Lucius Saevinius Proculus

römischer Politiker

Lucius Saevinius Proculus (vollständige Namensform Lucius Saevinius Luci filius Quirina Proculus) war ein im 2. Jahrhundert n. Chr. lebender römischer Politiker. Durch eine Inschrift,[1] die in Ancyra gefunden wurde und die auf 177 datiert wird, sind einzelne Stationen seiner Laufbahn bekannt. Seine Laufbahn ist in der Inschrift als cursus inversus, also in absteigender Reihenfolge wiedergegeben.

Proculus war zunächst für ein Jahr Quaestor in der Provinz Sicilia.[A 1] Nach der Quaestur wurde er Volkstribun sowie Praetor. Seine erste Position nach der Praetur führte ihn für ein Jahr als Legatus pro praetore erneut in die Provinz Sicilia, wo er dem dortigen Statthalter zugeordnet war. Danach wurde er als Legatus pro praetore dem Statthalter in der Provinz Asia zugeteilt. Während seines dortigen Aufenthalts wurde er mit Sonderaufträgen in den Verwaltungsbezirk der Kykladen entsandt. Durch eine weitere Inschrift[2] in griechischer Sprache, die in Ephesos gefunden wurde, kann seine Amtszeit in Asia auf etwa 166 (bzw. um 166/169)[3] datiert werden.[A 2] Im Anschluss war er um 168/170 (bzw. um 166/167)[4] iuridicus per Flaminiam et Transpadum.[5]

Als nächste Stufe in seiner Karriere übernahm Proculus um 170 bis 172 als Legatus legionis das Kommando über die Legio XXX Ulpia Victrix, die ihr Hauptlager in Vetera in der Provinz Germania inferior hatte. Danach wurde er um 173/174 Statthalter (Proconsul) in der Provinz Creta et Cyrene, um 174/175 bis 176/177 Statthalter (Legatus Augusti pro praetore) in der Provinz Cilicia und um 177/178 bis 179/180 Legatus Augusti pro praetore in der Provinz Galatia. Da er in der Inschrift aus Ancyra als consul designatus bezeichnet wird, dürfte er in den letzten Monaten des Jahres 180 einen Suffektkonsulat erreicht haben.[5]

Proculus war in der Tribus Quirina eingeschrieben. Möglicherweise war Saevinius Proculus sein Sohn.[5] Die Inschrift in Ancyra wurde durch die beiden Cornicularii Valerius Papirianus und Pompeius Cimaeus errichtet.

Siehe auch

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Literatur

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  • Werner Eck: Zur Verwaltungsgeschichte Italiens unter Mark Aurel: Ein Iuridicus per Flaminiam et Transpadanam. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 8, 1971, S. 71–79 (online).
  • Bernard Rémy: Les carrières sénatoriales dans les provinces romaines d’Anatolie au Haut-Empire (31 av. J.-C. – 284 ap. J.-C.) (Pont-Bithynie, Galatie, Cappadoce, Lycie-Pamphylie et Cilicie) (= Varia Anatolica. Band 2). Institut Français d’Études Anatoliennes, Istanbul 1989, ISBN 2-906059-04X (online).

Anmerkungen

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  1. In der Inschrift aus Ancyra ist weder das Vigintivirat noch der Militärdienst als Tribunus laticlavius angegeben, die der Quaestur normalerweise vorausgingen. Laut Werner Eck war Proculus vermutlich ein Angehöriger des römischen Ritterstandes (Eques), der in den Senatorenstand aufstieg; als Ritter könnte er bereits mehrere militärische Positionen übernommen haben. Bernard Rémy hält es für möglich, dass Proculus ursprünglich Ritter war, er schließt aber auch eine Herkunft aus dem Senatorenstand nicht aus; die beiden Positionen vor der Quaestur wurden ihm vermutlich erlassen.
  2. In der Inschrift aus Ephesus stehen zwei Aussagen, die für eine Datierung der Amtszeit von Proculus auf den Kykladen in Frage kommen. Ephesus war im Besitz der zweiten Neokorie (δὶς νεωκόρου τῶν Σεβαστῶν Ἐφεσίων), von daher kann der Zeitraum zunächst auf 133 bis 212 eingegrenzt werden. Außerdem war Proculus auf den Kykladen als Legat von zwei (oder drei) Kaisern tätig (πρεσβευτὴν Αὐτοκρατόρων νήσων Κυκλάδων). Dabei handelt es sich entweder um Mark Aurel und Lucius Verus (161–169), um Mark Aurel und Commodus oder um Septimius Severus und Caracalla (und möglicherweise Geta). Werner Eck hält den Zeitraum zwischen 166/167 bis 168/169 für wahrscheinlich, schließt aber nicht aus, dass die Amtszeit von Proculus in die gemeinsame Regierungszeit von Mark Aurel und Commodus fällt. Bernard Rémy datiert die Amtszeit auf ca. 166.

Einzelnachweise

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  1. Inschrift aus Ancyra (AE 1971, 462).
  2. Ephesos 1507. epigraphy.packhum.org, abgerufen am 26. November 2020 (englisch).
  3. Werner Eck: Zur Verwaltungsgeschichte, S. 72–78.
  4. Marcus Reuter: Legio XXX Ulpia Victrix. Ihre Geschichte, ihre Soldaten, ihre Denkmäler (= Xantener Berichte. Band 23). Philipp von Zabern, Mainz 2012, ISBN 978-3-8053-4586-6, Nr. 9, S. 59 (online).
  5. a b c Bernard Rémy: Les carrières, Nr. 120, S. 155–157.