Lucy D’Souza-Krone

aus Indien stammende Malerin
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Lucy D’Souza-Krone (* 22. September 1949 in Siolim, Goa) ist eine aus Indien stammende Malerin. Bekannt geworden ist sie durch das von ihr gemalte Hungertuch Biblische Frauengestalten – Wegweiser zum Reich Gottes, das das Bischöfliche Hilfswerk Misereor 1990 herausgab und das von zahlreichen Kirchengemeinden im In- und Ausland gezeigt wurde.

Lucy D'Souza-Krone (2022)

Geboren 1949 in dem kleinen Dorf Siolim in Goa an der Westküste Indiens, wuchs Lucy D’Souza in ihrer römisch-katholischen Familie in Dehradun am Fuße des Himalaya-Gebirges auf und besuchte ein katholisches Internat in Meerut. Sie studierte an der Hochschule von Agra und arbeitete zunächst als Lehrerin. Ab 1976 wurde sie als Sozialarbeiterin tätig auf dem Gebiet der Aus- und Weiterbildung für benachteiligte Frauen und Kinder. 1983 schloss sie sich nahe Bangalore der Indian School of Art for Peace (INSCAPE) an und lernte bei dem bekannten Maler Jyoti Sahi.[1] 1989 wurde sie von Misereor nach Deutschland eingeladen und malte in Aachen das Hungertuch Biblische Frauengestalten – Wegweiser zum Reich Gottes.[2] 1996 heiratete sie und lebt seitdem mit ihrem Mann Andreas Krone in Deutschland, zurzeit in Siefersheim (Landkreis Alzey-Worms, Rheinland-Pfalz); sie hat die deutsche Staatsangehörigkeit.

Das Werk der Künstlerin ist geprägt von den Kindheitsjahren an der Meeresküste Goas und später dem Anblick der Himalaya-Berge. In D’Souza-Krones Bildern spielen die Erde, das Wasser, der Himmel und die Bäume eine wichtige Rolle. Ihre Bilder kreisen um Fragen der Spiritualität, um Frauen, um den Dialog der Religionen, Umwelt und Klima.

 
Das Misereor-Hungertuch, hier im Kloster Wernberg in Kärnten

Durch das Misereor-Hungertuch wurde die Malerin bekannt. Es wurden 10.000 große Tücher auf Stoff und 50.000 kleine Exemplare verbreitet, dazu etwa drei Millionen Reproduktionen. Die Theologin Gudrun Löwner, von der EKD beauftragte Pfarrerin für Südindien, bezeichnete sie 2001 in einer Laudatio auf dem Evangelischen Kirchentag in Frankfurt als die bekannteste indische Künstlerin in Deutschland, die ihre Popularität und Breitenwirkung ihrem Hungertuch Frauengestalten in der Bibel verdanke. Sie sei „für viele Frauen in Indien und Europa zu einer Kultfigur der feministischen Theologie geworden“. D’Souza-Krone erhielt bei diesem Anlass den „Preis des FrauenKirchenKalenders für Gottespoetinnen“.[3]

Neben dem Misereor-Hungertuch fand vor allem ihr fünfteiliges Gemälde Das weibliche Antlitz Gottes Beachtung, das aus der Begegnung des Christentums mit dem traditionellen indischen Denken und Glauben hervorgegangen ist.[4]

Viele ihrer Bilder, Mandalas und andere – so z. B. eine Serie zum Thema Engel – wurden auf Kirchentagen, Katholikentagen und an anderen Orten gezeigt. Für die Jahrtausendwende schuf sie 1999 ein mehrteiliges Werk zum Pilgern: Unterwegs zum Licht.[5] Eine vierteilige Serie trägt den Titel Maria und die vier Elemente. Darin wird Maria in Beziehung gesetzt zu Feuer, Luft, Wasser und Erde, und es wird auf Hymnen des Kirchenvaters Ephräm dem Syrer Bezug genommen.[6] In der Reihe Die neun Stimmungen der Seele greift die Malerin zurück auf ein philosophisch-psychologische System Indiens, setzt Christentum und Hinduismus zueinander in Beziehung, indem verschiedene Stimmungen und die damit verbundenen Energiefelder in Form von Gesichtern dargestellt werden.[7]

Der indische Theologe und Priester Sebastian Painadath SJ äußerte 2020: „Lucy D’Souza-Krone ist eine Brückenbauerin zwischen Ost und West, zwischen indischer Kultur und christlichem Glauben. Mit ihren geistvollen Bildern hat sie einen Stil entwickelt, mit dem sie die christliche Spiritualität mit indischen Symbolen befruchtet, die verlorene Dimension der Mystik im Christlichen wachruft und vor allem die unterdrückte weibliche Gestalt des Göttlichen wiederherstellt. Lucy ist keine Fachtheologin, aber ihre Bildersprache hat eine gewaltige Botschaft an die Fachtheologen in der Kirche heute.“[8]

