Ludmila Frajt
Ludmila Frajt (serbisch-kyrillisch Лудмила Фрајт; * 31. Dezember 1919 in Belgrad; † 14. März 1999 ebenda) war eine serbische bzw. jugoslawische Komponistin.
Leben
BearbeitenLudmila Frajt wurde in eine aus Tschechien nach Serbien eingewanderte Musikerfamilie geboren. Ihr Vater Jovan (Jan) Frajt (1882–1938) stammte aus Pilsen, wirkte als Geiger am Nationaltheater in Belgrad, leitete ein Salonorchester und Gesangvereine und komponierte Werke verschiedener Gattungen. Er gründete den 1921–1941 existierenden Belgrader Musikverlag Edition Frajt, den nach seinem Tod sein Sohn Stevan Frajt übernahm.
Nach erstem Unterricht im Elternhaus besuchte Ludmila Frajt die Serbische Musikschule in Belgrad, wo Josip Štolcer-Slavenski einer ihrer Lehrer war. 1938 begann sie ein Kompositionsstudium an der im Jahr zuvor gegründeten Belgrader Musikakademie (der heutigen Universität der Künste Belgrad bei Miloje Milojević (1884–1946), das sie jedoch bedingt durch den Zweiten Weltkrieg unterbrechen musste und erst nach der Befreiung des Landes fortsetzen konnte. Nach dem Tod Milojevićs schloss sie ihr Studium bei Štolcer-Slavenski ab. Mit ihm und seiner Frau Milana Ilić verband sie eine enge Freundschaft. Beide waren Trauzeugen bei ihrer Hochzeit mit Mile Franović. Nur drei Jahre später fiel dieser an der so genannten syrmischen Front.
Zu den ersten Nachkriegsbeschäftigungen Frajts gehörte 1944/1945 die Leitung des Kinderchors des Pioniertheaters in Belgrad. 1946–1952 war sie Leiterin der Musikabteilung von Avala Film, 1952–1958 stellvertretende Musikchefin von Radio Belgrad, anschließend bis zu ihrer Pensionierung 1972 Generalsekretärin der Musikkommission des Jugoslawischen Hörfunks und Fernsehens. Als Forscherin befasste sie sich mit Musikethnographie und der Sammlung originaler Volksmusikinstrumente. Neben ihren Werken für den Konzertbereich entstanden zahlreiche Arbeiten für Hörfunk und Filmmusik. Insbesondere in den 1960er und 1970er Jahren flossen Elemente der internationalen Avantgarde in ihre eigenen Kompositionen ein. So beschäftigte sie sich etwa auch mit Aleatorik und Elektroakustik. Ein Schwerpunkt ihres Schaffens war Musik für Kinder, wofür sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Anlässlich des Gedenkens an ihren 100. Geburtstag würdigte die Serbische Akademie der Wissenschaften und Künste am 18. November 2019 Ludmila Frajt mit einem Festkonzert in Belgrad.[1]
Werke (Auswahl)
BearbeitenOrchester, Kammerorchester, Ensemble
Bearbeiten- Sinfonie in D (1946)
- Ekloge für Kammerorchester (1975)
- Musik für 13 Streichinstrumente (1982)
Soloinstrument und Orchester
Bearbeiten- Svirač i ptice (Der Spielmann und die Vögel). Rhapsodie für Klarinette und Orchester (1966)
Solo, Duo und Kammermusik
Bearbeiten- Fünf Präludien für Harfe (1953–1965)
- Silberklänge für Streichquartett und Silberlöffel (1972)[2]
- Episoden für Flöte und Klavier (1976)
- Drei Nocturnes für Flöte und Gitarre (1982)
Vokalmusik
Bearbeiten- Ein ungewöhnlicher Musikant. Sinfonische Geschichte für Kinder nach Worten von Desanka Maksimović (1965)
- Abschiedslieder nach Volksdichtung für gemischten Chor (1969)
- Lieder der Nacht. Kantate nach eigenen Worten für Frauenchor und Kammerorchester (1970)
- Wiegenlied für Sopran und Kinderspielzeug (1971)
- Threnodie für Frauenchor (1973)
- Glocken zu einem Text von Zvonimir Brkić für gemischten Chor und Tonband (1981)
Elektroakustische Musik
Bearbeiten- Asteroiden (1967)
- Nocturne (1975)[3]
- Figuren in Bewegung (1979)
Literatur
Bearbeiten- Stana Djurić-Klajn: Ludmila Frajt, in: Serbian Music Through the Ages. Serbischer Komponistenverband, Belgrad 1972, S. 182
- Ivana Medić: Ludmila Frajt – eine andere serbische Komponistin, in: Sveske Nr. 77, Novi Sad September 2005, S. 208–214
- Ivana Medić: Josip Slavenski gewidmet, in: Mirjana Živković (Hrsg.): Јosip Slavenski i njegovo doba (Josip Slovenski und seine Zeit). Fakultät für Musik/Serbischer Komponistenverband, Belgrad 2007
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Ludmila Frajt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ivana Medić: Frajt, Ludmila, in Grove Music Online, 2001, rev. 2014
- Tatjana Marković: Frajt, Frait – Familie, in MGG Online, 2001/2016
- Ludmila Frajt: Biografie und Werke im Certosa Verlag
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ „Concert on the occasion of 100 years since the birth of Ludmila Frajt“, auf www.sanu.ac.rs (englisch/serbisch)
- ↑ Programm zur Aufführung am 10. Oktober 2024 im Echoraum Wien
- ↑ Female sound pioneers – Nokturno by Ludmila Frajt, auf unearthingthemusic.eu, abgerufen am 31. Dezember 2024
Personendaten | |
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NAME | Frajt, Ludmila |
ALTERNATIVNAMEN | Фрајт, Лудмила (srS) |
KURZBESCHREIBUNG | serbische bzw. jugoslawische Komponistin |
GEBURTSDATUM | 31. Dezember 1919 |
GEBURTSORT | Belgrad |
STERBEDATUM | 14. März 1999 |
STERBEORT | Belgrad |