Louis van Beethoven (Film)

Film von Nikolaus Stein von Kamienski (2020)

Louis van Beethoven ist ein deutsch-österreichisch-tschechischer Fernsehfilm aus dem Jahr 2020 von Nikolaus Stein von Kamienski mit Tobias Moretti, Anselm Bresgott und Colin Pütz als Ludwig van Beethoven in unterschiedlichem Lebensalter, der im Auftrag von Degeto, WDR und ORF produziert wurde.[2] Premiere des Historienfilms war am 27. Oktober 2020 bei den 42. Biberacher Filmfestspielen, wo die Produktion als Eröffnungsfilm gezeigt wurde.[3] Im ORF wurde der Film im Rahmen eines Programmschwerpunkts zum 250. Geburtstag Beethovens am 23. Dezember 2020 erstmals gezeigt.[4][5][6] Das Erste strahlte den Film am 25. Dezember 2020 im deutschen Fernsehen aus.[7] In der ARD-Mediathek wurde der Film bereits am 17. Dezember 2020 veröffentlicht.[8]

Film
Titel Louis van Beethoven
Produktionsland Deutschland, Österreich, Tschechien
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2020
Länge 120 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Nikolaus Stein von Kamienski
Drehbuch Nikolaus Stein von Kamienski
Produktion Ernst Ludwig Ganzert
Kamera Arthur W. Ahrweiler
Schnitt Jan Henrik Pusch
Besetzung

Handlung

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Der Film erzählt Ausschnitte aus dem Leben des Komponisten Ludwig van Beethoven, der in Familienkreisen Louis genannt wird. Seine Geschichte ist eingebettet in eine Rahmenhandlung, in der Beethoven 1826 kurz vor seinem Tod mittlerweile gehörlos ist und auf dem Gut Wasserhof seines Bruders Johann und dessen Frau Therese Unterschlupf für seinen selbstmordgefährdeten Neffen Karl sucht. Trotz seiner großen musikalischen Erfolge hadert Beethoven mit sich selbst, weil sein spätes Werk einige Zeitgenossen überfordert. Er blickt auf sein Leben und nicht ergriffene Gelegenheiten zurück. Der Film konzentriert sich dabei in mehreren Rückblenden des alten Beethoven auf seine jungen Jahre.

Der achtjährige Louis van Beethoven wächst in Bonn auf und gilt als musikalisches Wunderkind. Nachdem Versuche seines Vaters Jean, den jungen Louis zu unterrichten, scheitern, nehmen ihn Christian Gottlob Neefe sowie der Schauspieler und Sänger Tobias Pfeiffer unter ihre Fittiche. Beim jungen Beethoven wird ein freiheitsliebender Geist erweckt. Er will unabhängig sein und nur der Kunst dienen. In einem ersten kurzen Aufenthalt in Wien begegnet er 1787 Wolfgang Amadeus Mozart in einer Zeit politischer Umbrüche, die in der Französischen Revolution gipfeln. Ludwig muss einige familiäre Schicksalsschläge erdulden und kann die Liebe der jungen Adligen Eleonore von Breuning – Tochter seiner Ziehmutter Helene von Breuning – nicht erwidern. Im Winter 1792 zieht er nach Wien, um bei Joseph Haydn zu lernen.[2][4] Die Jahre von 1792 bis 1826 werden im Film hingegen nicht behandelt, wenngleich auch Musik aus dieser Zeit als Begleitung der Handlung zu hören ist.

Produktion und Hintergrund

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Einer der Drehorte: Schloss Arff

Die Dreharbeiten fanden vom 29. September bis zum 16. November 2019 statt. Gedreht wurde in Tschechien und Nordrhein-Westfalen.[7][4] Drehorte waren unter anderem das Schlosstheater Český Krumlov[9] und Schloss Arff[10] bei Köln sowie Prag und Telč.[11]

Produziert wurde der Film von der deutschen Eikon Media GmbH (Produzent Ernst Ludwig Ganzert) in Koproduktion mit der ARD Degeto, dem WDR und dem ORF. Als Service-Produzent agierte die tschechische Maya Production. Gefördert wurde die Produktion von der Film- und Medienstiftung NRW und vom Tschechischen Filmfonds.[2][12][4]

Die Kamera führte Arthur W. Ahrweiler. Für das Kostümbild zeichnete Veronika Albert verantwortlich, für das Szenenbild Benedikt Herforth, für Ton und Tongestaltung Robert Keilbar und Kirsten Kunhardt, für die Maske Linda Eisenhamerová und für das Casting Anja Dihrberg und Patrick Dreikauss.[7]

Musikalischer Leiter war der Dirigent David Marlow.[13] Um die Atmosphäre von Beethovens Ära wiederzugeben, wurden für den Film einige Nachbauten historischer Hammerklaviere aus der Werkstatt von Paul McNulty verwendet.