Die Reihe Abraham, Sara, Hagar – vom Segen der uns gemeinsam ist entstand durch einen mehrmonatigen Aufenthalt im Nahen Osten.[9] In der Serie Kunst fürs Klima[10], die auch bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 2013 in Busan (Korea) gezeigt wurde, werden biblische Texte im Horizont der Gegenwart mit Mitteln der Kunst interpretiert, um deutlich zu machen, wie menschliches Handeln die zukünftigen Lebensbedingungen auf diesem Planeten beeinflusst.

D'Souza-Krones Bild Gottes Auge wacht über der Erde ist das Titelbild einer Veröffentlichung zum Klimawandel, die 2016 im Verlag des Ökumenischen Rates der Kirchen (WCC Publications) erschien.[11] Auch die Titelbilder eines zweibändigen Handbuchs der Marienkunde stammen von Lucy D’Souza-Krone.[12]

Bilder (Auswahl)

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  • Der gebende Baum (1984)
  • Mandala der fünf Elemente: Brennend im Geist (1985)
  • Hohelied der Liebe im Mangohain (1987)
  • Misereor Hungertuch: Biblische Frauengestalten – Wegweiser zum Reich Gottes (1989)
  • Das weibliche Antlitz Gottes (1990)
  • Die christlichen Feste Indiens (1991)
  • Maria und die vier Elemente (1991)
  • Die neuen Stimmungen der Seele (1993)
  • Die Heilung der gekrümmten Frau (1995)
  • Die vier Ahnmütter Jesu (1996)
  • Bilder zum Sonnengesang des Franz von Assisi (1998)
  • Tisch der Nationen (1999)
  • Bilder zum Kathakalitanz und fünf Elemente (2001)
  • Bilderreihe zu Abraham, Sara, Hagar, Isaak und Ismael (2002–2003)
  • Bilderreihe zu Engeln (2004–2007)
  • Bilderreihe Kunst fürs Klima (2008ff)

Ausstellungen und Projekte (Auswahl)

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Veröffentlichungen

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  • My Lifestory. In: F. Yasas (Hrsg.) Images of women in secular Institutes in India. Pune 1990, S. 105–142.
  • Vijaya’s story. Patriarchy in operation. In: In God’s image. journal of Asian Women’s Resource Centre for Culture and Theology. Kuala Lumpur 1997, Bd. 16, Nr. 3, S. 9f.
  • mit Christiane Hetterich, Marly Krebs, Klaus Vellguth: Frauenvisionen. Ein Arbeitsheft. missio Aachen 1997.
  • Die neun Stimmungen der Seele, Die Feste Indiens. In: Ausstellungskatalog. Evangelische Akademie Loccum 1998.
  • mit Claudia Schäble, Simone Rappel: Kinder der Welt – vereint an (s)einem Tisch. Elemente zur Vorbereitung auf die Erstkommunion. missio München, München 2000.
  • mit Christiane Hetterich, Maly Krebs: Das Heilige in weiblicher Gestalt. Eine interreligiöse Begegnung. Missio Aachen 2004.
  • Reflections on Sarah, Hagar and Jesus’ foremothers. In: In God’s image. journal of Asian Women’s Resource Centre for Culture and Theology. Kuala Lumpur 2008, Bd. 27,4, S. 33–35.
  • mit Andreas Krone: Kunst fürs Klima, eine Gemäldereihe, Predigten für das Klima, Anregungen zu den Festen der Kirche. Niddatal/Kaichen 2011.
  • mit Andreas Krone: Art for climate. In: In God’s image. Journal of Asian Women’s Resource Centre for Culture and Theology. Kuala Lumpur 2012, Bd. 31,1, S. 39–43.
  • Art for Climate Justice. In: Ji-Sun Kim (Hrsg.): Making Peace with the Earth, Action and Advocacy for Climate Justice. WCC Publications, Genf 2016, S. 181–187. [2].
  • Unterwegs mit Gottvertrauen. Mein Leben – meine Bilder. 4. ergänzte Auflage, Altenstadt 2020.

