Lubiatowo (Przelewice)

Dorf in Polen

Lubiatowo [lubjaˈtɔvɔ] (deutsch Lübtow) ist ein Dorf in der Woiwodschaft Westpommern in Polen.

Geographische Lage

Bearbeiten

Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa 40 km südöstlich von Stettin und etwa 10 km östlich von Pyrzyce (Pyritz), am nordwestlichen Rand des Płoń (Plönesee).

Durch das Dorf verläuft die von West nach Ost führende Woiwodschaftsstraße 122. Nachbarorte sind im Nordwesten Zaborsko (Sabes) und im Osten entlang der Woiwodschaftsstraße Ukiernica (Ückerhof).

Geschichte

Bearbeiten

Aus möglicherweise ur- oder frühgeschichtlicher Zeit stammen umfangreiche Funde, die im 19. Jahrhundert nach der Absenkung des Plönesees gemacht wurden. So wurden ab 1859 an beiden Seiten des früheren Ausflusses der Plöne aus dem Plönesee Pfähle, Hohlziegel, Werkzeuge und Waffen aus Eisen sowie Steingeräte gefunden, was als Pfahlbautensiedlung gedeutet wurde, entsprechend den bekannten, 1853/54 am Zürichsee gemachten Funden (vgl. Pfahlbauromantik).[1] Weitere, ähnliche Funde wurden 1876 gemacht, wobei die Siedlung nunmehr wegen der verwendeten Hohlziegel als nicht vor dem 13. Jahrhundert liegend datiert wurde.[2]

 
Rittergut Lübtow um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Das Dorf wurde erstmals 1235 urkundlich als Lubatow erwähnt; es diente in einer durch Herzog Barnim I. von Pommern für das Kloster Kolbatz ausgestellten Besitzbestätigung zur Grenzbeschreibung.[3] Es folgen Erwähnungen in weiteren Besitzbestätigungen für das Kloster Kolbatz, eine ebenfalls durch Herzog Barnim I. aus dem Jahre 1240[4] und eine durch die Markgrafen Johann I. und Otto III. von Brandenburg aus dem Jahre 1242.[5]

Lübtow war ein altes Lehen der adligen Familie von Schöning. Vor 1370 hatte Friedrich von Schöning drei Dörfer des Camminer Domkapitels überfallen, woraufhin das Domkapitel seine Burg Lübtow belagern und einnehmen ließ. Im Jahre 1372 verkauften die pommerschen Herzöge Kasimir III., Swantibor III. und Bogislaw VII. Lübtow, also den Platz der früheren Burg, den Hof und alle übrigen Besitzungen, an das Kloster Kolbatz. In den folgenden Jahrhunderten ging Lübtow dem Kloster Kolbatz wieder verloren, wann und wie ist nicht bekannt.[6]

Nach einer Urkunde von 1392 erhielt ein Johann von Schöning zehn Hufen Land in Lübtow vom Kloster Kolbatz zu Lehen. Später wurden die Güter Lübtow A und Lübtow B unterschieden, welche beide in der Familie Schöning blieben und meist bei unterschiedlichen Besitzern, zeitweise aber auch in einer Hand lagen. In Ludwig Wilhelm Brüggemanns Ausführlicher Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern (1784) wurde Lübtow unter den adligen Gütern des Pyritzschen Kreises aufgeführt. Damals bestanden in Lübtow 36 Haushaltungen („Feuerstellen“), darunter zwei Vorwerke, zwei Bauern und ein Schulmeister.[7]

Vor 1945 bildete Lübtow eine Landgemeinde im Kreis Pyritz in der Provinz Pommern. Im Jahre 1933 wurden 244 Einwohner gezählt, im Jahre 1939 nur noch 207 Einwohner.[8]

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Lübtow, wie ganz Hinterpommern, an Polen. Der Ortsname wurde als Lubiatowo polonisiert. Heute bildet der Ort ein eigenes Schulzenamt in der Gmina Przelewice (Gemeinde Prillwitz).[9]

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
 
Dorfkirche (2015)
  • Dorfkirche, ein spätgotischer Findlingsbau. Getrennt stehender Holzturm. In der Kirche ein Epitaph von 1615 für Ludecke von Schöning und seinen als Kind verstorbenen Sohn.

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Söhne und Töchter des Ortes

Bearbeiten

Mit dem Ort verbunden

Bearbeiten
  • Hermann von Schöning (1825–1898), Majoratsherr, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und Reichstagsabgeordneter, starb auf seinem Gut Lübtow

Siehe auch

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Flechsig-Buchvertrieb, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-439-X, S. 220. (mit Zeichnung des in der Dorfkirche aufgestellten Epitaphs)
Bearbeiten
Commons: Lübtow – Sammlung von Bildern

Fußnoten

Bearbeiten
  1. Hermann Konrad Wilhelm Hering: Die Pfahlbauten. In: Baltische Studien. Band 21 AF. 2. Heft. 1866, S. 9–20 (15–18).
  2. 39. Jahresbericht der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde. Anlage zu: Baltische Studien. Band 27 AF. 1877, S. 42–43.
  3. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 312.
  4. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 373.
  5. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 404.
  6. Hermann Hoogeweg: Die Grundbesitzerwerbung des Klosters Kolbatz. In: Baltische Studien. Band 19 NF. 1916, S. 57–58.
  7. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 2. Band. Stettin 1784, S. 151 f. (Online)
  8. Michael Rademacher: Landkreis Pyritz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Wykaz Sołtysów bei bip.przelewice.pl.

Koordinaten: 53° 10′ N, 15° 3′ O