Streichquartette
Klaviersonaten
Sonstige

Rezeption

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Die Erstausstrahlung im Ersten am 25. Dezember 2020 sahen 3,28 Millionen Zuschauer, der Marktanteil betrug 10,6 Prozent.[14]

Thomas Gehringer von tittelbach.tv befand, dass Louis van Beethoven alles andere als ein langweiliger Jubiläums-Lehrfilm sei, sondern intelligent und zum Teil mitreißend vom Leben des Musikers erzähle. Eine erstklassige Besetzung, ein eindrucksvoller Jung-Pianist (Colin Pütz), prächtige Kulissen und Kostüme und die Musik würden diesen Film zu einem echten Weihnachts-Highlight machen.[9]

Wolfgang Höbel bezeichnete den Film auf Spiegel Online als „Ausstattungsfest“ mit vielen geschnürten Miedern und prachtvollen Aristokratenröcken, hübsch ausgeleuchteten fürstlichen Konzertsälen und bierdampfenden Kneipen. Er schreibt allerdings in der Überschrift, dass hinter dem Prunk nicht viel stecke. Der Film wäre sichtlich ein Spaß für viele der Schauspieler, die sich halb komisch und halb lächerlich in rheinischen Dialekten versuchen oder wild herumsächseln. Immerzu bemühe sich dieser zwischen seinen drei Zeitebenen hin und her hüpfende Film um ein kraftvolles, saftiges und laut rumpelndes Porträt des Künstlers und seiner Wegbegleiter. Die innere Not des Helden, sein Aufbegehren gegen ständische Regeln und Aristokratenmacht, das Erwachen seines künstlerischen Eigensinns bleiben in all der krawalligen Opulenz allerdings ziemlich blasse Behauptungen.[15]

Jan Brachmann dagegen lobte in der FAZ den Film als „kurze filmische Fuge“, in der „das Fernsehen sich und uns etwas“ zutraue. Der Regisseur Niki Stein setze „Räume und Zeiten, Leben und Kunst, Musik und Bilder zueinander in vielfachen Kontrapunkt“. Unter all diesen Bildern, die im biographischen Zeitraum eines halben Jahrhunderts hin und her springen, liege „die gleiche Musik: die Große Fuge B-Dur op. 133 für Streichquartett neben der Schlussfuge der „Hammerklaviersonate“ die größte Zumutung, die Beethoven seinen Hörern und Spielern hinterlassen hat“.[16]

Judith von Sternburg urteilte in der Frankfurter Rundschau, dass „Niki Steins Film etwas ausprobiere“ und auf das eine verzichte und sich das andere erlaube. Stein erzähle „vom Anfang und vom Ende, es fehlt der komplette Mittelteil – das gesamte Leben in Wien, 35 Jahre, die Karriere, der Ruhm, die schicksalshafte Ertaubung und der Kampf dagegen, die Frauen, Napoleon, die Entstehung, Aufführung, Rezeption des Werks, also gewissermaßen alles –, und dass man ihn vermisst“. Dies spräche „unbedingt für die Produktion, die zum Beispiel wir uns sofort auch als Zweiteiler angesehen hätten. Als Dreiteiler, als Vierteiler“. Insbesondere im Mittelteil würden sich Schwächen zeigen, so „die größte und vielleicht unglücklichste Freiheit [...]. Dass Eleonore von Breuning die große und letztlich einzige Liebe Beethovens gewesen sei [...], versimpelt Kompliziertes“. Dass Beethoven zu Prostituierten ging, „weil er auf die Frau seiner Träume aus Standesgründen verzichten musste“, sei dagegen ein Klischee, das der Film nicht nötig gehabt hätte.[17]