Literatur

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  • Anand Amaladass, Gudrun Löwner: Christian themes in Indian Art. New Delhi 2012, S. 277–281.
  • Andreas Krone: Ein Mediationstuch für die Pilgerbewegung. In: Unterwegs zum Leben. Ökumenische Pilgerwege in Europa. (Hrsg.: Ev. Missionswerk in Deutschland) Hamburg 1999, S. 68f.
  • Gudrun Löwner: The Christian Indian feminist artist Lucy D’Souza and her art in German churches. A story of conflict and accepteance. In: What does it mean today to be a feminist theologian? (= Jahrbuch der Europäischen Gesellschaft für die Theologische Forschung von Frauen 4) Kampen 1996, S. 103–115.
  • Gudrun Löwner: Christliche Themen in der indischen Kunst. Von der Mogulzeit bis heute. Frankfurt 2009, S. 189–191.
  • Gudrun Löwner: Intercultural dialogue in art and religion. New Delhi 2018, S. 115–124.
  • Misereor (Hrsg.): Arbeitsheft zum Misereor Hungertuch 1990. Aachen 1990.
  • Von Osten und Westen, von Norden und Süden, Ökumenische Pilgerwege. Missio Aachen 2000.
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Einzelnachweise

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  1. Lucy D’Souza-Krone: Die neun Stimmungen der Seele. Die Feste Indiens. In: Akademie Loccum: Ausstellungskatalog 1998.
    Lucy D’Souza-Krone: Unterwegs mit Gottvertrauen. Mein Leben – meine Bilder. 4. ergänzte Auflage, Altenstadt 2020. Lucy D’Souza: My Lifestory. In: F. Yasas (Hrsg.): Images of women in secular Institutes in India. Pune 1990, S. 105ff.
    Gudrun Löwner: Christliche Themen in der indischen Kunst. Von der Mogulzeit bis heute. Frankfurt 2009, S. 189.
  2. Misereor Hungertuch, Hrsg. Misereor und dazu erschienenes Arbeitsheft, Aachen 1990; Gudrun Löwner: Intercultural dialogue in art and religion. New Delhi 2018, S. 117–119.
  3. Laudatio für Lucy D´Souza-Krone anlässlich der Verleihung des Preises für Gottespoetinnen durch Hanna Strack, 15. Juli 2001 - Kirchentag Frankfurt
    Ausstellungskatalog, Evangelische Akademie Loccum 1998; siehe auch: Anand Amaladass, Gudrun Löwner: Christian themes in Indian Art. New Delhi 2012, S. 278–280.
  4. Ausstellungskatalog, Evangelische Akademie Loccum 1998; Anand Amaladass, Gudrun Löwner: Christian themes in Indian Art. New Delhi 2012, S. 278f; Gudrun Löwner: Intercultural dialogue in art and religion. New Delhi 2018, S. 119–122.
  5. Andreas Krone: Ein Mediationstuch für die Pilgerbewegung. In: Unterwegs zum Leben. Ökumenische Pilgerwege in Europa. (Hrsg.: Ev. Missionswerk in Deutschland) Hamburg 1999, S. 68f; missio Aachen Von Osten und Westen, von Norden und Süden. Ökumenische Pilgerwege. Aachen 2000.
  6. Gudrun Löwner: Christliche Themen in der indischen Kunst. Von der Mogulzeit bis heute. Frankfurt 2009, S. 189.
  7. Gudrun Löwner: Intercultural dialogue in art and religion. New Delhi 2018, S. 123f.
  8. Sebastian Painadath in: Lucy D’Souza-Krone: Unterwegs mit Gottvertrauen. Meine Leben, meine Bilder. Altenstadt 2020, S. 7.
  9. Gudrun Löwner: Intercultural dialogue in art and religion. New Delhi 2018, S. 124.
  10. Lucy D’Souza-Krone, Andreas Krone: Art for climate. in: In God’s image. Journal of Asian Women’s Resource Centre for Culture and Theology. Kuala Lumpur 2012, Bd. 31,1, S. 39–43.
  11. Grace Ji-Sun Kim (Hrsg.): Making Peace with the Earth, Action and Advocacy for Climate Justice. Genf 2016. [1].
  12. Wolfgang Beinert, Heinrich Petri (Hrsg.): Handbuch der Marienkunde. Theologische Grundlegung – Geistliches Leben. 2. Auflage, Pustet, Regensburg 1996.
  13. Günther Sander: „Weibliches Antlitz Gottes“. Indische Künstlerin stellt bis zum 18. November in Aachen aus. In: Aachener Nachrichten Nr. 253 (31. Oktober 1995), S. 18.
    Malen als Meditation und Gebet. Die Künstlerin Lucy D'Souza zeigt „Das weibliche Antlitz Gottes“. In: Aachener Volkszeitung Nr. 254 (1. November 1995), S. 20.
  14. emory.edu: Emory Report October 2, 2000
  15. hausamdom-frankfurt.de: Lucy D`Souza - Gott weiblich: hinduistische und christliche Gottesbilder