento vom 6. September 2012 im Webarchiv archive.today). In: kleinezeitung.at, 7. Jänner 2011, abgerufen am 23. März 2011.
  11. Alter Bahnhof wieder neu (Memento vom 3. September 2012 im Webarchiv archive.today). In: kleinezeitung.at, 5. Oktober 2011, abgerufen am 23. März 2011.
  12. Horst Knely und Alfred Horn: Die Entstehungsgeschichte der Mürzzuschlag-Neuberger Bahn. In: Eisenbahn. Heft Nr. 6/1979, ISSN 0013-2756, ZDB-ID 162227-4, S. 101–102.
  13. Triebwagen auf der Lokalbahn Mürzzuschlag–Neuberg. In: Eisenbahn. Heft Nr. 4/1981, ISSN 0013-2756, ZDB-ID 162227-4, S. 69
  14. Austria-Chronik. In: Eisenbahn. Heft Nr. 6/1987, ISSN 0013-2756, ZDB-ID 162227-4, S. 108
  15. Eisenbahn- und Verkehrsnachrichten. (…) Eisenbahn Neuberg–Schrambach. In: Oesterreichische Touristen-Zeitung, Jahrgang 1881, Heft Nr. 5, 1. September 1881 (I. Jahrgang), S. 54, Mitte rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/otz
  16. RGBl. 1888/109. In: Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, Jahrgang 1888, S. 376 f. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rgb
  17. Antrag der Eisenbahncommission des Herrenhauses. Gesetz vom …, betreffend die im Jahre 1894 sicherzustellenden Localbahnen (…) Artikel II. In: 388 der Beilagen zu den stenographischen Protokollen des Herrenhauses, Jahrgang 0011, XI. Session, S. 12. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sph
  18. Verkehrswesen. Localbahn Neuberg–Mariazell. In: Oesterreichische Touristen-Zeitung, Jahrgang 1894, Nr. 5/1894 (XIV. Jahrgang), S. 53, unten links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/otz
  19. Geschichte der Eisenbahnen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Band: 1,2. Karl Prochaska, Wien 1898, S. 187.
  20. Aus der Geschäftswelt. (…) Verbindung der Südbahn mit der Westbahn. In: Morgen-Post, Nr. 311/1870 (XX. Jahrgang), 10. November 1870, S. 5 (unpaginiert) Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mop
  21. a b (Hans) MüllnerHohes Haus! (…). In: Stenographisches Protokoll. 114. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich, 17. Dezember 1929, Jahrgang 0005, III. Gesetzgebungsperiode, S. 3236 ff. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/spe
  22. Der Eisenbahnbau Neuberg–Mariazell–Kernhof. In: Die Neue Zeitung, 14. Juli 1926, S. 3, unten links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nzg
  23. Das Bahnbauprojekt Neuberg–Mariazell–Kernhof. In: Wiener Zeitung, Nr. 141/1930 (CCXXVII. Jahrgang), 21. Juni 1930, S. 7, Spalte 1 f. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz

Anmerkungen

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  1. Siehe: Peter Melichar et al. (Hrsg.): Wirtschaft. Niederösterreich im 20. Jahrhundert, Band 2. Böhlau, Wien 2008, ISBN 978-3-205-78246-9, S. 54, online.