Helmut Mauro beschreibt den Film in der Süddeutschen Zeitung als Weihnachtsrührstück. Der Film destilliere die Frage, was es bedeute genial zu sein, aus gängigen Klischees und schöpfe damit Stereotype ab.[18]

Auszeichnungen und Nominierungen

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Romyverleihung 2021

  • Nominierung in der Kategorie Beste Produktion (Niki Stein, Ernst Ludwig Ganzert)[19]

Deutsche Akademie für Fernsehen 2021[20][21]

  • Nominierung in der Kategorie Maskenbild (Linda Eisenhamerová)
  • Auszeichnung in der Kategorie Tongestaltung (Robert Keilbar, Kirsten Kuhnhardt und Matthias Lempert)[22]
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Einzelnachweise

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  1. Freigabebescheinigung für Louis van Beethoven. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 201896/V).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. a b c "Louis van Beethoven" (AT): Dreharbeiten für das fiktionale Fernsehereignis im Ersten anlässlich des Beethovenjahres 2020. In: presseportal.de. 12. November 2019, abgerufen am 20. September 2020.
  3. 42. Biberacher Filmfestspiele: Beethoven zur Eröffnung. In: donau3fm.de. 16. September 2020, abgerufen am 20. September 2020.
  4. a b c d Moretti, Bresgott und Pütz sind „Louis van Beethoven (AT)“. In: ots.at. 12. November 2019, abgerufen am 20. September 2020.
  5. Moretti, Bresgott und Pütz sind „Louis van Beethoven (AT)“. In: ORF.at. Abgerufen am 20. September 2020.
  6. „Vienna Blood“: ORF-Generaldirektor Wrabetz gratuliert zum Erfolg. In: ots.at. 12. November 2020, abgerufen am 12. November 2020.
  7. a b c Louis van Beethoven bei crew united, abgerufen am 20. September 2020.
  8. Louis van Beethoven. In: daserste.de. Abgerufen am 10. Dezember 2020.
  9. a b c d Thomas Gehringer: Fernsehfilm „Louis van Beethoven“. In: tittelbach.tv. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
  10. Ständiges Misstrauen, Süddeutsche Zeitung Nr. 298 vom 24.–27. Dezember 2020, S. 40.
  11. Radio Prague International: Bleibt gesund! In: radio.cz. 12. Januar 2021, abgerufen am 13. Januar 2021.
  12. "Louis van Beethoven" (AT). In: daserste.de. Abgerufen am 20. September 2020.
  13. Jakob Buhre: Biopic: „Louis van Beethoven“. In: concerti.de. 11. Dezember 2020, abgerufen am 12. Dezember 2020.
  14. Felix Maier: Primetime-Check: Freitag, 25. Dezember 2020. In: Quotenmeter.de. 26. Dezember 2020, abgerufen am 27. Dezember 2020.
  15. Wolfgang Höbel: Komponisten-Biografie in der ARD: Beethovens Talent für Kinnhaken. In: Spiegel Online. 22. Dezember 2020, abgerufen am 22. Dezember 2020.
  16. Jan Brachmann: Lebenslang ein fanatisches Kind In: FAZ.net vom 25. Dezember 2020
  17. TV-Kritik: Mut zur Lücke? Biografie über Beethoven verzichtet auf 35 Jahre – mit Erfolg; fr.de vom 25. Dezember 2020
  18. Helmut Mauró: Louis van Beethoven im Ersten: Kritik zu Beethoven-Film. Abgerufen am 30. Oktober 2021.
  19. "Ich und die anderen" bis "Landkrimi": Das sind die Nominierten der Branchen-ROMY. In: Kurier.at. 30. April 2021, abgerufen am 30. April 2021.
  20. Die Nominierten der DAFF 2021. In: daff.tv. Abgerufen am 22. September 2021.
  21. Uwe Mantel: Akademie-Fernsehpreis: "Totenwald" dominiert Nominierungen. In: dwdl.de. 21. September 2021, abgerufen am 22. September 2021.
  22. Manuel Weis: Akademie-Fernsehpreis: "Totenwald" sichert sich 2 Preise. In: Dwdl.de. 14. November 2021, abgerufen am 14. November 2021.