Louis Georges Neumann

französischer Entomologe (1846-1930)

Louis Georges Neumann (geboren am 22. Oktober 1846 in Paris; gestorben am 28. Juni 1930 in Saint-Jean-de-Luz, Département Pyrénées-Atlantiques) war ein französischer Veterinärmediziner, Entomologe, Acarologe und Parasitologe. Mit mehr als einhundert Erstbeschreibungen von Zecken und einer großen Anzahl acarologischer Publikationen ist er einer der bedeutendsten Parasitologen der Medizingeschichte.

Louis Georges Neumann, um 1908
Am Arbeitsplatz in der École nationale vétérinaire de Toulouse, um 1900

Louis Georges Neumann war früh verwaist. Nach einem Studium der Veterinärmedizin trat er als Veterinär in die französische Armee ein und diente in der Kavallerieschule in Saumur. 1878, mit 32 Jahren, wurde er zunächst Dozent und 1880 Professor an der École nationale vétérinaire de Toulouse, wo gerade ein Lehrstuhl für medizinische Naturgeschichte eingerichtet worden war. Zunächst war Neumann mit der Helminthologie befasst, wandte sich aber bald den Gliederfüßern zu. Er wurde rasch eine anerkannte Autorität für Menschenläuse, Kieferläuse und Schildzecken. Im Bereich der Schildzecken wurde er zum weltqeit führenden Experten. Forscher aus der ganzen Welt kamen nach Toulouse, um mit Neumann zu arbeiten und seine Zeckensammlung zu studieren.[1][2][3]

Die zahlreichen naturwissenschaftlichen Forschungsreisen an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert sammelten große Mengen biologischer Proben. Soweit es sich dabei um Zecken handelte, war Neumann häufig der Adressat der Ausbeute, dem die Identifizierung bekannter und die Beschreibung neuer Arten anvertraut wurden. So bearbeitete er die Parasiten der Belgica-Expedition unter Adrien de Gerlache de Gomery (1897–1899), der vierten und fünften französischen Antarktisexpedition unter Jean-Baptiste Charcot (1903–1905 und 1908–1910) und der drei Expeditionen von John Stanley Gardiner zum Indischen und Pazifischen Ozean (1897–1909). Neumann führte einen regen Austausch von Informationen und Belegexemplaren. Die Holotypen der von Neumann beschriebenen Arten befinden sich überwiegend in der Sammlung der École nationale vétérinaire de Toulouse, aber aufgrund seiner Tauschtätigkeit mit Kollegen wie George H. F. Nuttall verfügt das Natural History Museum in London über zahlreiche Lektotypen.[1][4]

Fast am Anfang von Neumanns Publikationstätigkeit steht seine 1888 erschienene Monografie über die Parasitosen der Nutztiere, die bereits 1892 in einer zweiten Auflage und wiederholt in englischer Übersetzung erschien. Sie wurde 1909 und 1914 durch Bände über die Parasiten des Geflügels und von Hund und Katze ergänzt. 1896 veröffentlichte Neumann die Biographies Vétérinaires, ein biografisches Lexikon zur Geschichte der Veterinärmedizin. Als Neumanns wichtigstes Werk erschien zwischen 1896 und 1901 seine Revision de la famille des Ixodidés. Von 1902 bis 1908 ergänzte Neumann dieses Werk mit sieben Notes sur les Ixodidés. Einen weiteren Höhepunkt unter Neumanns Veröffentlichungen stellt die 1911 erschienene 26. Lieferung des Sammelwerks Das Tierreich dar, in der er die Ixodidae (Schildzecken) behandelt. Neumann war nicht nur ein akribischer Beobachter und Taxonom, sondern auch ein hervorragender Zeichner. Sowohl die Porträts in seinen Biographies Vétérinaires als auch die Zeichnungen in seinen Erstbeschreibungen und anderen zoologischen Veröffentlichungen fertigte er selbst an.[1][2]

Neben seinem Kollegen Alcide Railliet, einem Helminthologen, war Neumann eine der beiden prägenden Persönlichkeiten der französischen Parasitologie des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Beide gelten als Begründer der veterinärmedizinischen Parasitologie in Frankreich. Neumann wurde 1914 emeritiert. Er war Mitglied der Académie nationale de médecine und wurde am 17. Juni 1918 als korrespondierendes Mitglied in die Académie des sciences gewählt.[1][2][3]

Dedikationsnamen

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Entgegen den Angaben in der Literatur[3] wurden die Gattungen Neumanniella Michaelsen, 1903 und Neumanniona Michaelsen, 1935, zwei Gattungen von Wenigborstern der Familie Eudrilidae, nicht nach Louis Georges Neumann, sondern nach dem deutschen Ornithologen und Mammalogen Oscar Neumann benannt.[8][9]

Erstbeschreibungen durch Louis Georges Neumann (Auswahl)

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Veröffentlichungen (Auswahl)

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Commons: Louis Georges Neumann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Ian Humphery-Smith et al.: Parasitology in France: The Past. In: Parasitology Today 1990, Band 6, Nr. 7, S. 217–224, doi:10.1016/0169-4758(90)90198-D.
  2. a b c Maurice Langeron: Georges Neumann (1846-1930). In: Annales de Parasitologie 1930, Band 8, Nr. 5, S. 569–570, doi:10.1051/parasite/1930085569.
  3. a b c Louis Touratier: History of Veterinary Parasitology in France. In: Veterinary Parasitology 1989, Band 33, Nr. 1, S. 45–63, doi:10.1016/0304-4017(89)90092-7.
  4. James E. Keirans: George Henry Falkiner Nuttall and the Nuttall Tick Catalogue. United States Department of Agriculture, Agricultural Research Service Miscellaneous Publication No. 1438. Government Printing Office, Washington D.C. 1985, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dgeorgehenryfalki1438keir~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn15~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  5. Costantino Ribaga: Acari sudamericani. In: Zoologischer Anzeiger 1902, Band 25, Nr. 675, S. 502–508, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dzoologischeranze25deut~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn522~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  6. Heinrich Fahrenholz: Zur Nomenklatur einiger Anopluren-Arten. II. In: 5. bis 10. Jahresbericht des Niedersächsischen zoologischen Vereins. Band 31, Nr. 5–10, 1919, S. 22–27, (zobodat.at [PDF]).
  7. Jane Brotherton Walker: Two new species of ticks from southern Africa whose adults parasitize the feet of ungulates: Rhipicephalus lounsburyi n.sp. and Rhipicephalus neumanni n.sp. (Ixodoidea, Ixodidae). In: Onderstepoort Journal of Veterinary Research 1990, Band 57, Nr. 1, S. 57–75, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Frepository.up.ac.za%2Fbitstream%2Fhandle%2F2263%2F41468%2F8walker1990.pdf%3Fsequence%3D1~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  8. Wilhelm Michaelsen: Die Oligochäten Nordost-Afrikas. In: Zoologische Jahrbücher. Abtheilung für Systematik, Geographie und Biologie der Thiere 1903, Band 18, S. 435–556, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dzoologischejahrb18jena~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn511~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  9. Wilhelm Michaelsen: Oligochäten von Belgisch-Kongo. In: Revue de Zoologie et de Botanique Africaines 1935, Band 27, S. 33–95, ZDB-ID 419446-9.