Loyset Liédet
Loyset Liédet (* um 1420 vermutlich in Hesdin; † nach 1484 in Lille[1]) war ein französisch-flämischer Schreiber, Maler und Illuminator.
Leben
BearbeitenLoyset Liédet arbeitete zunächst für die Herzöge von Burgund, Philipp den Guten und seinen Sohn Karl den Kühnen. Eine zweibändige Kopie eines historischen Textes enthält seine frühesten bekannten Arbeiten als Buchmaler, die der Schreiber 1454 in Hesdin (Frankreich) vermutlich in seinem Elternhaus aufgezeichnet hat. Seine frühen Arbeiten zeigen den Einfluss des französischen Malers und Illuminators Simon Marmion, der am burgundischen Hof beschäftigt war.
Um 1468 zog Liédet in die herzogliche Residenzstadt und kommerzielles Zentrum Brügge in Flandern, wo er 1469 Mitglied der Schreibergilde wurde. So arbeitete er im direkten Umfeld von so bekannten Künstlern wie Petrus Christus, der schon 1441 die Werkstatt von Jan van Eyck übernommen hatte und von Hans Memling, der sich um 1465 in der Stadt niedergelassen hatte. Liédet arbeitete besonders eng mit dem Schreiber und Organisator David Aubert zusammen.
Liédets reifer Stil zeigt helle, fast grelle Farben und steife Gliedmaßen mit oft stark beschatteten Flächen.[2] Die dargestellten Figuren werden als „schlaksig“[3] oder als „gehackt“[4] bezeichnet. In Brügge arbeitete er mit David Aubert.
Zahlreiche Urkunden zeugen von Liédets Laufbahn in Brügge, wo er Gelder empfing für Miniaturen in mindestens fünfzehn Handschriften zwischen 1468 und 1472. Liédet widmete einen Großteil seiner Arbeit um 1470 für das Ausmalen von Handschriften für Karl den Kühnen, innerhalb zweier Jahre produzierte er über 400 Miniaturen für ihn. Er war unter den Letzten einer Generation von flämischen Illuminaten, die fast ausschließlich im Auftrag tätig waren für die Mitglieder des burgundischen Hofes anstelle der Herstellung von Manuskripten zum Verkauf auf dem freien Markt.[2]
Werke (Auswahl)
BearbeitenEr hinterließ zahlreiche Miniaturen in Handschriften:
- Jean Froissart (Autor): Chroniques de France, 4 Bände, Paris, Bibliothèque nationale de France, fonds français ms. 2643 bis ms. 2646 Digitalisat der BNF von Buch I (angefertigt für Ludwig von Gruuthuse)
- 1468 bis 1472: 123 Miniaturen zu David Aubert, Histoire de Charles Martel. Es besteht aus vier Bänden mit 4000 Seiten, Königliche Bibliothek, Brüssel, erhalten sind 101 Miniaturen, davon wurden um 1700 fünfzehn Blatt entfernt, heute im Getty Museum.
Literatur
Bearbeiten- Friedrich Winkler: Loyset Liedet, der Meister des Goldenen Vließes und der Breslauer Froissart. In: Repertorium für Kunstwissenschaft 34 (1968), S. 224–231.
- Goerges Dogaer: Flemish Miniature Painting in the 15th and 16th Centuries. Amsterdam 1987, S. 106–112.
- Thomas Kren, Scot McKendrick (Bearb.): Illuminating the Renaissance The Triumph of Flemish Manuscript Painting in Europe. Ausstellungskatalog. Los Angeles 2003, S. 230–233, 256.
- Ilona Hans-Collas, Pascal Schandel: Manuscrits de Louis de Bruges (= Manuscrits Enluminés des Anciens Pays-Bas Méridionaux. Band 1). Paris 2009, S. 44–71.
- Bernard Bousmanne, Thierry Delcourt (Hrsg.): Miniatures Flamandes 1404–1482. Ausstellungskatalog. Paris 2011, S. 266–277 (Anne Dubois).
- Marc Rudolf de Vrij: Loyset Liedet. A Companion Piece. Manuscript Production in the Workshop of the 15th Century Bruges Illuminator and Stationar Lyset Liedet. Hilversum 2021.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ D. Vanwijnsberghe: Marketing Books for Burghers. Jean Markant’s Activity in Tournai, Lille and Bruges. In: Elizabeth Morrison, Thomas Kren (Hrsg.): Flemish Manuscript Painting in Context. 2006, S. 143.
- ↑ a b Kurzbiografie auf der Website des Getty Museum
- ↑ Stub auf answers.com (englisch)
- ↑ Artikel im Larousse (französisch)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Liédet, Loyset |
KURZBESCHREIBUNG | französisch-flämischer Maler und Illustrator |
GEBURTSDATUM | um 1420 |
GEBURTSORT | unsicher: Hesdin |
STERBEDATUM | nach 1484 |
STERBEORT | Lille |